Obwohl zunächst ausschließlich Christophorus 2 im 24-Stunden-Betrieb operiert, werden derzeit sukzessive alle 51 Piloten der Christophorus Flugrettung geschult und mit der entsprechenden Ausrüstung vertraut gemacht. Das ist nicht nur zeit-, sondern auch kostenintensiv. Pro Nachtsichtgerät werden rund 10.000 Euro schlagend, zudem muss das Cockpit der Helikopters beleuchtungstechnisch modifiziert und anschließend durch die Behörde zugelassen werden. Hier fallen Investitionen von etwa 60.000 Euro pro Maschine an - die Kosten für die Ausbildungsflüge noch nicht mit eingerechnet. ÖAMTC-Flugrettungs-Geschäftsführer Reinhard Kraxner rechnet mit etwa 500 Nachteinsätzen pro Jahr.
Die theoretische Ausbildung für die Piloten und HEMS-Crewmember dauert einen Tag. "Dabei werden die physiologischen und psychischen Grundlagen des Fliegens und Sehens bei Nacht behandelt", weiß Günter Grassinger. Der erfahrene Einsatzpilot kann auf mehrere tausend Flugstunden Erfahrung zurück blicken und ist Stützpunktleiter von Christophorus 2. "Wir gehen bei der Theorieausbildung auch mögliche Probleme wie den Ausfall des Nachtsichtgerätes oder auftretende Sinnestäuschungen durch."
Dem Unterricht im Klassenzimmer schließen sich Ausbildungsflüge von mehreren Stunden Dauer bei Dunkelheit an. Grassinger: "Durch das etwa ein Kilogramm schwere Nachtsichtgerät ist das Blickfeld auf etwa 40 Grad reduziert. Folglich müssen wir den Kopf öfter drehen um die Umgebung zu scannen." Dennoch sei das so genannte NVG ein wichtiger Helfer um Hindernisse oder schon bei Tag nur schwer sichtbare Stromleitungen rechtzeitig zu lokalisieren.
Ist ein Christophorus-Notarzthelikopter bei Tag spätestens drei Minuten nach der Alarmierung in der Luft, wird es in der Nacht zwischen 10 und 15 Minuten dauern. Dies sei mehreren Umständen geschuldet, wie der Einsatzpilot erklärt: "Einerseits ist die Wetterinformation vor dem Start in der Nacht noch wichtiger als am Tag, andererseits ist auch unser Einsatzgebiet wesentlich größer, da wir ganz Niederösterreich abdecken." Langfristig wolle man aber "gemäß internationalen Standards nach acht bis zehn Minuten in der Luft sein".
Abstriche bei der Sicherheit werde es jedoch keine geben, unterstreicht auch Reinhard Kraxner, seines Zeichens Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, im Gespräch mit Austrian Wings: "Was immer mit vertretbaren Mitteln im Sinne der Sicherheit getan werden kann, werden wir auch tun - für unsere Crews und die Patienten."
Fotoimpressionen:
(red / Titelbild: Blick durch das Nichtsichtgerät eines Piloten / Video & Fotos: Austrian Wings Media Crew)