Als zweitältester Flughafen Deutschlands gilt der heutige Bodensee Airport als wichtige Institution bei der stadtgeschichtlichen Entwicklung des Luft- und Raumfahrtstandorts Friedrichshafen – und Dornier ist von Beginn ein Teil dieser Geschichte. Somit wird das Dornier Museum Friedrichshafen zum Schauplatz dieser bewegenden Flughafengeschichte. Über einer Nachbildung der heutigen Start- und Landebahn des Bodensee-Airports starten Flugzeugmodelle aus den verschiedenen Epochen der Luftfahrtgeschichte in Richtung Zukunft. Bild- und Texttafeln begleiten die Besucher auf ihrer Reise.
Am 7. Juni 1915 erhob sich das am Flugplatz Löwental gebaute Luftschiff zu seiner Jungfernfahrt. Damit ist der Flughafen Friedrichshafen nach dem Flughafen Hamburg der zweitälteste Flughafen Deutschlands, der noch in Betrieb ist. Auch der Ort der Ausstellung ist gut gewählt, denn die Dornier-Unternehmensgeschichte ist mit dem Flughafen Friedrichshafen eng verbunden – deshalb hat das Dornier Museum auch seinen Platz am Flughafen: Im Jahr 1924 mietet sich Claude Dornier am Flugplatz Löwental ein, baut dort in der Zeppelinhalle ein Holzmodell des später weltberühmten Flugschiffs Do X und erprobt die beiden Passagiermaschinen Dornier Komet und Merkur auf dem Flugplatzgelände.
1928 - vom Flugplatz zum Flughafen
Bei der Gründung der Flughafen Friedrichshafen GmbH im Jahr 1928 wird die Dornier Metallbau GmbH zum Hauptgesellschafter neben der Stadt Friedrichshafen. Durch den Anschluss an das Liniennetz der Luft Hansa AG und dem Zeppelin LZ 127 „Graf Zeppelin“ wird der Flugplatz auch für die zivile Luftfahrt von Bedeutung. Von nun an heißt es „Von Friedrichshafen in die Welt“. Heute trägt der Bodensee-Airport mit seinen jährlich 600.000 Passagieren maßgeblich zur Stärke des Wirtschaftsstandortes Bodensee bei.
Berthold Porath, Direktor des Dornier Museums: „Das Dornier Museum ist Teil der Luftfahrtgeschichte in Friedrichshafen. Zudem ist das Wirken des Luftfahrt-Pioniers Claude Dornier hier am Ort zeitlich eng verknüpft mit der Gründung des Flughafens.“ Claude Dornier kam 1910 zu Zeppelin, gründete dort 1914 seine eigene Abteilung „Do“ und begann mit der Konstruktion von Flugzeugen – ein Jahr vor Eröffnung des Flugplatzes. „Ich bin froh, dass wir die Sonderausstellung in einem so großen Rahmen zeigen können“, sagt Porath: „Bei unseren ‚DO-DAYS‘ am 8. und 9. August werden wir mit vielen historischen Maschinen das Thema buchstäblich abheben lassen.“
Claus-Dieter Wehr: „Keimzelle der Industrie“
Der neue Geschäftsführer des Bodensee Airport, Claus-Dieter Wehr, war zuvor Geschäftsführer des Hamburger Flughafens, des ältesten Flughafens in Deutschland, der im Jahr 2011 sein 100-jähriges Jubiläum feierte. Nun ist er zum zweitältesten Flughafen nach Friedrichshafen gewechselt und kann dieses Jubiläum ein zweites Mal begleiten – was ihn sichtlich freut: „Ich bin immer wieder davon fasziniert, an einem Flughafen mit derart langer Historie tätig zu sein“, sagt Claus-Dieter Wehr – und sieht es als Verpflichtung für die Zukunft: „Immerhin ist dieser Standort eine der Keimzellen für einen einzigartigen Cluster an Industrie, der weltweit Bedeutung hat. Der Bodensee-Airport Friedrichshafen wird deshalb alles tun, um auch künftig diese international orientierte Region mit ihren Menschen zuverlässig an den weltweiten Luftverkehr anzuschließen.“
Zeitzeugen erinnerten sich: „In den Siebzigern stand hier noch eine Luftaufsichts-Baracke, wie bei Reinhard Mey“, erzählt Ottmar Landwehr, der einst als Pilot bei der in Friedrichshafen ansässigen Fluggesellschaft Delta Air und im Dornier-Werksverkehr flog. „Morgens kochten wir dort erst Kaffee für unsere Passagiere, dann gingen wir zu unserer Do 228.“ Verspätete Passagiere wurden auch mal auf dem Flugfeld bei laufenden Motoren durch die Gepäckklappe an Bord genommen. Bei Nebel wusste man „bei Schlosskirche rechts unten“, dass der Landeanflug stimmte. Claudia Jungschmidt saß damals im Tower: „Ich war immer froh, wenn ich das Fahrwerk von Herrn Landwehr bei mir vorbeischweben sah.“ Ihre Erinnerungen für die Jubiläumsschrift schrieb sie unter dem Titel „Fluglotsin im Wilden Westen“. Said Bellout kam 1976 als französischer Soldat nach Friedrichshafen, hat danach viele Jahre als Fluggast-Kontrolleur das Wachsen des Flughafens miterlebt. Sein witzigstes Erlebnis: Als ihn einmal Joschka Fischer vergeblich nach einer VIP-Lounge fragte. So etwas lag damals noch in weiter Ferne.
(red / Flughafen Friedrichshafen / Titelbild: Flughafen Friedrichshafen aus der Luft, Symbolbild - Foto: Sven Scharr via Wikimedia Commons)