Punktlandung

AUA: Kay Kratky - der Aufräumer?

In den vergangenen 15 Jahren hat das Personal der AUA zahlreiche Vorstände kommen und gehen gesehen: Vagn Sørensen, Josef Burger, Thomas Kleibl, Andreas Malanik, Andreas Bierwirth, Alfred Ötsch oder Jaan Albrecht, um nur einige zu nennen. Einen bleibenden Eindruck haben die wenigsten von ihnen hinterlassen - und wenn, dann war dieser zumeist zweifelhaft, um es diplomatisch zu formulieren. Das bisherige Auftreten des seit gerade einmal wenigen Monaten amtierenden Kay Kratky lässt dagegen Positives erhoffen.

Was mussten die AUA und Tyrolean-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren nicht alles an dilettantisch wirkenden Management-Entscheidungen hinnehmen?

Da gab es viele verschiedene Cateringkonzepte, inklusive eines bei den Flugbegleitern verhassten Bezahlservice, die allesamt eingestellt oder x-fach abgeändert wurden. Kontinuität? Fehlanzeige. Frust bei Mitarbeitern und Passagieren war Programm.

Oder denke man an die Geldverschwendung rund um Markenauftritte und Flottenpark: Zunächst wurden die Ex-Lauda Air-Boeing 737 (zum Teil) auf AUA-Farben umlackiert und mit neuen Sitzen ausgestattet, um sie kurz darauf zu verkaufen, wie Austrian Wings exklusiv berichtete.

Eindeutig dreideutig - Lauda, AUA, Tyrolean. Nicht immer sind aller guten Dinge drei... - Foto: Austria Wings
Eindeutig dreideutig - Lauda, AUA, Tyrolean. Nicht immer sind aller guten Dinge drei... - Foto: Austrian Wings

Apropos 737: Eine Maschine behielt die Lauda-Farben und erhielt die Beschriftung "Lauda - The Austrian way to holidays"; später, als Jaan Albrecht den vom Gericht letztlich für gesetzwidrig erklärten Betriebsübergang durchpeitschte und das Personal damit einmal mehr vor den Kopf gestoßen wurde, folgte auch noch der Zusatz "operated by Tyrolean". Also: Ein Lauda-Flieger unter AUA-Label und Tyrolean-Betrieb. Marketing-Experten befanden derartige Kreativanflüge zurecht als Unfug. Passagiere waren entweder verwirrt oder schüttelten den Kopf, Mitarbeiter zeigten sich noch mehr gefrustet. Zumal sich die AUA auch eine eigene Abteilung namens "Lauda Air Ferienflüge" inklusive Service Center leistete. Selbst das "Paralleluniversum Innsbruck", also die Tyrolean-Reliquien, wurde über viele Jahre hinweg aufrecht erhalten - aus Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten von Managern und Politik, was aber wirtschaftlich nichts als hohe laufende Kosten bedeutete.

Sinnvolle und nachhaltige Entscheidungen suchte man in der jüngeren Vergangenheit fast vergebens, fand sie allenfalls in zaghaften Ansätzen. Der Scherbenhaufen, den jeder neu eingesetzte Manager von seinem Vorgänger übernehmen musste, hatte teils dramatische Ausdehnung angenommen. Doch aufkehren, ohne dabei andernorts neuen Schaden anzurichten, wollte oder konnte scheinbar auch niemand so richtig.

Kratky: Ja zu lebensrettenden Defis, Nein zu Uniform-Spielereien

Kay Kratky, der kürzlich das Steuer der rot-weiß-roten Traditionsairline übernahm, legte gleich zu Beginn ein rasches Tempo vor und fiel dabei durchwegs positiv auf: Zunächst ordnete er, ohne zu zögern, die Beschaffung von Defis für alle Flugzeuge an und korrigierte damit unverständliche und durchaus als fahrlässig einzustufende Management-Fehler der Vergangenheit. Gleich anschließend entschied er, dass die kostenintensive Beschaffung neuer Uniformen (die von einem Großteil der Mitarbeiter ohnedies als "unnötige Geldverschwendung" angesehen wurde) bis auf Weiteres ausgesetzt wird. Ein guter Plan, wie es scheint. Sogar selbsternannte Luftfahrt-Wirtschaftsexperten wollten ja im "Uniform-Neudesign" offensichtlich den Stein der Weisen entdeckt haben, ließen über ihre Internetpräsenz die Bevölkerung abstimmen, ob man die AUA-Flugbegleiterinnen weiterhin in roten Strumpfhosen bewundern möchte oder nicht, und sprangen auf den Hype neuer Outfits auf.

Kratky schien dieses Strumpf-und-Co-Projekt wenig zu beeindrucken. Ohne auf die persönlichen Befindlichkeiten einzelner Akteure innerhalb des Konzerns Rücksicht zu nehmen, hat er somit innerhalb kürzester Zeit zwei wichtige und weichenstellende Entscheidungen getroffen, die signalisieren: Geld wird dort investiert, wo es nachhaltig sinnvoll und im Interesse der Allgemeinheit nötig ist. Für unnötige "Spielereien" hingegen scheint der Geldhahn des gebürtigen Frankfurters aktuell verschlossen zu bleiben - und auch dicht zu halten.

Diese Entscheidungsfreudigkeit hat dem neuen Manager durchaus auch den Respekt und die Wertschätzung vieler Mitarbeiter eingebracht, die seiner Bestellung als neuer CEO und Nachfolger von Jaan Albrecht zunächst skeptisch gegenüberstanden. Die Chancen stehen gut, dass Kratky auf diese Art und Weise weiterarbeitet und damit der richtige Steuermann im Konzerncockpit sein könnte. Denn der 57jährige müsste das Airline-Geschäft in- und auswendig kennen. Vor mehr als drei Jahrzehnten begann er selbst als Pilot bei der Lufthansa-Verkehrsfliegerschule seine Ausbildung, und arbeitete sich anschließend sukzessive innerhalb des Unternehmens bis ins Management hoch.

Es ist den AUA-Mitarbeitern - und auch den Fluggästen - zu wünschen, dass es Kay Kratky gelingt, die Airline in eine erfolgreiche Zukunft zu steuern, jedoch ohne dabei das ohnedies schon arg ramponierte Serviceniveau noch weiter in Richtung Billigflieger abstürzen zu lassen.

Text: HP, AG
Titelbild: AUA-CEO Kay Kratky - Foto: Kevin Schrenk

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.