Österreich

AUA will in ihr Produkt investieren - weniger Platz in der Y-Klasse

Weniger Sitzabstand in der Economy Class
Mehr Abstand in der Business Class

Austrian Airlines setzt ihre im Mai vorgestellte Wachstumsstrategie Zug um Zug um, heißt es in einer Aussendung der Lufthansa-Tochter. Die Eckpfeiler sind nach eigenen Angaben: Investition in Flotte und Produkt, Ausbau der Langstrecke und ein neues Tarifmodell im Kontinentalverkehr. Österreichs Fluglinie trennt ihre Passagiere seit 1. Oktober 2015 dabei nicht mehr in Economy- und Business-Class, sondern räumt ihnen eine höhere Wahlfreiheit ein.

„Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Zeit für ein neues Tarifmodell überfällig war. Mit dem neuen Angebot erreichen wir vor allem preissensitive Kunden, die vorher mit der Konkurrenz geflogen sind. Das sind zum Beispiel Städtereisende und Wochenendtouristen“, erklärt Austrian Airlines Chief Commercial Officer, Andreas Otto. Kritiker - auch aus den eigenen Reihen - hingegen bemängeln, dass sich die AUA mit dem neuen Modell kaum noch von Billigflieger unterscheide.

Die Mehrheit der Passagiere fliegt „light“ und nur mit Handgepäck

Knapp drei Monate nach der Einführung des neuen Tarifkonzeptes für alle Österreich- und Europaflüge kann die heimische Fluglinie erste Bilanz ziehen: 54 Prozent der Passagiere entscheiden sich für den Light Tarif und damit für den Basistarif mit Handgepäck. Davon kaufen rund 25 Prozent ein Gepäckstück dazu. 43 Prozent der Kunden wählen hingegen den Classic Tarif, in dem viele Leistungen wie zum Beispiel das Freigepäck inkludiert sind. Rund ein Prozent der Fluggäste setzt auf den Flex Tarif mit kostenloser Umbuchungsmöglichkeit. Rund zwei Prozent der Passagiere, das entspricht aufs Jahr hochgerechnet immerhin rund 188.000 Passagieren, kaufen ein Business Class Ticket. Austrian Airlines möchte nun die Business Class im wahrsten Sinne des Wortes ‚aufmöbeln‘, um mehr zahlungskräftige Kunden zu erreichen.

Andreas Otto dazu: “Während unsere neue Business Class auf der Langstrecke für unsere Kunden sehr attraktiv ist, fehlt diese Anziehungskraft auf der Kontinental-Flotte. Hier werden wir Geld in die Hand nehmen müssen, um das Produkt deutlich zu verbessern.“

Das neue Tarifkonzept der Austrian Airlines ermöglicht es Kunden, maßgeschneiderte Tickets zu buchen, wie die AUA es formuliert. Die Tarife beinhalten unterschiedliche Leistungen und Services. Je nach Wunsch können die Kunden individuell zusätzliche Services und Leistungen flexibel dazubuchen. Zur Wahl stehen ein Business Class Tarif und die drei Economy Class Tarife Light, Classic und Flex. Die Kunden zahlen jetzt nicht mehr für ein Gesamtprodukt, unabhängig davon welche Einzelleistungen sie nützen, sondern sie zahlen nur mehr für jenen Service, den sie tatsächlich in Anspruch nehmen möchten. Der Verkauf der neuen Tarife startete am 28. Juli 2015 für Reisen ab 1. Oktober 2015.

Austrian Airlines investiert in Komfort der Business Class auf der Airbusflotte

Bereits im Oktober 2015 startet der Umbau des Kabineninterieurs der 29 Airbus vom Typ A319, A320 und A321. Die komplette Rekonfiguration wird rund 25 Millionen Euro kosten und 2017 abgeschlossen sein. Die wesentlichen Änderungen werden die Verbesserung der Business Class durch einen größeren Sitzabstand und eine qualitativ hochwertigere Sitzpolsterung sein. Der Sitzabstand wird um 2 Inch (5 cm), von 30 Inch (76,2 cm) auf 32 Inch (81,2 cm), erhöht. Der dafür notwendige Platz wird durch schmälere Küchen und kleinere Stauräume für das Bord-Equipment gewonnen. Der freie Nebenplatz in der Business Class bleibt in gewohnter Form bestehen.

