Österreich

"Wolkenritt"-Autorin Ira Knechtel im Austrian Wings Interview

Vor etwas mehr als einer Woche präsentierte die frühere Montana Austria und Austrian Airlines Stewardess Irene "Ira" Knechtel ihr Buch "Wolkenritt" im Rahmen einer Lesung auf dem Flugplatz Bad Vöslau einem begeisterten Publikum, das sogleich den Verkaufstisch stürmte - Austrian Wings berichtete. Nun trafen wir Ira Knechtel, die vor ihrer Zeit als "maturierte fliegende Klofrau" (ironische Eigenbeschreibung ihrer Tätigkeit bei Montana) als ausgebildete Schauspielerin sowie Model arbeitete und nach dem Ende ihrer aviatischen Karriere als Journalistin, Fotografin und Malerin tätig war, zum Interview.

AW: Frau Knechtel, wollten Sie immer schon Stewardess werden?

IK: Nein, ich hatte mit der Fliegerei ursprünglich rein gar nichts am Hut, wie man so schön sagt.

AW: Sondern?

IK: Ab meinem 5. Lebensjahr (ab 1960, Anm. d. Red.) nahm ich Schauspielunterricht bei Professor Käthe Linck. Meine Passion war die Schauspielerei und der widmete ich mich mit Hingabe. Bis ich 14 war, übernahm ich Kinderrollen – auch als Hauptdarsteller -, unter anderem im Raimund-, Akademie-, und Burgtheater und drehte Kino- und Fernsehfilme. Außerdem arbeitete ich als Kindermodel für Werbespots und auf Modeschauen, und das alles neben der Schule.

AW: Apropos Schule, welche Ausbildung haben Sie absolviert?

IK: Ich habe die AHS-Matura abgelegt und war danach als medizinisch-technische Assistentin an einem Universitätsinstitut in Wien, obwohl ich eigentlich Schiffsstewardess werden wollte.

AW: Wie kam es, dass Sie diesen Traum nicht verwirklicht haben?

IK: Nun ja, (lacht), nach einer privaten Schiffsreise mit meinen Eltern war mir so schlecht, dass ich diesen Plan rasch verworfen habe.

AW: Wie sind Sie von der Uni Wien schließlich zur Luftfahrt gekommen?

IK: Zunächst studierte ich neben meiner Arbeit noch Publizistik und Theaterwissenschaften. Bei einem privaten Aufenthalt in New York sah ich dann, wie Stewardessen von American Airlines in einem schicken Hotel abstiegen und dachte mir: ‚Die haben’s gut‘.

AW: Aber dennoch hatten Sie noch keine Ambitionen, selbst Stewardess zu werden?

IK: Nein, das kam erst etwas später. Ein Kollege im Labor sagte mir, dass seine Schwester als Stewardess bei der Lufthansa arbeitete und sich die ganze Welt ansehen könnte. Das war gewissermaßen mein persönliches Schlüsselerlebnis.

AW: Wie ging es dann weiter?

IK: Ich bewarb mich bei der damals neu gegründeten Montana Austria und wurde genommen.

AW: Ein Traumjob?

IK: Es war eine interessante und spannende Zeit, die ich nicht missen möchte. Ich hatte die Gelegenheit, mir in jungen Jahren Länder anzusehen, von denen andere Menschen nur träumen konnten. Und das noch kostenlos. Auf der anderen Seite war es ein Knochenjob, wir wurden von Passagieren sexuell bedrängt, manche haben uns den Flieger vollgekotzt oder sogar ihre Notdurft in den Bordküchen verrichtet. Die Hotels in Afrika waren teilweise Horror. Auf der anderen Seite lernte ich das exklusive Nachtleben in New York kennen – und eine unglaubliche Kameradschaft unter den Stewardessen. Männliche Kollegen gab’s in der Kabine übrigens nicht, da Montana nur Frauen einstellte.

Ira Knechtel vor der OE-IRA, einer der drei 707 von Montana Austria - Foto: Archiv Ira Knechtel / Repro Austrian Wings Media Crew
Ira Knechtel vor der OE-IRA, einer der drei 707 von Montana Austria - Foto: Archiv Ira Knechtel / Repro Austrian Wings Media Crew

AW: Ihr schrecklichstes Erlebnis während der Montana-Zeit?

IK: Ein Kollege aus dem Cockpit ertrank bei einem Stopover in Afrika und seine Freundin, eine andere Stewardess, musste es mit ansehen.

AW: Haben Sie das Ende von Montana 1981 noch miterlebt?

IK: Nein, ich war schon zuvor gekündigt worden und durch eine Kollegin mit einem billigeren Vertrag ersetzt worden.

AW: Was haben Sie nach Ihrer Montana-Zeit beruflich gemacht?

