Österreich

Christophorus 2 fliegt künftig auch Nachteinsätze

Ab dem kommenden Jahr wird der auf dem Flugplatz Krems stationierte ÖAMTC-Notarzthubschrauber Christophorus 2 auch Nachteinsätze fliegen und damit de facto 24 Stunden pro Tag einsatzbereit sein. C2 ist somit der erste Rettungshelikopter in Österreich, der Primäreinsätze nach Einbruch der Dunkelheit fliegt - ein Pilotprojekt, denn weitere Stützpunkte könnten in den kommenden Jahren folgen.

Das erklärte der niederösterreichische Gesundheitslandesrat Maurice Androsch von der SPÖ kürzlich auf einer Pressekonferenz in St. Pölten.

Intensive Vorbereitungsphase

Um die vom ÖAMTC eingesetzten EC 135 nachtflugtauglich zu machen, wurde beispielsweise die Cockpitbeleuchtung modifiziert. Zudem wurden die Crews als operative Einheit mit Nachtsichtgeräten ausgestattet und in Teams auf die besonderen Anforderungen des Nachtflugbetriebes intensiv geschult.

Hintergrund des Pilotprojektes ist eine Reform des notärzlichen Rettungswesens in Niederösterreich. Anstelle von bisher 32 Einzelstützpunkten sollen künftig acht so genannte Versorgungsregionen treten, wobei die Politik verspricht, dass der Notarzt auch weiterhin im Schnitt spätestens 20 Minuten nach Alarmierung am Einsatzort ist.

Kritik an niedrigem Ausbildungsniveau der Sanitäter

Rettungs-Insider und Fachleute kritisieren indes, dass dies angesichts der im europaweiten Vergleich auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau angesiedelten Ausbildung der heimischen Sanitäter eine viel zu lange Zeitspanne sei, wenn es vor allem um kritisch erkrankte oder schwer verletzte Patienten geht.

"Der Großteil des nichtärztlichen Personals in Niederösterreich hat lediglich eine 260-stündige Ausbildung, mit der man in anderen Ländern noch nicht einmal Krankentransporte fahren dürfte. Bei uns schickt man diese Leute, von denen viele bedingt durch ehrenamtliche Tätigkeit auch deutlich weniger Routine aufweisen als hauptberufliche Kräfte, aber sogar auf Notfälle. Ich halte das für unverantwortlich", so ein langjähriger Berufs-Notfallsanitäter gegenüber Austrian Wings. Bei einem Herzinfarkt oder einem allergischen Schock etwa, wo die rasche Gabe von Notfallmedikamenten zur Lebensrettung häufig erforderlich sei, könnte dieses Personal "überspitzt gesagt, kaum Effektiveres leisten als Händchenhalten, bis schließlich der Arzt kommt", weil sie keinerlei wirksame Medikamente verabreichen dürfen. Viel wichtiger als eine Reform des Notarztwesens wäre daher auch nach Ansicht vieler Mediziner eine qualitative Aufwertung der Ausbildung des nichtärztlichen Personals. Eine Forderung, die engagierte Sanitäter seit Jahren ebenfalls erheben und dazu die Initiative "Pro Rettungsdienst" ins Leben gerufen haben.

Bisher werde eine solche Verbesserung der Qualifikation von der Politik jedoch nicht betrieben. Offiziell, weil kein Bedarf bestehe; inoffiziell, weil man sich die Kosten dafür ersparen möchte, wie aus Rettungsdienstkreisen zu vernehmen ist.

"So lange eine überdurchschnittlich hohe Flächendeckung mit Notarzt-Rettungsmitteln vorhanden ist, geht es einigermaßen", räumt ein Rettungsdienst-Funktionär ein. "Wenn aber beispielsweise der Hubschrauber witterungsbedingt oder aktuell eben nachts nicht fliegen kann, wird es in so mancher Region durchaus kritisch für Notfallpatienten." Schließlich wiesen auch bodengebundene Rettungsmittel immer häufiger Lücken bei ihrer Besetzung mit Notärzten auf, heißt es.

(red / Christophorus 2 nach einer nächtlichen Landung - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew)