In Kolumbien ist ein Avro RJ-85 der Gesellschaft LAMIA Bolivia beim Anflug auf den Flughafen der Stadt Medellin abgestürzt. An Bord der aus Santa Cruz Viru kommenden Maschine mit der Kennung CP-2933 sollen sich zwischen 72 Passagiere und 9 Besatzungsmitglieder befunden haben, unter ihnen das brasilianische Fußballteam Chapecoense, das auf dem Weg zum Finale des Südamerika-Cups gegen das kolumbianische Team Atlético Nacional war.
Der Flughafen von Medellin bestätigte offiziell, dass die Besatzung kurz vor dem Unglück noch einen Notruf wegen eines "elektrischen Problems" abgesetzt habe und ins Holding eingeflogen sei, um die entsprechenden Checklisten abzuarbeiten. Nach einer Warteschleife habe die Besatzung dann plötzlich um Priorität bei der Landung gebeten und den Anflug fortgesetzt.
Initial war von sechs Überlebenden die Rede. Diese Zahl wurde mittlerweile auf fünf korrigiert: drei Fußballspieler, eine Flugbegleiterin, ein Journalist. Die übrigen 76 Menschen an Bord der Maschine seien beim Absturz getötet worden, heißt es.
Spekulationen über zu wenig Treibstoff
Obwohl noch keine gesicherten Informationen über die Unglücksursache vorliegen, entbrannte in Fachkreisen bereits eine Diskussion darüber, ob der Absturz wegen Treibstoffknappheit erfolgt sei. Als Indiz dafür, dass sich zum Absturzzeitpunkt kaum noch Kerosin an Bord befunden habe, führt ein Pilot in einem Internetforum etwa den Umstand an, dass es keinen Aufschlagsbrand gegeben habe - soweit das aus den bisher veröffentlichten Fotos ersichtlich sei.
Und das Hamburger Flugunfallbüro JACDEC berichtet, dass die Strecke von Santa Cruz-Viru Viru (SLVR) nach Medellin-O Herrera Airport (SKMD) 1.605 nautische Meilen betrage, die offiziell angegebene höchste Reichweite eines Avro RJ-85 jedoch nur bei 1.600 nautischen Meilen liege. Lufthansa etwa gab für ihre bei Lufthansa CityLine eingesetzten RJ-85 überhaupt nur eine Reichweite von knapp 1.200 nautischen Meilen an.
Allerdings kann die Reichweite des Avro RJ-85 durch bis zu drei Zusatztanks auf maximal 2.400 nautische Meilen erhöht werden. Ob das verunglückte Flugzeug damit ausgerüstet war, ist derzeit noch nicht bekannt.
Am Abend mitteleuropäischer Zeit verdichteten sich dann allerdings die Hinweise darauf, dass Treibstoffmangel das Unglück ausgelöst haben könnte.
(red CP, HP)