Juristisch ist der Fall indes noch immer nicht abgeschlossen, weil Russland die Herausgabe des Wracks an Polen verweigert - mit der Begründung, dass Polen einige wichtige Fragen nicht beantwortet habe.
Erst kürzlich hatten polnische Medien "gleakte" Aufzeichnungen des Cockpit Voice Recorders der verunglückten Maschine veröffentlicht, die einen schon länger bestehenden Verdacht erhärteten. Demnach seien die Piloten womöglich von ranghohen Militärs und Politikern unter Druck gesetzt worden, die Landung in Smolensk durchzuführen, obwohl das Wetter dafür zu schlecht war.
Auf den Aufzeichnungen sei zudem zu hören, dass Personen "im oder rund um das Cockpit" Alkohol konsumierten und auf die Crew einredeten, zu landen. Diese habe die nicht zur Flugbesatzung gehörenden Personen wiederholt aufgefordert, das Cockpit zu verlassen oder aber sich ruhig zu verhalten. Mindestens zwei Personen, die nicht zur Besatzung gehörten, seien demnach während des Landeanfluges im Cockpit anwesend gewesen. Eine davon war offenbar der Protokollchef, welcher dem Flugkapitän noch eine Viertelstunde vor dem Absturz gesagt habe: "Wir versuchen es so oft bis wir es schaffen."
Als gesichert gilt mittlerweile auch, dass ein Pilot, der sich in einem früheren Fall einer ähnlichen (indirekten) präsidialen Anweisung widersetzte, berufliche Konsequenzen zu tragen hatte. Für die Ermittler ist dies einer der Gründe, weshalb die Crew die Landung unbedingt versuchen wollte.
Die Cockpit-Besatzung bestand aus Flugkapitän Arkadiusz Protasiuk, dem Ersten Offizier Robert Grzywna, dem Navigator Artur Ziętek sowie Flugingenieur Andrzej Michalak. Als Flugbegleiter waren auf diesem Flug Natalia Januszko (22), Barbara Maciejczyk (29) und Justyna Moniuszko (24) an Bord.
(red / Titelbild: Die verunglückte "101" - Foto: Austrian Wings Media Crew / Alle übrigen Fotos: Archiv Austrian Wings / Screenshot YouTube / Wikipedia - wir ersuchen die unterschiedlichen Formate und Qualität der Aufnahmen zu entschuldigen)