Der Beginn
Bereits im Juni 2004 wurde ein Notarzthubschrauber in Oberwart stationiert. Damals war dies ARA 4, betrieben von einer Tochtergesellschaft der Deutschen Rettungsflugwacht. Diese übergab dann am 1. Mai 2005 den Stützpunkt an den Christophorus Flugrettungsverein. „Christophorus 16“ war geboren.
Am Beginn der Flugrettung im Südburgenland gab es viele Skeptiker, weshalb vor mehr als 10 Jahren vorerst nur mit einem Probetrieb begonnen wurde. Schon nach kurzer Zeit war aber ersichtlich, dass der Notarzthubschrauber C 16 eine wichtige Ergänzung zum gut funktionieren bodengebunden Notarztsystem war und dieses ausgezeichnet ergänzen konnte. Die Vorteile der Flugrettung wurden rasch in die Einsatztaktik der Rettungsorganisationen integriert - und damit die Hilfsfrist ganz wesentlich verbessert. Patienten und Patientinnen profitieren am meisten von der raschen Verfügbarkeit und der schnellen Überwindung von großen Distanzen durch den Hubschrauber.
Wichtig ist die Flugrettung aber auch für die Versorgung und den raschen Transport von Notfallpatienten in Spezialabteilungen nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, die in der Regel in weiter entfernten Versorgungseinrichtungen der Ballungszentren zur Verfügung gelegen sind. Hier bringt der Einsatz von Notarzthubschraubern ganz entscheidenden Zeitgewinne sowie eine schnelle und schonende Transportmöglichkeit. Notarzthubschrauber und die bodengebunden Notarztsysteme ergänzen sich bei gut durchdachter Einsatztaktik und Ausrückordnung perfekt.
Piloten
Erster Stützpunktleiter im damals provisorischen Stützpunkt im Zelt beim Fleckviehzuchtverband war Cpt. Franz Putz, der diese Funktion ein Jahr später an Cpt. Fritz Wallner übergeben hat. Fritz Wallner hat in dieser Funktion nicht nur den Neubau des Stützpunktes geleitet, der im Oktober 2006 in Betrieb genommen wurde, er ist auch mit über 12.000 Flugstunden einer der erfahrensten Hubschrauberpiloten der Christophorus Flotte und ein Garant für Kontinuität und Zusammenhalt der Mannschaft. Cpt. Stephan Schneider und Cpt. Bernd Schweiger ergänzen, unterstützt von vielen “Gastpiloten“, das Team um Wallner.
Notarztteam
Leitender Notarzt ist seit Beginn der Flugrettung in Oberwart Dr. Manfred Beham. Derzeit gehören 17 Notärzte aus Oberwart, Hartberg, Fürstenfeld, Feldbach, Wagna, Leoben, Graz, Wien und Wr. Neustadt zum Team von Dr. Beham. Dr. Beham ist Notfallmediziner der ersten Stunde, weit über die Landesgrenzen hinaus anerkannt und für Innovation und Weiterentwicklung der Notarztsysteme und deren Ausrüstung bekannt. Gleichzeitig ist Beham auch Leiter des Oberwarter Notarztdienstes und Qualitätsbeauftragter der Landessicherheitszentrale in medizinischen Angelegenheiten.
Notärzte / Notärztinnen
Dr. Manfred Beham, Dr. Doris Böhm, Dr. Mathias Edlhofer, Dr. Erwin Pollanz – KH Oberwart, Dr. Wihelm Urschl, Dr. Martin Kohl – KH Hartberg, Dr. Dietmar Zotter, Dr. Ronald Nikitscher, Dr. Wolfgang Waidbacher – KH Fürstenfeld/Feldbach, Dr. Armin Gradwohl, Dr. Dietmar Schauer – KH Barmherzigen Brüder Graz, Dr. Kerstin Schröttner – Marienkrankenhaus Vorau, Dr. Jakob Rauter – KH Wagna, Dr. Thomas Kral – UKH Meidling, Dr. Stefan Glaser – KH Wr. Neustadt, Dr. Sabine Gabor – KH Leoben, Dr. Regine Brixel – prakt. Ärztin in Fürstenfeld
Flugrettungssanitäter
Der Autor dieser Zeilen, Hans-Peter Polzer ist, ebenfalls seit Beginn der Flugrettung im Südburgenland, Leitender Flugrettungssanitäter. Polzer ist seit mehr als 30 Jahren beruflich beim Roten Kreuz Burgenland beschäftigt, ist Rettungsdienstleiter des Roten Kreuzes Burgenland und anerkannter Experte im Rettungswesen.
Neun der gegenwärtig zwölf Flugrettungssanitäter (Notfallsanitäter) sind schon seit ARA Zeiten dabei und haben somit große Einsatzerfahrung sammeln können.
Neun Flugrettungssanitäter kommen vom Roten Kreuz Burgenland, drei vom Roten Kreuz Steiermark. Ein ehemaliger Notfallsanitäter, Dr. Wilhelm Urschl, hat Medizin studiert und ist mittlerweile von seinem ursprünglichen Platz im Hubschrauber vorne links auf den Platz des Notarztes nach hinten gewechselt. Er ist nunmehr Notarzt am C 16. Ein weiterer noch als Notfallsanitäter aktiver Kollege, Dr. Philipp Karner, hat ebenfalls Medizin studiert und die Ausbildung zum Notarzt absolviert. Auch er wird in den nächsten Monaten als Notarzt tätig werden und damit in den hinteren Teil des Helikopters wechseln.
