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Germanwings-Crash: Lufthansa gerät weiter unter Druck

Nach dem durch den psychisch schwerst kranken Ersten Offizier absichtlich verursachten Absturz eines A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings, gerät die Lufthansa jetzt weiter unter Druck. Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, soll die Lufthansa das Luftfahrtbundesamt nämlich nicht über die ihr seit 2009 bekannten psychischen Probleme des Ersten Offiziers Andreas Lubitz informiert haben.

"Es trifft nicht zu, dass das Luftfahrtbundesamt über die medizinischen Hintergründe im Fall L. unterrichtet war", zitierte die Zeitung einen Sprecher des LBA. Das Luftfahrtbundesamt habe demnach "bis zum Zeitpunkt der Akteneinsicht am 27. März 2015 im Aeromedical Center der Lufthansa in Frankfurt keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe" gehabt.

Das, so die "Welt", könnte jetzt Konsequenzen für den medizinischen Dienst der Lufthansa nach sich ziehen.

So schreibt die Zeitung wörtlich: "Denn viel spricht dafür, dass sie das Amt in Braunschweig hätten informieren müssen. So muss ein Flugmediziner seit April 2013 bei schweren Krankheiten wie einer Depression den Fall an das LBA "verweisen", wie es im Fachjargon heißt. Seither hat es noch zwei Tauglichkeitsprüfungen gegeben – und zwar im Sommer 2013 und 2014. Zudem gab es in der Lizenz des Copiloten einen sogenannten SIC-Vermerk, der vorschreibt, dass der untersuchende Arzt die lizenzvergebende Behörde kontaktieren muss. Das ist aber nicht geschehen, wie das Amt nun bestätigt."

Zudem habe die "Welt" recherchiert, dass die Lufthansa - obwohl ihr die psychischen Probleme von Lubitz seit 2009 bekannt waren (was die Lufthansa jedoch tagelang bestritten hatte) - in den vergangenen Jahren keine zusätzlichen psychiatrischen Gutachten über Lubitz erstellen ließ.

Lufthansa schweigt

Auf "Welt"-Anfrage habe sich die Lufthansa, sie ist auch Konzernmutter der österreichischen Austrian Airlines, ein Schweigen gehüllt und diese Vorwürfe nicht kommentieren wollen.

Sparte Lufthansa beim eigenen medizinischen Dienst?

Härter und schärfer wird auch die Kritik am Lufthansa-Management, da die Airline ihren medizinischen Dienst in den vergangenen Jahren finanziell regelrecht ausgehungert habe. Die "Welt" schreibt, dass die Ärzte des Aeromedical Centers der Lufthansa in Frankfurt "überfordert" gewesen seien und deshalb "immer weniger Zeit für Tauglichkeitsprüfungen" von Piloten gehabt hätte. Das Blatt beruft sich dabei auf einen "Kenner des Bereiches".

Die Zeitung schreibt zudem, dass ihr "vorliegenden Personaltableaus" die Vorwürfe bestätigen würden. Derzeit beschäftige die Lufthansa nur noch elf Fliegerärzte für alle Piloten, davon zwei in Teilzeit. Zitat aus dem Bericht: "Und drei haben entweder gekündigt oder gehen bald in Rente."

Ein Lufthansa-Sprecher dementierte die Vorwürfe laut "Welt" umgehend und ergänzte: "Insofern sagt die Zahl der beim medizinischen Dienst beschäftigten Ärzte nichts über die insgesamt verfügbaren Kapazitäten aus. Unterstellte personelle Veränderungen – selbst wenn sie zutreffend sein sollten – haben nichts mit der Qualität der flugmedizinischen Untersuchungen zu tun."

(red / Titelbild: Die Trümmer der abgestürzten Maschine in den französischen Alpen - Foto: BEA)