Gleichzeitig wird der Sitzabstand in der Economy Class der sieben Airbus A319 und der 16 Airbus A320 Flugzeuge um 1 Inch (2,5 cm), von 30 Inch (76,2 cm) auf 29 Inch (73,7 cm), reduziert und damit auf das in Europa branchenübliche Niveau angepasst, erklärt die AUA. Der Umbau der Waschräume schafft durch eine neue Anordnung der Toiletten zusätzlichen Raum, sodass Austrian Airlines in der Economy Class Platz für eine Reihe mehr gewinnt. Damit wird sich in Zukunft die Anzahl der Sitzplätze auf dem Airbus A320 von 168 auf 174 erhöhen. Für die gesamte Airbusflotte ergibt sich daraus eine Kapazitätserhöhung von 138 Plätzen, was einem Plus von knapp 3 Prozent oder einem ganzen Mittelstreckenflugzeug entspricht. Der Airbus A321, der Embraer, die Fokker und die Dash sind vom Umbau in der Economy Class ausgenommen.

Neue Destinationen: Wachstum auf der Langstrecke - Fokus auf Nordamerika
Im Bereich des Streckennetzes setzt Austrian Airlines weiter stark auf die Langstrecke und auf touristische Destinationen mit dem Ziel, die starke Saisonalität zwischen Winter und Sommer im Fluggeschäft auszugleichen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Wachstum nach Nordamerika. So hat Austrian Airlines nach Chicago im Jahr 2013 und Newark im Jahr 2014 mit Miami auch in diesem Jahr wieder ein neues Flugziel in Nordamerika aufgenommen. Austrian Airlines erwartet rund 100.000 Passagiere pro Jahr auf den Flügen von und nach Miami, davon alleine über 20.000 noch im Jahr 2015. In Summe rechnet Austrian Airlines auf den Nordamerika Flügen in 2015 mit rund 50.000 zusätzlichen Passagieren.

Darüber hinaus wird die heimische Fluglinie auf der Langstrecke noch im Oktober 2015 Flüge nach Colombo in Sri Lanka und Mauritius im indischen Ozean aufnehmen. Colombo, die Hauptstadt Sri Lankas, wird ab 27. Oktober 2015 jeweils dienstags mit einer Boeing 767 angeflogen. Damit bietet Austrian Airlines neben Delhi, Bangkok, den Malediven, Peking und Tokio ein weiteres Reiseziel in Asien an. Ab 29. Oktober 2015 geht es dann jeden Donnerstag mit einer Boeing 767 nach Mauritius. Aufgrund der großen Nachfrage hat Austrian Airlines für den Zeitraum zwischen 19. Dezember 2015 und 27. Februar 2016 sogar einen zweiten Flug pro Woche nach Mauritius in das Programm aufgenommen. Ab 4. April 2016 soll schließlich eine weitere Destination in Asien folgen – und zwar Shanghai in China. Die chinesische Metropole soll täglich mit einer Boeing 777 bedient werden.

Die Zuwächse bei Langstreckenflügen lagen allein vom Jahr 2013 auf 2014 bei etwa 153.000 Passagieren bzw. 14 Prozent. Davon entfielen rund 131.000 Passagiere allein auf Nordamerika. Der positive Aufwärtstrend geht auch im laufenden Jahr durch die Aufnahme der neuen Destinationen weiter. „Die Zuwachsraten bei unseren Passagierzahlen zeigen, dass wir mit Nordamerika den Fokus auf die richtige Region im Bereich der Langstrecke gesetzt haben“, so Andreas Otto. Die weitere Expansion erfolgt vorerst im Rahmen der bestehenden Flotte von derzeit elf Langstrecken-Flugzeugen (6 Boeing 767 und 5 Boeing 777) durch weitere Produktivitätssteigerungen. Ein weiteres Langstrecken-Flugzeug ist frühestens im Jahr 2017 ein Thema, da derzeit alle Ressourcen bei der Umflottung der Mittelstreckenflotte gebunden sind. Über das konditionierte Wachstum wird der Aufsichtsrat der Austrian Airlines zu gegebener Zeit entscheiden, heißt es.

(red / AUA / Titelbild: Die Fokker-Flotte der AUA wird demnächst ausgemustert und daher nicht mehr umgebaut - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew)