Sympathisch, ruhig und ausgeglichen wirkt Rudolf Buchsteiner - trotz des großen Medienrummels anlässlich des Embraer-Erstfluges vor zwei Tagen. Dabei hat der 50-jährige fast ein Jahr lang im Hintergrund gemeinsam mit rund 150 weiteren AUA-Mitarbeitern enorme Aufbauarbeit geleistet, bis es nun endlich soweit war. Und das neben seiner Tätigkeit als Pilot und Fluglehrer.
"Ich wollte schon als kleiner Junge Pilot werden", erzählt der Mödlinger. Aufgrund einer leichten Kurzsichtigkeit war ihm die "ab initio" ATPL-Ausbildung bei der AUA in den 1980er/1990er Jahren jedoch verwehrt. "Doch ich ließ mich von meinem Ziel nicht abbringen, ging in die USA und erwarb in Florida auf eigene Kosten sämtliche Lizenzen."
Zuvor war der begeisterte Sportler Judo-Athlet im Leistungszentrum Südstadt beim österreichischen Bundesheer und Mitglied der österreichischen Judo Nationalmannschaft.
Wieder zurück in Österreich heuerte Buchsteiner 1996 bei Lauda Air an. "Mein Einstiegsmuster war der CRJ, nach etwa zweieinhalb Jahren wechselte ich auf die Boeing 777. Lauda Air war damals Erstkunde für dieses Muster in Kontinentaleuropa, und ich erwarb mein Typerating direkt bei Boeing in Seattle."
Es folgten spannende Jahre auf der Langstrecke, ehe es für die Kapitänswerdung im Jahr 2001 zurück auf die Kurzstrecke ging. Buchsteiner: "Mein neuer Arbeitsplatz war nun das Cockpit der Boeing 737. In dieser Zeit wurde Lauda Air gerade von der AUA übernommen und wir flogen mit unseren Boeings hauptsächlich touristische Destinationen an."
Zusätzlich sammelte der "Flieger aus Leidenschaft" auch international wertvolle Erfahrungen: "Als sich die Gelegenheit ergab, für drei Winter nach Indien zu gehen, sagte ich zu." Er flog bei Jet Airways als Kapitän und bildete als Fluglehrer einheimische Piloten aus.
Weiters studierte Buchsteiner neben seiner fliegerischen Tätigkeit Sportwissenschaften an der Universität Wien und schloss seine akademische Ausbildung 2004 mit der Sponsion zum Mag.rer.nat. ab. "In meiner Diplomarbeit habe ich die Leistungsfähigkeit von Piloten auf Langstreckenflügen untersucht - eine Querverbindung meiner beiden Leidenschaften Fliegerei und Sport."
Flottenchef auf Boeing 737
Der Boeing 737 blieb er auch in Österreich weiter treu und übernahm im Jahr 2010 die Position des Flottenchefs, womit er zusätzlich Personalverantwortung trug und als Bindeglied zur Technik fungierte.
Als 2012 die Entscheidung zur Ausflottung dieses Musters getroffen wurde (Austrian Wings berichtete exklusiv), war es Buchsteiners Aufgabe dafür zu sorgen, dass dieser Schritt reibungslos über die Bühne ging.
"Ich schulte auf den A320 um, wo ich stellvertretender Flottenchef wurde und hielt bis zur Ausmusterung der B737 als einer der wenigen Piloten im Unternehmen Typeratings für beide Muster."
Danach flog er als Kapitän und Ausbilder ausschließlich auf der A320-Familie (A319/A320/A321). Weil der Mödlinger jedoch immer nach neuen Herausforderungen sucht, stellte er sich im Mai 2015 der Aufgabe des Embraer-Flottenchefs und baut fortan den Flugbetrieb für diesen Typ auf Pilotenebene auf.
Derzeit fliegt erst ein E195 für die rot-weiß-rote Airline, bis 2017 sollen es 17 sein. Es wartet also noch jede Menge Arbeit auf Buchsteiner und sein Team. Er selbst ist mittlerweile sogar als Fluglehrer für den Embraer qualifiziert und gibt sein Wissen so an andere Flugzeugführer weiter.
Lieblingsmuster hat Buchsteiner allerdings keines: "Jeder Typ hat ganz spezifische Eigenschaften, und mir haben eigentliche alle gefallen, die ich bisher geflogen habe."
Seit seinem Einstieg in die Verkehrsfliegerei vor mittlerweile 20 Jahren hat der 50-jährige Niederösterreicher fast 14.000 Flugstunden akkumuliert, davon rund 9.000 als Kapitän.
Für die Zukunft sieht er die Kurzstreckenflotte der AUA mit dem Fokker-Nachfolger Embraer E195 gut aufgestellt: "Dieses Flugzeug ist aerodynamisch ausgewogen, fliegt sich sehr angenehm und bietet unseren Gästen ein komfortables Reiseerlebnis."
(red HP / Alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)