707 von Montana auf dem Flughafen Wien - Foto: Archiv Flughafen Schwechat
707 von Montana auf dem Flughafen Wien - Foto: Archiv Flughafen Schwechat

IK: Ich wechselte quasi nahtlos zu Austrian Airlines und bestand das strenge Auswahlverfahren mit Bravour. Montana war eine verdammt gute Schule gewesen (lacht), und so stand in meinem ersten Beurteilungsbogen dann auch, dass ich besonders stressresistent sei (lacht wieder) …

Nach ihrer Montana-Zeit flog Ira Knechtel auf den legendären DC-9-32 (Bild), DC-9-51 und MD-80 der AUA, als Stewardess - Foto: McDonnell Douglas / Archiv Austrian Airlines
Nach ihrer Montana-Zeit flog Ira Knechtel auf den legendären DC-9-32 (Bild), DC-9-51 und MD-80 der AUA als Stewardess - Foto: McDonnell Douglas / Archiv Austrian Airlines

AW: Arbeiteten Sie bei Austrian Airlines ausschließlich als Stewardess?

IK: Ja, später wechselte ich zum Bodenpersonal am Flughafen Wien. Dort betreute ich als VIP-Hostess die Reichen und Schönen, Politiker und Prominenten. Nach der Geburt meiner Tochter Diana Elena schlug ich beruflich dann allerdings einen ganz anderen Weg ein.

AW: Der da wäre?

IK: Ich wandte mich mehr und mehr dem Schreiben zu, verfasste Artikel für Internetseiten und Printmedien, außerdem Reisereportagen. 2015 ging ich dann in Pension.

AW: So wie wir Sie kennen, ist Ihre Pension sicher alles andere als ein „Ruhestand“?

IK: (lacht) Ja, so ist es, ich nutze diese Zeit um mich als freischaffende Künstlerin zu betätigen. Ich male Aquarelle, schreibe Gedichte und fotografiere leidenschaftlich gerne. Meine Werke stelle ich auch aus.

AW: Wie kam es dazu, dass Sie das Buch „Wolkenritt“ geschrieben haben?

IK: Ein Buch zu schreiben war immer schon mein großer Lebens-Traum und dieses Thema bot sich an, zumal ich bei meinen Recherchen auf die ausgezeichnete Austrian Wings Reportage über Montana Austria gestoßen bin, wo ich selbst für mich viele interessante neue Dinge erfahren habe.

AW: Wie lange haben Sie insgesamt an dem Buch gearbeitet?

IK: In einem dreiviertel Jahr war der Text fertig. Dann habe ich diesen nochmals überarbeitet, also alles in allem habe ich genau ein Jahr für das fertige Manuskript gebraucht.

AW: Wer hat Sie dabei am meisten unterstützt?

IK: Meine Tochter Diana Elena, die immer wieder fertige Kapitel zu lesen bekam sowie Ex-Montana Kolleginnen und auch Kollegen, die mir bei der Recherche behilflich waren. Und letztendlich auch die Redaktion von Austrian Wings.

Ira Knechtel mit ihrer Tochter Diana Elena
Ira Knechtel mit ihrer Tochter Diana Elena

AW: Was war das für ein Moment, als Sie vor so vielen Gästen, darunter zahlreiche ehemalige Kolleginnen und Kollegen, aus dem Buch vorgelesen haben?

IK: Es war einer der emotionalsten und spannendsten Momente in meinem Leben! Vor allem das Wiedersehen mit den ehemaligen Montanamitarbeitern hat mich natürlich sehr berührt.

AW: Wie ist der Verkauf des Buches bisher angelaufen und wie ist das Feedback der Leser, insbesondere der ehemaligen Montana-Mitarbeiter?

IK: Der Verkauf des Buches ist bereits sehr gut angelaufen, sogar aus Deutschland gibt es schon Anfragen. Das Feedback der Leser ist durchwegs sehr positiv und in Montanakreisen wurde das Buch bereits zum sprichwörtlichen „Objekt der Begierde" ...

AW: Eine Frage, die sich sicherlich auch viele unsere Leser stellen: Wird es eine Fortsetzung von „Wolkenritt“ geben?

IK: Ein Buch „Wolkenritt“ Teil 2 wird es mit Sicherheit nicht geben, jedoch gibt es bereits Pläne für ein weiteres Buch: einen Reiseroman mit wahrem Hintergrund, in dem es um Abenteuer in Peru gehen wird, die teilweise im Regenwald des Amazonas spielen.

AW: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

IK: Weitere Bücher schreiben, reisen und fotografieren. Und vielleicht sogar ein Fernstudium – „Kulturwissenschaften“ - mit dem Fokus auf Literatur.

AW: Danke für dieses Gespräch und alles Gute!

"Wolkenritt - Unglaubliche aber wahre Erlebnisse einer Stewardess"

Das Buch ist im Carina Verlag erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-9503429-5-6 seit 14. Oktober auch in jeder Buchhandlung erhältlich. 192 Seiten, 210 x 148 x 7 mm. Es kostet 16,90 Euro.

(red / Titelbild: Die Autorin mit ihrem Buch - Fotos, sofern nicht anders angegeben: Huber / Austrian Wings Media Crew)