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Kabinenluft: Peinlicher Aktionismus, anstatt an der Sache zu arbeiten

Eine Bundesregierung, die ihre Aufgabe darin erschöpft sieht, kleine Anfragen zu beantworten. Eine Industrie, die sich mehr damit bemüht, zu erklären, warum es kein Problem gibt, anstatt es zu lösen. Eine Berufsgenossenschaft, die sich beharrlich weigert, Krankheitsfälle anzuerkennen und präventive Maßnahmen einzuleiten. Und gleichzeitig: Mehr als 1000 Opfer durch Kabinenluft in Flugzeugen. Der grüne Bundestagsabgeordnete Markus Tressel zieht in einer Presseaussendung eine ernüchternde Bilanz.

„Wir erleben seit Jahren die gleichen Muster: die Bundesregierung antwortet, gibt aber keine Antworten. Die Industrie spricht davon, dass es kein Problem gibt, hat aber ein großes. Die Airlines müssen es ausbaden, weil immer Flieger zwischenlanden, Piloten und Flugbegleiter lange krank ausfallen oder sich Passagiere über die schlechte Luft beschweren. Wenn die Medien berichten, verfallen Bundesregierung, Industrie und Wirtschaft dann in peinlichen Aktionismus. An einer Lösung arbeitet aber keiner von ihnen. Auch nicht unter mehreren SPD-geführten Ministerien“, so Markus Tressel, tourismuspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Eine kleine Anfrage aus dem März 2016 ergab, die Berufgenossenschaft Verkehr hat wegen schlechter Kabinenluft in Flugzeugen richtig zu tun. Über 1000 Vorfälle liegen ihr vor. Jedes Jahr kommen über 400 hinzu. Durch eine schriftliche Frage an die Bundesregierung kam dann heraus, dass seit 2008 19 Verfahren vor den Sozialgerichten endeten. Vier davon wurden gegen die Opfer entschieden, 15 seien noch offen. Nach einer Presseverlautbarung der Berufgenossenschaft hagelte es Schreiben und Emails an den Bundestagsabgeordneten, die bestätigen: diese Angaben waren nicht korrekt. Tressel dazu: „Wenn 150 gemeldete Vorfälle im Jahr den Ämtern vorliegen, 450 der Berufsgenossenschaft, dann heißt das entweder: pro Störung drei Kranke oder deutlich mehr Kranke als gemeldete Störungen.“

Der Bundestagsabgeordnete kümmert sich seit Jahren um dieses Thema, fragt jedes Jahr neue Zahlen ab und stellte schon fest: „Selbst die Zahlen aus den Vorfällen der vergangenen Jahre ändern sich dabei. Peinlich. Noch schlimmer aber ist, was aus den Mitarbeitern der Airlines wird. Die geben ihre Gesundheit für den Beruf und werden danach zu Sozialfällen. Die Berufsgenossenschaft versagt hier auf kompletter Spur. Weder ist sie für Opfer da, noch arbeitet sie präventiv daran, dass es gar nicht mehr zu Opfern kommt.“ Das allerdings, weiß auch Tressel, gelingt nur dann, wenn alle Akteure gemeinsam an der Sache arbeiten. „Bislang aber wird nichts als heiße Luft produziert. Giftig ist sie noch oben drauf.“

(red / Büro grüner Abgeordneter Markus Tressel / Titelbild: Symbolbild Fume Event - Foto: Austrian Wings Media Crew)