Reportagen

Fotoreportage WEF 2016

A week to remember!

Ganz klar war das diesjährige WEF aus Sicht der Plane-Spotter seit Jahren die beste Ausgabe. Nicht nur das meist sonnige Wetter, sondern auch die seltenenen Highlights sorgten für einen erhöhten Adrinalinspiegel bei den Begeisterten. Alle Sondertouren auf dem Vorfeld waren einmal mehr restlos ausverkauft und manch einer der „Hardcore“ Spotter fand den Weg aus Finnland, Schweden, Holland, Benelux, UK, Österreich, Deutschland den USA und - ja sogar aus Australien in die Schweiz. Alle Jahre wieder ein „come together“ der internationalen Aviatik-Szene am Flughafen Zürich-Kloten, anlässlich des World Economic Forums in Davos/Zürich. Star der diesjährigen Show war die amerikanische Boeing E-4B auf die wir im Beitrag noch etwas ausführlicher eingehen werden. Für Austrian Wings berichtet unser Schweizer Korrespondent Andy Herzog.

Sicherheit wurde großgeschrieben

Nach den verheerenden Terroranschlägen in den vergangenen Wochen und Monaten in Paris, Ankara und Istanbul war anzunehmen, dass das Sicherheitsdispositiv am Flughafen Zürich während der WEF-Woche dementsprechend angepasst wurde. Allerdings bekamen wir Planespotter und die Besucher der Terrasse dies nicht groß mit. Einzig die Sicherheitskontrollen beim Zutritt auf das Besucherdeck dauerten etwas länger - dies weil die gesamten Kameraausrüstungen aus den Rucksäcken herausgenommen werden musste. Ansonsten gab es nur vermehrte Polizei-Patrouillen in den verschiedenen Terminals.

Endlich schönes Fotowetter

Darauf hatten wir lange warten müssen – einige Tage Sonnenschein und milde Temperaturen. Aber auch die Vielfalt der unterschiedlichsten Business-Jets und Regierungsmaschinen sorgten rundum für beste Laune bei den Aviatik-Freunden und Fotografen. Auch in diesem Jahr verzeichnete der Flughafen Zürich wieder mehr als tausend zusätzliche Flugbewegungen in der WEF-Woche. Nebst den bekannten Businessjet-Mustern von Boeing und Airbus lag die Anzahl der neusten Versionen von Gulfstream; der G650 und G650ER und der Falcon 7X aus dem Hause Dassault mit ihrer Präsenz um einiges höher als im vergangenen Jahr. Allerdings sind wohl die Tage der Tupolev und Ilyuschin bald endgültig vorbei. Einzig Rossiya zeigte sich mit der TU-204-300A auf einem Kurzbesuch in Zürich.

Weitere interessante Besucher waren:
Qatar Executive, Bombardier BD-700 Global Express, A7-CEF
Ak Bars Aero, Falcon 7X, RA-09616
Nigerian Air Force, Gulfstream G-550, 5N-FGW
Canadian Government, A310-304, #1500 mit Premierminister Justin Trudeau
Bundesrepublik Deutschland, A319-133X, 15+01 mit Bundespräsident Joachim Gauck
Belgian Air Force, Embraer ERJ-145LR, # CE-04
Aserbaijan Government, A319-115X, 4K-8888
Repubblica Italiana, A319-115X, # MM62209
Pakistan Air Force, Gulfstream G-450, # J-756
Rossiya, Tu-204-300A, RA-64057
Georgia Government, Canadair CRJ-200, 4L-GAA
Royal Air Force, Bae 146-CC.2, # ZE700 mit Sonderbemalung “100 Jahre 32th Squadron”
Islamic Republic of Iran, A321-231, EP-AGB
Turkish Government, A330-243, TC-TUR
Mid-East Jet (ex Kalair), B767-24Q(ER), N767KS aus Saudi Arabien

Die US-Amerikaner dominierten das Geschehen

Bereits eine Woche vor dem WEF entsandte die US Army aus Wiesbaden, Deutschland fünf Sikorsky UH-60 Blackhawk Hubschrauber nach Dübendorf zur Unterstützung der Super Puma’s der Schweizer Luftwaffe. Dies ließ erahnen, dass eine größere, amerikanische Delegation in Davos zu erwarten war. Bestätigt wurden unsere Vermutungen dann durch die Landung zweier Lockheed C-5M Galaxy (Dover AFB), fünf Boeing C-17 Globemaster III (Charleston AFB), 3 davon am Euroairport-Basel, die allesamt für die aufwendige Logistik wie gepanzerten Limousinen, Material und Personal etc. zuständig waren. So erschien nur wenige Tage später eine hochkarätige Delegation aus Washington, angeführt vom Vize-Präsidenten Joe Biden (Boeing VC-32A), Aussenminister John Kerry (Boeing VC-32A), Justizministerin Loretta Lynch (Boeing C-40B) sowie Gouverneure, Senatoren und Kongressabgeordnete aus verschiedenen Bundesstaaten. Zeitweise bekam man das Gefühl, nicht auf dem Flughafen Zürich zu sein, sondern auf der Andrews Air Force Base bei Washington. Das US-Team für Davos war komplett – nun ja, nicht ganz; einer fehlte noch: Der Star der Woche!

