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Germanwings-Crash: Scharfe Juristen-Kritik am Verhalten der Lufthansa

Knapp ein Jahr nach dem "Massenmord" des Germanwings-Piloten Andreas Lubitz an 149 Menschen, steht der AUA-Konzernmutter Lufthansa eine Klage in den USA ins Haus - Austrian Wings berichtete. Denn die Lufthansa ließ Lubitz ins Cockpit, obwohl sie von seinen psychischen Problemen und den damit verbundenen Selbstmordtendenzen wusste, wie das Lufthansa-Management kurz nach dem Crash recht kleinlaut auf einer Pressekonferenz eingestehen musste. Im Exklusiv-Interview mit dem "Berliner Kurier" übt der Anwalt Christof Wellens nun erneut scharfe Kritik an der Lufthansa. Wellens unterstützt zusammen mit der Gesellschaft für Opferrecht "Crash" nach eigenen Angaben "mehr als 80 Familien".

Für Wellens hat die Lufthansa einen "großen Fehler" schon damit gemacht, dass sie Lubitz überhaupt in ihr Ausbildungsprogramm für Nachwuchsflugzeugführer aufgenommen hat. Wellens: "Er hatte schon 2009 massive Probleme, sich von seiner Heimat Montabaur nach Bremen zu bewegen, um dort seine Ausbildung zu beginnen. Danach war er ein halbes Jahr psychisch krank. Wenn ein zukünftiger Pilot so wenig belastbar ist, dass er schon bei einem berufsbedingten Ortswechsel zusammenbricht, dann kann man sich vorstellen, was in diesem Kopf passiert, wenn er Verantwortung im Job tragen muss."

"Das Verhalten von Lufthansa gegenüber den Angehörigen war unterirdisch!"

Anwalt Christof Wellens

Wellens kritisiert den Lufthansa-Konzern darüber hinaus für ihren Umgang mit den Hinterbliebenen der Opfer ihres eigenen Mitarbeiters: "Ich hätte erwartet, dass man offene Gespräche darüber führt, was die Angehörigen erwarten und was der Konzern bereit ist zu zahlen." Stattdessen habe die Lufthansa dann aber versucht "an allen Ecken unterschiedliche Maßstäbe" anzusetzen. "Wie kann man so ungeschickt und den Angehörigen gegenüber so verletzend sein?"

"Die Angehörigen erwarten ein klares Eingeständnis, dass es sich um einen Mordfall handelt und dass der Lufthansa-Konzern für diesen Mörder haftet."

Anwalt Christof Wellens

Für die gegen die Lufthansa-Flugschule in den USA angestrebte Klage sieht Wellens eine entsprechende rechtliche Grundlage, auch wenn die Lufthansa-Anwälte das wiederholt in Abrede gestellt haben: "Da sie (die Flugschule, Anm. d. Red.) eine 100-prozentige Tochter der Lufthansa ist und ihren Sitz in Arizona hat, können wir auch in Amerika die Klage erheben. Der Grund ist einfach. 2009 wurde dort entschieden, Andreas Lubitz auszubilden. Eine Entscheidung, die für mich nicht nachvollziehbar ist. Die Verantwortlichen hätten begreifen müssen, dass man eine Person, die ein halbes Jahr behandelt werden uns Psychopharmaka nehmen musste, nicht für diesen Job ausbildet. Genaue Angaben darüber, wie viel Geld Wellens und sein Kollege Elmar Giemulla für die Hinterbliebenen der Opfer erstreiten wollen, machte der Jurist nicht. Gegenüber dem "Berliner Kurier" erklärte er jedoch, dass wir "mit Sicherheit in den Millionenbereich gehen". Das wisse die Lufthansa auch.

(red / Titelbild: Piloten im Cockpit, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)