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Als "Journalist" getarnt: Dreister Dieb entwendet 50 Safety Cards aus B777

Die Einladung zur Besichtigung der Boeing 777 einer asiatischen Airline nutzte ein dreister Dieb unter den Besuchern, um 50 Safety Cards von Bord zu entwenden.

Die fehlenden Karten bemerkte das Reinigungspersonal, als dieses nach der Flugzeugpräsentation die Maschine wieder fit für den Abflug machte. Schnell wurde klar, dass es sich um einen Diebstahl im großen Stil handelte. Die Airline musste sämtliche an der Station Wien verfügbaren Reserven dieser Sicherheitsunterlagen aufwenden, um den Flieger für die abendliche Rotation vorbereiten zu können.

Auffällig: Gleich zu Beginn der Kabinenbesichtigung hatten sich einige junge Flugzeugfans in den hinteren Teil der Economy Class absentiert, während der überwiegende Teil der Besucher die in der Business Class vorbereitete Präsentation besuchte und sich am Cockpit interessiert zeigte. Zudem war, wie aus Insiderkreisen zu vernehmen ist, von einem Flugzeugfreak bereits Wochen vor der Veranstaltung über Facebookpräsenz der Fluggesellschaft um Safety Cards der "Triple Seven" angefragt worden.

Nach Veröffentlichung des Austrian Wings-Artikels Montag Mittag meldeten sich mehrere Tippgeber bei unserer Redaktion, die unisono berichteten, im Internet auf Bilder eines 16jährigen gestoßen zu sein, der mit einem "Stapel an Safety Cards einer B777" prahlte. Ein Augenzeuge gab sogar an, den Dieb beobachtet zu haben, und meldete sich telefonisch in der Austrian Wings-Redaktion: "Ich habe mir schon gedacht, dass mit diesem Typ etwas verdächtig ist, so wie er durch die Sitzreihen geschlichen ist und immer geschaut hat, ob ihn niemand beobachtet."

Binnen kürzester Zeit verbreitete sich die Meldung unter Luftfahrtfreunden - mehrere übereinstimmende Rückmeldungen zum mutmaßlichen Dieb waren die Folge.
Binnen kürzester Zeit verbreitete sich die Meldung unter Luftfahrtfreunden - mehrere übereinstimmende Rückmeldungen zum mutmaßlichen Dieb waren die Folge.

Passenderweise steht der Name des Users, welcher laut übereinstimmenden Informationen das Foto der offensichtlich entwendeten Karten veröffentlicht haben soll, tatsächlich auch auf der Liste der Teilnehmer besagter Flugzeugbesichtigung - als vermeintlicher "Journalist" akkreditiert. In sozialen Netzwerken posiert der Teenager, welcher zu Gunsten seiner angeblichen "journalistische Tätigkeit" auch den vormittäglichen Schulbesuch für storniert erklärt hat, martialisch auf dem Kapitänssitz einer Boeing 747. Zudem ist er Mitglied mehrerer Tausch- und Sammlergruppen für Safety Cards.

Mit den Vorwürfen konfrontiert, räumte der Langfinger schließlich ein, die Karten entwendet zu haben. Dabei sei er jedoch nicht alleine gewesen - er bezichtigt in einem Mail an Austrian Wings auch andere Personen, sich mit Safety Cards eingedeckt zu haben.

Mit diesem Foto der offensichtlich von Bord entwendeten B777 Saftey Cards prahlte ein 16jähriger Nutzer im Internet - Foto: ZVG
Mit diesem Foto der offensichtlich von Bord entwendeten B777 Saftey Cards prahlte ein 16jähriger Nutzer im Internet - Foto: ZVG

Einige Tage nach dem Auffliegen des Vorfalls fand ein Umschlag mit 15 Safety Cards den Weg zurück zum rechtmäßigen Besitzer. Beigelegt war ein nicht unterschriebener Zettel mit einer knappen Entschuldigung.

Mit dieser anonymen Entschuldigung wurden 15 der insgesamt 50 fehlenden Safety Cards an die Fluggesellschaft retoruniert.
Mit dieser anonymen Entschuldigung wurden 15 der insgesamt 50 fehlenden Safety Cards an die Fluggesellschaft retoruniert.

Sukzessive erreichten schließlich auch noch weitere Retouren die Fluggesellschaft. Vier Karten wurden persönlich von einem jungen Mann abgegeben, weitere drei und später nochmals 16 Stück gingen erneut auf dem Postweg ein. Damit bleiben "nur" noch zwölf Stück verschollen.

Safety Cards zählen zu beliebten Artikeln in Sammlerkreisen und werden über diverse Luftfahrtforen, Kleinanzeigenmärkte oder Auktionsportale um zirka 10 Euro pro Stück gehandelt, seltene Exemplare erzielen durchwegs auch wesentlich höhere Verkaufserlöse. Die Mitnahme der Sicherheitskarten von Bord ist verboten, da sie zur Notfallausrüstung der Maschine gehören. In vielen Fällen ist es jedoch problemlos möglich, auf Anfrage von der Kabinenbesatzung oder der Airline ein Exemplar zu erhalten - diese Vorgehensweise ist unter seriösen Sammlern auch usus.

Nicht zuletzt für Fluggäste, die der englischen oder der Landessprache der Airline nicht mächtig sind, stellen die klar verständlichen Piktogramme auf Safety Cards oft die einzige Möglichkeit dar, sich eingehend über die Maßnahmen in Notsituationen zu informieren.

(red Aig / Titelbild: Die Sicherheitsdemo inkludiert stets den Hinweis, einen Blick auf die "Safety Card" zu werfen. - Foto: Aig / Austrian Wings Media Crew)