"Flug AB2191 von Las Palmas nach Leipzig ist am 2. April 2016 mit 179 Gästen und 6 Crewmitgliedern an Bord in Nantes zwischengelandet. Es war ein kontinuierliches Zischen im Bereich der Cockpittür zu hören. Die Quelle für das Zischen konnte nicht lokalisiert werden", erklärte eine Sprecherin des Unternehmens und ergänzt: "Kurz darauf kam es zum Unwohlsein des Co-Piloten, woraufhin die Flightcrew entsprechend der Air Berlin Verfahren vorsorglich die Sauerstoffmasken angelegt hat, weil sich auch der Kapitän nicht über seinen Gesundheitszustand sicher war."
Unmittelbar danach sei es den beiden Piloten jedoch "wieder gut" gegangen, versichert man bei Air Berlin. Und weiter heißt es in der Erklärung: "Die Piloten baten um eine priorisierte Landung in Nantes, die mit einer Dringlichkeitsmeldung (Pan Pan) einherging. Als das Flugzeug gelandet ist, wurde es bereits von einem Rettungswagen erwartet, der vom Radarlotsen gemäß Handbuch angefordert worden war. Das Air Berlin Network Operation Center sowie die Air Berlin technik wurden unmittelbar nach der Landung telefonisch durch den Kapitän informiert. Nach Abschalten der Triebwerke haben die Piloten die Fenster im Cockpit geöffnet und die Sauerstoffmasken abgenommen. Auf Geheiß des Kapitäns wurden die vorderen und hinteren Türen zum Lüften geöffnet. Es dauerte mehrere Minuten bis die Treppe herangefahren wurde. Feuerwehrleute, der Ramp Agent und die französische Gendarmerie sind dann an Bord gekommen. Zwischenzeitlich wurde auch die BFU über den Vorgang durch Air Berlin informiert."
Die Piloten hätten das Flugzeug "eigenständig und ohne fremde Hilfe" verlassen. Dem widersprechen Passagiere. Übereinstimmend berichten sie, dass der Erste Offizier zumindest von den Rettungskräften "gestützt" worden sei. In einem Fall ist sogar davon die Rede, dass der Co-Pilot "weggetragen" worden sei.
Widersprüche in Air Berlin Statements
Passagiere berichten, dass die Luft trotz des Lüftens "kaum atembar" gewesen sei und ein "Dunstschleier" in der Luft gelegen sei. Dann heißt es: "Nachdem die Gäste das Flugzeug eigenständig verlassen hatten, wurde die Flightcrew zu einer weiteren Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Dies entspricht den Verfahren von Air Berlin." In ihrer ersten Stellungnahme hatte Air Berlin dieses Faktum verschwiegen.
Weiterhin unklar ist außerdem, ob die Airline auch den Passagieren des betroffenen Fluges aktiv eine medizinische Untersuchung angeboten oder angeraten hat.
"Für weitere medizinische Untersuchungen, die Air Berlin voll umfänglich unterstützt, ist der Erste Offizier bis zum finalen Vorliegen der Untersuchungsergebnisse vom Flugdienst freigestellt. Der Kapitän übt seine fliegerische Tätigkeit bereits wieder aus", betont die Sprecherin. Vor wenigen Tagen hatte Air Berlin unserer Redaktion gegenüber noch schriftlich behauptet, dass beide Piloten wieder im Flugdienst eingesetzt seien - nun kam das Dementi des eigenen Statements. Ergänzend teilte Air Berlin jedoch mit, dass der F/O kurzfristig wieder im Flugdienst eingesetzt war und auch die Überstellung des betreffenden Fluggerätes durchgeführt habe. Die Krankmeldung habe sich erst danach ergeben.
Eindringen von Öldämpfen für Fachleute wahrscheinlich
Air Berlin selbst behauptet, dass man das Problem bei der technischen Überprüfung des Flugzeuges nicht habe reproduzieren können. Für etliche Fachleute gilt aufgrund des beschriebenen Ablaufes der Situation in Cockpit und Kabine das Eindringen hochgefährlicher und sogar potentiell tödlicher Triebwerksöldämpfe als wahrscheinlichste Ursache des Vorfalls. Umso unverständlicher ist es für sie, wenn Air Berlin den Passagieren tatsächlich keinerlei medizinische Untersuchung angeraten haben sollte.
(red / Titelbild: Pilot während eines Fume Events mit angelegter Sauerstoffmaske, Symbolbild aus dem Simulator - Foto: Huber / Austrian Wings Media Crew)