Es ist kein Klischee, sondern Realität: fast ausschließlich Holländer frequentieren die Turboprop. Bänderrisse, Knochenbrüche, Schulterverletzungen. Wenn der Wintersporturlaub mit einer harten Landung auf der Piste jäh enden musste, sorgen die Flieger von Tyrol Air Ambulance dafür, dass zumindest die Heimreise den Umständen entsprechend komfortabel verläuft. Dazu gibt es seit vielen Jahren eine speziell konfigurierte Maschine vom Typ Dornier 328. Zwei Mal pro Woche hebt das Flugzeug, voll besetzt mit verletzten Touristen, vom Innsbrucker Flughafen ab. Jeder Patient wird so gelagert, wie es sein Zustand erfordert. Es gibt Liegen, Sitze mit sogenanntem "Legrest" - also einer Beinhochlagerung -, oder den klassischen Flugzeugsitz.
Mit an Bord: zwei Piloten, eine Flugbegleiterin, ein medizinisches Team inklusive Arzt. Auch wenn auf "Gipsbomber"-Flügen keine akuten Notfälle zu erwarten sind, ist umfangreiche Ausstattung mit dabei, die selbst eine intensivmedizinische Erstversorgung von Patienten möglich macht. Doch normalerweise verlaufen diese Transporte ohne Zwischenfälle. Schon vorab wird, wenn nötig, einer eventuellen Reiseübelkeit vorgebeugt, und auch die Thrombosemedikation wird überprüft. Schließlich soll zum Gipsfuß nicht auch noch eine Lungenembolie hinzukommen.
Es ist ein durchaus lukratives Geschäft, die Ambulanzfliegerei. Derartige Sammeltransporte bedeuten klingelnde Kassen für das Luftfahrtunternehmen, gleichzeitig aber auch Kostenersparnis für die Versicherungsgesellschaften. Denn kaum ein Patient würde einen exklusiven Alleinflug per Ambulanzjet benötigen, und auch der Einsatz eines Krankenwagens käme für Strecken über tausende Kilometer in der Regel wesentlich teurer als ein solcher Sammelflugtransport. Vom Komfortfaktor ganz zu schweigen.
"Viele der Touristen sind keine wirklich geübten Wintersportler", resümiert Flugarzt Dr. Axel Unterrainer. Und Flugbegleiterin Elisabeth Berger bilanziert: "Ja, in der Regel sind es Holländer, die wir fliegen." In den alpinen Unfallkliniken spricht man längst schon vom "holländischen Triathlon": mit dem Lift auf den Berg, per Helikopter ins Spital und anschließend im Gipsbomber zurück nach Hause. Doch die meisten Betroffenen sehen das relativ gelassen. "Nächstes Jahr komme ich wieder", verspricht Patient Michael während des Heimflugs, und ergänzt: "Aber ich besuche erst einmal einen Skikurs und übe auf einem leichteren Hang."
(red / Alle Fotos: Aig / Austrian Wings Media Crew)