Die Flugretter: Hans-Peter Polzer – Rotes Kreuz Landesverband Burgenland, Siegfried Eichberger, Günter Kleinrath, Bernhard Kothgasser, Norbert Muhr, Gerd Nemeth, Markus Tuider, Rainer Ulreich – Rotes Kreuz Oberwart, Stefan Schuch – Rotes Kreuz Güssing, Albin Wieser und Reinhard Peinsipp – Rotes Kreuz Hartberg, Philipp Karner – Rotes Kreuz Steiermark
Einsätze
Christophorus 16 ist täglich von 7.00 Uhr bis Sonnenuntergang einsatzbereit. Das Einsatzgebiet erstreckt sich vom Mittelburgenland über die Bucklige Welt, das Wechselgebiet, das Joglland bis zu den Fischbacher Alpen, das oststeirische Hügelland über das Südburgenland bis zur Slowenischen und Ungarischen Grenze. Es gibt aber auch, wenn die dort zuständigen Notarzthubschrauber im Einsatz sind, Einsätze im Seewinkel, am Neusiedlersee oder in der Südsteiermark. C 16 ist einer von drei nicht alpinen Stützpunkten, d.h., dass hier von hier aus keine Alpineinsätze mit Taubergung geflogen werden. Selten aber doch kommen jedoch auch Einsätze in alpinem Gelände vor. C 16 war beispielsweise bei einem Lawineneinsatz auf der Rax oder bei einem Notfall am Schneeberg im Einsatz. Aber auch Schigebiete (Wechsel, Joglland, Semmering, …) liegen im Versorgungsgebiet.
Rund 60 % der Einsätze werden von C 16 im Burgenland geflogen, 28 % in der Steiermark und 12 % in Niederösterreich.
Dabei handelt es sich bei mehr als 78 % um Primäreinsätze, d.h. der Patient wird direkt vom Notfallort abgeholt. Circa 13 % sind Sekundäreinsätze, das sind „Verlegungsflüge“ von einem Krankenhaus in ein anderes, in der Regel höherwertigeres, Krankenhaus. 9 % sind Fehleinsätze. Fünf Mal wurde C 16 auch bereits zu Einsätzen nach Ungarn alarmiert. 43 Prozent aller Notfälle sind internistisch, 13 Prozent neurologisch. Danach folgen Verkehrs-, Sport- und Freizeitunfälle. Die wichtigsten Krankenhäuser die von C 16 angeflogen werden sind Oberwart und Graz.
Jüngster Patient war ein kleiner Mann in der Buckligen Welt, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder gut 4 Wochen vor dem Termin zur Welt gekommen ist, bereits nach 2 Wochen das Krankenhaus verlassen konnte, sich beim Stillen verschluckte und kurzfristig keine Luft bekam. Dem jungen Mann ist es beim Eintreffen von C 16 schon wieder gut gegangen. Nach kurzer Versorgung wurde er zur weiteren Beobachtung dennoch ins Krankenhaus gebracht. Übrigens: der junge Mann war ganze 600 Gramm schwer und eigentlich erst, vom Geburtstermin gerechnet „minus 2 Wochen“ alt! Der älteste Patient war übrigens ein gutes Jahrhundert älter, nämlich 101.
Tagesrekord an Einsätzen war 7, und das hat es mehrmals in den 10 Jahren gegeben, am öftesten im Jahr 2009, nämlich 5 x. Zuletzt erst wieder am 16.6.2015. Bisher hat C 16 rund 8.000 Einsätze absolviert.
Im Jahr 2008 hat es 69 Tage mit einem „Nuller“, also ein Tag ohne Einsatz, gegeben. 2007 waren es nur 35 Tage. Insgesamt hat es an 480 Tagen keinen Einsatz gegeben, und umgekehrt hat es in 13 Monaten insgesamt keinen einzigen „Nuller“ gegeben.
Der Monat mit den meisten Einsätzen seit Bestehen des C 16 war der Juli 2007 mit 121 Einsätzen, der „schwächste“ Monat der Jänner 2006 mit 20 Einsätzen.
Die meisten Einsätze der Flugretter mit 1.131 hat Philipp Karner absolviert, ebenso die meisten Dienste mit 488 gefolgt von Hans Peter Polzer mit 826 Einsätzen in 386 Diensten.
Die meisten Dienste (55 Dienste) ohne einen Einsatz hatte ebenfalls Philipp Karner, die wenigsten „Nuller“, nämlich 38 hatten Günter Kleinrath und Rainer Ulreich
Einsätze:
2005 469 ab 1.5.
2006 767
2007 886
2008 687
2009 730
2010 735
2011 830
2012 828
2013 807
2014 792
2015 336 (Stand 31. Mai 2015)
Durchschnittlich werden statistisch gesehen pro Tag etwas mehr als 2 Einsätze geflogen.
Ausblick
Christophorus 16 ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung der Region geworden.
Der 10-Jahres-Vertrag zwischen dem Christophorus Flugrettungsverein und dem Land Burgenland läuft heuer aus. Erste Gespräche zur Vertragsverlängerung wurden bereits geführt. Ein Weiterbestand des Notarzthubschraubers Christophorus 16 in der bestehenden Form steht außer Zweifel. Die Notwendigkeit dieser segensreichen Einrichtung ebenso. Die finanziellen Belange müssen erst geklärt werden, dürfen aber kein Hinderungsgrund für die Fortführung dieser Erfolgsgeschichte sein.
Text: Hans-Peter Polzer, Leitender Flugrettungssanitäter C 16
Redaktionelle Bearbeitung: CvD Austrian Wings
Alle Fotos: ÖAMTC Christophorus Flugrettungsverein