Österreich

Österreichische Fluggäste schenken den Airlines Arbeitszeit und Geld

Österreichische Fluggäste schenken den Airlines fast zwei Tage ihrer Arbeitszeit, wenn sie ihre Entschädigungsansprüche nicht geltend machen. Zu diesem Ergebnis kam der Entschädigungsdienstleister "refund.me" im Rahmen eines internationalen Vergleichs. Lediglich zehn Prozent aller anspruchsberechtigten Passagiere sind über ihre Rechte informiert, nur zwei Prozent machen sie auch geltend: 250 bis 600 Euro müssen Fluggesellschaften ihren Kunden erstatten, wenn sie durch Verspätungen, Annullierungen und Umbuchungen ursprüngliche Flug- und Zeitpläne nicht einhalten können. Doch die Airlines machen den berechtigten Passagieren den Kampf um eine Entschädigung oft schwer. Deshalb tritt nur eine Minderheit den Marsch durch die Institutionen überhaupt an. Vor diesem Hintergrund hat refund.me ausgerechnet, wie viel ihrer Arbeitszeit Fluggäste aus unterschiedlichen Ländern jeweils den Airlines opfern, wenn sie auf die kleinstmögliche Entschädigung von 250 Euro verzichten, heißt es in einer Presseerklärung von "refund.me".

Bei einem Durchschnittslohn von 17,22 Euro bescheren österreichische Passagiere, die auf ihre Entschädigung verzichten, den Fluggesellschaften 14,5 Arbeitsstunden – also knapp zwei Arbeitstage. Bei den Nachbarn aus der Schweiz ist das gespendete Zeitvolumen mit 13,3 etwas kleiner, denn hier liegt das durchschnittliche Lohnniveau mit 18,06 Euro ein wenig höher als in Österreich. Die Nachbarn aus Deutschland hingegen verschenken mehr Arbeitszeit an die Fluglinien als die Österreicher, denn das durchschnittliche Lohnniveau beträgt dort nur 15,63 Euro pro Stunde. Somit verlieren die Deutschen zwei volle Tage.

In anderen europäischen Ländern vergeuden die Flugpassagiere ihre Arbeitsstunden in noch reichlicherer Anzahl: Im Vereinten Königreich zum Beispiel beträgt der durchschnittliche Stundenlohn 14,69 Euro. Dementsprechend steigt die Stundenzahl, die die Briten aufbringen müssen, auf etwas mehr als 17 an. Die Franzosen müssen mehr als 18,5 Stunden arbeiten, um mit einem Durchschnittslohn von knapp 13,50 Euro mithalten zu können. In Italien und Spanien sind es fast 22 Arbeitsstunden (11,48 Euro und 11,41 Euro durchschnittlicher Stundenlohn).

Die Schlusslichter in der Europäischen Union sind Lettland , Bulgarien und Rumänien. In Rumänien liegt das durchschnittliche Lohnniveau bei 5,21 Euro. Damit müssen die Passagiere aus diesem Land rund 48 Stunden arbeiten, um 250 Euro zu verdienen.

Ein Blick über den großen Teich zeigt, dass es den US-Amerikanern etwas besser ergeht als den Europäern. Der durchschnittliche Stundenlohn beträgt hier 20,56 Euro, die Zahl der nötigen Arbeitsstunden liegt bei etwa zwölf. Auf anderen Kontinenten sind die Bedingungen weitaus schlechter. 64,5 Stunden müssen die Chinesen für 250 Euro arbeiten. Der durchschnittliche Stundenlohn ist in China mit 3,88 Euro sehr niedrig und liegt noch hinter Brasilien (53,5 Stunden/ knapp fünf Euro) oder Thailand (64 Stunden/ knapp vier Euro).

Entspannter können indes Monegassen, Spitzenreiter des Rankings, mit dem Thema Flugentschädigung umgehen: Nur etwa drei Stunden Arbeit müssen sie aufbringen, um bei einem Stundenlohn von fast 80 Euro auf die Summe von 250 Euro zu kommen. Weltweites Schlusslicht hingegen ist die Demokratische Republik Kongo: Mit dramatischen 15 Cent Durchschnittslohn pro Stunde schuften die Kongolesen satte 1667 Stunden, um den Wert der kleinsten Entschädigungsforderung zu erarbeiten. Das sind bei einem Achtstundentag rund 208 Arbeitstage.

„Durch die mangelnde Informationspolitik der Airlines wissen nur die wenigsten Passagiere, dass sie Anspruch auf Entschädigung haben“, erklärt Eve Büchner, Gründerin und Geschäftsführerin von refund.me. „Wer sich im Wissen um seine Rechte dennoch an die Gesellschaften wendet, wird nicht selten hingehalten und im endlosen Papierkrieg mürbe gemacht. Und trotzdem: Wer es nicht versucht, schenkt den Airlines bares Geld und wertvolle Lebenszeit.“

(red / Refund.me via APA-OTS / Titelbild: Symbolbild Passagiere - Foto: Austrian Wings Media Crew)