Weil es mit der nun beginnenden Sommersaison zu warm für den Außenbetrieb von Schneekanonen ist, greift die Vorarlberger Tourismusindustrie auf ungewöhnliche Lösungen zurück. Um einzelne Pisten für das Ganzjahres-Skivergnügen zuverlässig mit Schnee bedecken zu können, wird die "weiße Pracht" ab sofort mehrmals täglich per Hubschrauber auf die Hänge geflogen.
Das Hubschrauberunternehmen Wucher Helicopter aus Ludesch hat sich dieser herausfordernden Aufgabe angenommen. "Zudem kennen wir die Arlberg-Region ausgezeichnet, da wir während der Wintermonate hier unseren Notarzthubschrauber 'Gallus 1' betreiben", erklärt ein Unternehmensvertreter gegenüber Austrian Wings.
Außerdem bringe Wucher Helicopter bereits umfangreiche logistische Erfahrung für derartige Spezialaufträge mit, betont man seitens des Gebirgsverein-Zweigverbandes "Sommerskilauf Arlberg".
Bei den nunmehr einsetzenden Plusgraden, die sich über die Sommermonate hinweg massiv steigern können, ist die unterbrechungsfreie Schneeversorgung aus der Luft der Schlüssel zum Erfolg. "Wir hatten bis zu 21 Grad Celsius am Berg im Juli vergangenen Jahres", erklärt Initiator Johann Wedl. "Da ist es logisch, dass man natürlich maximal einen oder zwei Hänge für den Sommerskilauf betreiben kann." Bis zu drei Hubschrauber müssen hierfür zwischen 8 und 16 Uhr pausenlos tonnenweise Schnee antransportieren.
"Da wir unseren Notarzthubschrauber-Stützpunkt am Arlberg außerhalb der Wintermonate ohnehin nicht benötigen, produzieren im dortigen temperaturisolierten Hangar zwei Hochleistungs-Schneekanonen die erforderlichen Mengen an Kunstschnee", erläutert Wucher-Sprecher Dieter Heidegger die aufwändige Logistik. "Je nach Notwendigkeit fliegen dann bis zu drei Hubschrauber den Schnee in Netzen auf die Sommer-Skipisten."
Die Nachfrage nach den "Hubschrauber-beschneiten" Pisten ist laut Tourismusbüro jedenfalls gut: "Vor allem holländische Gäste haben sich angekündigt", weiß Sprecherin Albina Reif. "Viele von ihnen waren schon in der Wintersaison mit dem Wohnmobil bei uns in Lech, mussten aber nach Unfällen die Heimreise verletzungsbedingt im Ambulanzflieger antreten. Jetzt wollen sie in der wärmeren Jahreszeit die entgangenen Ski-Freuden nachholen und auch ihre Wohnwagen-Gespanne wieder nach Hause fahren."
Sogar in diese Kerbe schlägt Wucher Helicopter: "Nicht wenige dieser Gäste reisen jetzt mit dem Flugzeug an. Einige davon haben bereits einen Hubschrauber-Transfer vom Flughafen nach Lech oder Zürs am Arlberg gebucht. Unsere VIP-Maschine holt die Gäste komfortabel ab und zeigt ihnen bereits auf dem Shuttleflug die Sommer-Skihänge aus der Luft."
Den von Wucher Helicopter seit Jahren im Winter angebotenen Trend, Heli-Skiing am Arlberg, wird es im Sommerbetrieb jedoch nicht geben, sagt Unternehmenssprecher Heidegger: "Abgesehen davon, dass es unmöglich wäre, auf so viele Hänge den Kunstschnee zu transportieren, wäre die von uns auf den Berg geflogene Schneedecke dafür viel zu dünn. Ein landender Helikopter, der die Alpinisten absetzt, würde durch den Rotor-Abwind sofort hektarweise Kunstschnee verblasen, und übrig bliebe dann nur noch Gras."
Die gewaltige Helikopter-Logistik hinter dem Arlberg-Prestigeprojekt schlägt sich erwartungsgemäß auch auf den Liftkartenpreis nieder. Die Tageskarte kostet zirka das Doppelte wie das vergleichbare Winter-Ticket, obwohl mit ihr nur ein Bruchteil des Pistenangebots befahren werden kann.
(red Aig / Titelbild: Die Schneesicherheit am Arlberg in der warmen Jahreszeit per Hubschrauber sicherzustellen, ist eine gewaltige Herausforderung - Foto: Wucher Helicopter)