„Das Jahr 2015 hat gezeigt, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Kurs sind. Mit unseren Maßnahmen zur Kosten- und Ergebnisentwicklung liegen wir im Plan. Dies ist auch alternativlos im Hinblick auf die Belastungen aus der betrieblichen Altersversorgung. Aufgrund der niedrigen Zinsen auf den Märkten können wir die langfristig hohen bAV-Verpflichtungen allein durch Erträge aus dem Planvermögen nicht kompensieren. Bei einer Deckungslücke von rund 1,7 Milliarden Euro gilt das leider auf unabsehbare Zeit, solange die Zinsen auf dem gegenwärtigen Niveau verbleiben“, erklärte Prof. Klaus-Dieter Scheurle, Vorsitzender der Geschäftsführung, anlässlich der Vorstellung der DFS-Leistungszahlen in Langen.
Positiv hat sich die DFS auch in ihren Kernkompetenzfeldern entwickelt. Bei den Safety-Kennzahlen konnte die DFS das sehr gute Sicherheitsniveau der Vorjahre halten, bei Streckeneffizienz und Pünktlichkeit hat sie sich sogar noch einmal verbessert. 98,2 Prozent aller Flüge haben 2015 ihr Ziel ohne flugsicherungsbedingte Verspätung erreicht (Vorjahr: 97,7 Prozent) – das ist ein neuer Rekord, auch im europäischen Vergleich. In absoluten Zahlen bedeutet das: Die durchschnittliche Verspätung beispielsweise aufgrund schlechten Wetters, Kapazitätsengpässen an Flughäfen oder viel Verkehr betrug 2015 im deutschen Luftraum 19,2 Sekunden. Nur rund acht Sekunden davon lagen in der Verantwortung der Flugsicherung. Eine große Rolle spielen dabei die direkten Streckenführungen: Auch hier sind die Fluglotsen der DFS vorbildlich: 2015 war die geflogene Route im Schnitt nur 3,8 Kilometer länger als der direkte Weg – das entspricht einer Abweichung von lediglich 1,2 Prozent. Ein Wert, der in dem im weltweiten Vergleich äußerst verkehrsreichen und komplexen deutschen Luftraum kaum zu verbessern ist.
Ziel 2016: Erhöhung der Einnahmen, Verminderung des Aufwands
„Diese verlässliche und qualitativ hochwertige Arbeit erwartet man nun von uns auch in England“, informierte der DFS-Chef über die Übernahme der Towerkontrolle am Flughafen London-Gatwick durch die DFS-Tochter Air Navigation Solutions Ltd. zum 1. März 2016. Mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ will die DFS die Einnahmen durch eine erfolgreiche Ausweitung des nicht-regulierten Geschäfts erhöhen und vor allem im Ausland das Geschäft konsequent vorantreiben. Im Fokus der Expansion steht der Aufbau von Repräsentanzen in Singapur, Peking und im Nahen Osten.
Für das Geschäftsjahr 2016 erwartet die DFS trotz eines steigenden Luftverkehrsaufkommens ein weiterhin schwieriges Marktumfeld. Im Inland ist nach Ansicht von Prof. Scheurle eine marktseitige Steigerung der Einnahmen im regulierten Kerngeschäft nicht absehbar. Zur Verminderung des Personalaufwandes nutzt die DFS die Effekte der natürlichen Personalfluktuation. Seit Ende 2013 hat das Unternehmen den Personalbestand von 6.100 Mitarbeitern auf gegenwärtig rund 5.700 verringert.
Zur Absenkung der Kosten und zur Verbesserung der Erlösseite setzt die DFS-Geschäftsführung gezielt den Fokus auf eine Steigerung der Effizienz und der Qualität durch Einsatz neuer Technologien, Erhöhung des Automatisierungsgrades sowie Prozessoptimierungen.
Mit iCAS investiert die DFS beispielsweise in ein neues Betriebssystem, das aufgrund seines hohen Automatisierungsgrades das Flugverkehrsmanagement in komplexen und vielbeflogenen Lufträumen sicherer und effizienter macht. Ziel ist, die vier Center dann auf derselben technologischen Plattform zu betreiben.
Ein weiteres aktuelles Programm der Flugsicherung ist das Projekt Remote Tower Control, bei dem die DFS derzeit die Verlagerung der Flugplatzkontrolle für die Flughäfen Saarbrücken, Dresden und Erfurt nach Leipzig forciert.
Genauso gilt dies für das Projekt „Sektorloses Air Traffic Management“, in dem künftig ein Lotse nicht mehr für einen Sektor, sondern für mehrere Flüge im gesamten Luftraum verantwortlich sein könnte. 2020/2021 soll dieses neue System in verkehrsarmen Lufträumen erstmals in Betrieb genommen werden. Flugzeuge werden nicht mehr von Sektor zu Sektor „weitergereicht“, sondern werden auf einem Flug durch einen Luftraum von einem Lotsen betreut. Das neue System lässt deutliche Kapazitätssteigerungen im Luftraum erwarten und steigert die Effizienz. Die neue Arbeitsweise bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Flugsicherungswelt und findet daher internationale Beachtung.
Als Herausforderung und Chance bewertet der DFS-Chef die Entwicklung der Drohnentechnologie hinsichtlich Sicherheit und Marktpotenzial. Er sieht die DFS, die seit vielen Jahren an zahlreichen Forschungsprojekten teilnimmt, als Treiber einer sicheren und fairen Integration dieser Technik in den Luftverkehr. Drohnenregistrierung und -führerschein sind nur zwei Themen, in denen die DFS ihre Kernkompetenzen in diesen dynamisch wachsenden Markt einbringen möchte.
„Kern ist jedoch auch hier die Sicherheit“, betonte Prof. Scheurle. „An unserer zentralen Aufgabe hat sich nichts verändert: Sicherheit bei der Flugzeugführung in der Luft und am Boden zu gewährleisten. Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, jeden unserer Kunden in seinem Engagement bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen. Gleichzeitig wollen wir mit der DFS-Kompetenz die Entwicklung von Anfang an mitgestalten“.
(red / DFS / Titelbild: Symbolbild Flugsicherung - Foto: Austrian Wings Media Crew)