In Österreich leiden rund 2.500 Kinder an lebensverkürzenden Krankheiten. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz davon sind Krebserkrankungen. Meistens handelt es sich um schwere Organdefekte, Mehrfachbehinderungen aufgrund eines Sauerstoffmangels bei der Geburt oder seltene Stoffwechselerkrankungen. Sobald die Eltern mit einer dieser schrecklichen Diagnosen konfrontiert werden, ist das Kinderhospiz "Netz" da.
Der Mehrwert einer palliativen Betreuung zu Hause findet auf vielen Ebenen statt: Das Kinderhospiz "Netz" fängt auf, unterstützt und entlastet die gesamte Familie - bei Bedarf rund um die Uhr und sieben Tage die Woche.
Der permanente Druck, der auf den Familien lastet und die Ängste sind zwar in den meisten Fällen ähnlich, der Bedarf an Unterstützung ist jedoch sehr unterschiedlich.
Die Leitung des Palliativteams knüpft ein auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmtes Netzwerk bestehend aus Krankenpflege, Palliativmedizin, notwendigen Therapien, Sozialarbeit oder Hilfe bei der Bewältigung des Alltags. Bei Bedarf wird auch auf externe Anbieter zurückgegriffen. Durch regelmäßige Hausbesuche der Ärzte können medizinische Maßnahmen zu Hause durchgeführt werden, für die sonst Krankenhausaufenthalte nötig wären.
Ein wesentlicher Teil der Kinderhospizarbeit ist die Geschwisterarbeit
Geschwister von lebensverkürzend erkrankten oder verstorbenen Kindern sind stark belastet. Sie werden sehr früh in ihrem Leben mit Leid konfrontiert und müssen sich eher als andere Kinder mit schweren Lebenssituationen auseinandersetzen. Die meiste Aufmerksamkeit der Eltern gilt dem erkrankten Kind, die Geschwister fühlen sich oft allein gelassen und nicht beachtet. In einem verpflichtenden Befähigungskurs ausgebildete Ehrenamtliche des Kinderhospiz Netz begleiteten die Geschwisterkinder, indem sie ihnen bei Schulaufgaben helfen, etwas mit ihnen unternehmen, Zeit für sie haben oder einfach nur zuhören. Dadurch werden sie zu wichtigen Ansprechpartnern und Vertrauenspersonen für die Kinder. Außerdem bietet die Geschwistergruppe „Du bist uns wichtig“ regelmäßige Treffen an. Durch gemeinsame Unternehmungen, wie Ausflüge ins Grüne oder auf einen Bauernhof, Museumsbesuche, Spielenachmittage, sportliche oder tiergestützte Aktivitäten werden den Kindern unbeschwerte und fröhliche Stunden geschenkt.
Flieger mit Herz
Und genau diese fröhlichen Stunden schenkten den so genannten "Geschwisterkindern" jetzt Mitglieder des Flugrings Austria Wiener Neustadt, wie Vorstandsmitglied Wolfgang Zimmermann, im Hauptberuf Filmemacher, schildert: "Über ein Filmprojekt kam ich in Kontakt mit dem Hospizverein und muss sagen, dass ich wirklich schwer beeindruckt war, von der Arbeit, die dort zum Teil auch noch ehrenamtlich geleistet wird."
Schon beim nächsten Clubabend in der Katine des Flugrings am Flugfeld Wiener Neustadt West (LOXN) unterbreitete Zimmermann seinen Pilotenkollegen den Vorschlag, einige der Kinder doch einmal zu einem Rundflug einzuladen. Zimmermann: "Die Resonanz war gewaltig, es meldeten sich sofort sechs oder sieben Piloten, die bereit waren, diese Flüge auf eigene Kosten durchzuführen."
Der Anfang war also schon einmal gemacht. Nun galt es, in Zusammenarbeit mit "Netz" und den betreuten Familien einen geeigneten Termin zu finden. An einem sonnigen Tag im Otkober war es schließlich soweit und Kinder reisten mit ihren Betreuern und einigen Elternteilen per Bahn nach Wiener Neustadt. Zimmermann und seine Kollegen holten sie vom Bahnhof ab. Anschließend gab's in der Flugring-Kantine, die von Brigitte und ihrem Sohn Helmut mit viel Engagement betrieben wird, erst einmal Frucade und Co zur Stärkung. Parallel stellte Zimmmermann die Piloten Walter und Markus vor, die anschließend mit ihren jungen Passagieren den Himmel erobern sollten.
"Wir hatten uns ein komplettes Rahmenprogramm ausgedacht, zeigten unseren Gästen den Flugplatz, ließen sie bei den Maschinen mit Hand anlegen und im Cockpit probesitzen. Es sollte ein wirklich unvergesslicher Tag werden", berichtet Zimmermann.
Der Höhepunkt waren schließlich die mit einer Socata TB-200 Tobago und einer Robin durchgeführten Rundflüge.
Und als die Tobago wegen technischer Probleme ausfiel, wurden die übrigen Flüge mit der Robin absolviert. Insgesamt zehn der zwölf Burschen und Mädchen (und ihre Betreuerinnen) wagten den Himmelsritt und waren derart begeistert, dass sie am liebsten gleich nochmals abgehoben wären. Zum Abschluss des Tages lud der Flugring Austria Wiener Neustadt die Kids auch noch auf ein leckeres Schnitzel in der Kantine ein, ehe es für die Kinder und Jugendlichen wieder zum Bahnhof ging.
Zimmermann - selbst Vater einer Tochter - zieht abschließend ein positives Resümee: "Ich war von der Hilfsbereitschaft unserer Vereinsmitglieder überwältigt. Die strahlenden Augen der Kinder, denen wir ein paar unbeschwerte Stunden ermöglichen konnten, sind der schönste Lohn für diesen Aufwand."
(red / Titelbild: Eine der Betreuerin von "Netz" mit zwei Schützlingen - alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)