Schon vergangenen Sommer stand Chaos auf Grund von Personalmangel während so mancher Tage am Plan. Während die Konzernkommunikation damalige Flugausfälle, teilweise dutzende pro Tag, mit einem "anspruchsvollen Sommerflugplan" rechtzufertigen versuchte, sprachen viele Mitarbeiter - allen voran AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard - stets offen von eklatanten Lücken in der Personaldecke, die bereits seit Jahren bestünden.
Auch für heuer scheint die österreichische Lufthansa-Tochter alles andere als gewappnet. Trotz diverser Bemühungen um Wetlease-Abkommen, etwa mit SunExpress, Condor, Adria Airways und Nordica, scheint es unmöglich, einen reibungslosen Flugbetrieb während der Tourismus-Hochsaison aufrecht zu erhalten - zumal statt fünf geplanter Wetlease-Verträge nur drei unter Dach und Fach gebracht werden konnten.
Weitere 300 Sommer-Flüge werden gestrichen
Im Juni mussten etwa 150 AUA-Rotationen dem Rotstift zum Opfer fallen. Dies nicht zuletzt, da sich viele Piloten aktuell in Umschulungen für die Embraer-Jets befinden, welche seit Herbst 2015 eingeflottet werden, um sukzessive die Fokker-Maschinen zu ersetzen. Dazu kommen seit heuer geltende EASA-Neuregelungen betreffend Ruhezeiten. Allerdings traten diese Effekte keineswegs überraschend auf, denn sowohl das Flotten-Upgrade als auch die neuen Dienstzeit-Grundlagen waren bereits seit mehreren Jahren bekannt.
Im Sommer werden nun - beginnend mit dem kommenden Wochenende - weitere 300 Flüge gestrichen. Vorrangig soll dies osteuropäische Strecken betreffen, die üblicherweise mehrmals täglich angeflogen werden - darunter etwa Belgrad, Sofia, Prag, Kosice, Sibiu und Bukarest, wie AUA-CEO Kay Kratky heute Früh vor Journalisten ausführte. Langstrecken und Charterflüge sollen hingegen "wie geplant bedient werden", so der Airlinechef. Mit einer Entspannung der Situation rechnet er jedoch nicht vor Herbst bis Jahresende.
AUA will betriebsinternes, freiwilliges "Krisen-Team" einrichten
Nur kurz vor der eilig für heute Vormittag angesetzten Pressekonferenz wurden auch die Mitarbeiter von Austrian Airlines durch die Geschäftsleitung informiert. Zuvor hatte man der Belegschaft bereits auf elektronischem Wege mitgeteilt, dass es um die operative Stabilität im Unternehmen alles andere als gut bestellt ist, und man deshalb einen Pool an Angestellten einrichten möchte, der "im Fall von größeren Irregularities" aktiviert werden sollte. Doch es sind ohnehin bereits jetzt die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche dem Unternehmen permanent mit aller Kraft den Rücken zu stärken versuchen. Dass etwa das fliegende Personal regelmäßig auf freie Tage verzichtet und einspringt, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, ist seit Jahren gang und gäbe. Den Unmut von Passagieren über dennoch nicht zu kompensierende Flugausfälle, Verspätungen oder andere Unannehmlichkeiten bekommen freilich trotzdem ausgerechnet die an vorderster Front und teilweise bereits über der Belastungsgrenze arbeitenden Angestellten ab.
Derzeit sind bei Austrian Airlines 560 neue Stellen für Cabin Crew (400) und Flight Deck (160) vakant. Für diesen Sommer kommt diese Ausschreibung jedoch ganz offensichtlich einmal mehr zu spät, oder das Angebot erscheint - angesichts Verträgen mit mehrjährig befristetem Dienstverhältnis - für viele Bewerber generell einfach unattraktiv. Dem widerspricht Kratky: "Wir haben viele Bewerbungen, das ist ermutigend." Das Auswahlverfahren laufe aktuell, an welches sich jedoch eine Qualifikationsphase anschließe, "die, abhängig vom jeweiligen Bewerber, kürzer oder länger dauern wird", so der AUA-CEO.
Über Managementfehler der Vergangenheit möchte Kratky nicht spekulieren. Doch er räumt ein: "Die AUA hat nach der Restrukturierungsphase sehr hart am Wind gesegelt."
(red Aig / Titelbild, Symbolfoto: Einmal mehr schrillen die Alarmglocken bei der AUA angesichts eklatanten Personalmangels offensichtlich erst mitten in der Akutphase - Foto: Austrian Wings Media Crew)