Die Boeing E-4B „Nightwatch“ – “DAS” Highlight der Woche!

Die unerwartete Ankunft der USAF Boeing E-4B aus Le Bourget kommend mit dem amerikanischen Verteidigungsminister Ashton Carter und seiner Delegation war ohne jede Frage das Highlight der WEF-Woche! Nach all dem Großaufgebot der Amerikaner in Zürich und Davos erwarteten die meisten Plane-Spotter die Ankunft der „AIR FORCE ONE“ mit Präsident Barak Obama, der dann leider doch nicht kam.

Die Boeing E-4B Advanced Airborne Command Post, auch Doomsday-Plane = Flugzeug des Jüngsten Gerichts genannt, dient der Luftwaffe der Vereinigten Staaten als fliegender Kommandoposten für Krisenfälle. Basierend auf einer Boeing 747-200B, soll die E-4B als National Airborne Operations Center (NAOC) die Befehls- und Kommandogewalt der US-Regierung und -Streitkräfte sicherstellen, wenn die landgestützte Kommunikations-Infrastruktur durch Krieg oder Naturkatastrophen bereits zerstört ist. Vier Exemplare dieses Flugzeuges wurden von der Air Force in den 1970er Jahren bestellt und übernommen.

Entwicklungsgeschichte

Da sich die USA im Kalten Krieg immer der Gefahr eines nuklearen Angriffs auf ihr Land ausgesetzt sahen, beschloss man, die militärische Führung in einem Ernstfall an Bord eines Flugzeuges zu verlegen, um die Befehlsgewalt so lange und so unabhängig wie möglich aufrechtzuerhalten. 1973 bestellte die Air Force zunächst drei Boeing E-4A. Die erste Maschine wurde im Dezember 1974 ausgeliefert und die dritte im Laufe des Jahres 1975. Vier Jahre später erhielt die US-Luftwaffe eine vierte Maschine die bereits mit neuster Elektronik ausgestattete wurde. Daraufhin wurden die anderen A-Modelle bis 1985 ebenfalls auf den neuesten technischen Stand gebracht und trugen von nun an die Bezeichnung E-4B.

Die Außenhaut der E-4B bietet Schutz gegen den bei Atombombenexplosionen auftretenden elektromagnetischen Impuls (EMP). An Bord befinden sich verschiedenste Kommunikationseinrichtungen, die sämtliche Frequenzbereiche abdecken, unter anderem für Satellitenfunk und für die Ausstrahlung von Rundfunksendungen an die Bevölkerung. Dazu kommen Aufenthalts- und Konferenzräume für das einschließlich der Cockpitbesatzung bis zu 63 Mann starke militärische Personal.
Kommen Sie doch mit uns an Bord der Doomsday“ und schauen sie sich um:

www.youtube.com/watch (Quelle: youtube.com)

 

Einsatzmöglichkeiten

Während des Kalten Krieges war jeweils eine E-4B in ständiger Alarmbereitschaft. Im Jahre 2007 wurde die Bereitschaft jedoch herabgestuft und eine Ausmusterung war vorgesehen. Da jedoch kein Ersatz mit der gestrichenen E-10 vorhanden war, wurde die Außerdienststellung auf unbestimmte Zeit verschoben. Die vier Exemplare der Boeing E-4B gehören zum Air Combat Command (ACC), 1st Airborne Command Control Squadron des 55th Wing auf der Offutt Air Force Base in Nebraska. Seit den 90er Jahren werden die ursprünglich nur für militärische Zwecke vorgesehenen Maschinen im Bedarfsfall auch bei Naturkatastrophen oder Terrorangriffen zur Unterstützung herangezogen. Die Reichweite ohne Luftbetankung beträgt rund 11.000 km; mit Luftbetankung erhöht sich die Flugdauer der E-4B gar auf maximal 72 Stunden.

Fazit

Nicht nur das Wetter spielte dieses Jahr oft mit, sondern auch die Vielfalt der unterschiedlichsten Regierungsmaschinen bereicherten die Foto-Archive der Plane-Spotter; oder mit den Worten eines Weinliebhabers zu ergänzen: „Ein sehr guter Jahrgang“ In diesem Sinne bis im kommenden Januar zum WEF 2017.

Fotoimpressionen:

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Text & Fotos: Andy Herzog
Titelbild: Boeing E-4B, Closeup