Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa AG, reicht der Gewerkschaft VC die Hand: „Unsere großen Differenzen in den gescheiterten Verhandlungen zum Vergütungstarifvertrag resultieren offensichtlich auch aus unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Weiterentwicklung des Konzerns. Zwar geht es der Gewerkschaft bei ihrem Arbeitskampf formal ausschließlich um die Vergütung. Aus Gesprächen mit unseren Piloten wissen wir jedoch, dass es Ihnen auch um viele andere ungelöste Tariffragen geht. Ich möchte daher der Gewerkschaft erneut unser Angebot für eine umfassende Gesamtlösung unterbreiten. Dieser Vorschlag beinhaltet ein Bündel von konkreten Lösungsvorschlägen aller offenen Tarifverträge. Im Kontext dieser Gesamtlösung können wir den Piloten unter anderem die aktuell geforderte, stärkere Vergütungserhöhung anbieten. Dies würde möglich, weil wir an anderer Stelle – beispielsweise im Zuge einer modernisierten Altersversorgung – zu Einsparungen kämen“, so Volkens.
Trotz der sich rasant weiterentwickelnden Rahmenbedingungen wird das Angebot insbesondere im Interesse der Kunden und aller anderen Mitarbeitergruppen erneuert und sieht im Einzelnen folgende Punkte vor:
Zukunfts- und Karriereperspektiven für Piloten
Lufthansa hat der Vereinigung Cockpit angeboten, sukzessive bis 2021 rund 330 Passagierflugzeuge – davon etwa 100 Langstreckenflugzeuge – zu an den heutigen Niveaus angelehnten Vergütungsbedingungen in den Flugbetrieben des sogenannten Konzerntarifvertrag (KTV) zu bereedern. Durch dieses Perspektivmodell würde der Konzern in den kommenden fünf Jahren bis zu 1.000 Nachwuchsflugzeugführer einstellen und bis zu 600 Kapitänsanwärterstellen schaffen. „Wir greifen damit das Interesse der VC auf, den Pilotinnen und Piloten in Deutschland Beschäftigungs- und Karriereperspektiven bei gleichzeitig hoch attraktiven Konditionen zu bieten“, betont Volkens.
Vergütungs- und Manteltarifvertrag
Grundvoraussetzung für die Zukunfts- und Karriereperspektiven ist eine Modernisierung der Tarifverträge. Nur wenn sich diese fair am Wettbewerb orientieren und den heutigen Marktbedingungen Rechnung tragen, können oben genannte Perspektiven geschaffen werden. Die Einstiegs- und möglichen Endvergütungen im Lufthansa-Angebot orientieren sich weiter an dem heutigen Niveau. Gleichzeitig soll eine moderatere Steigerungslogik langfristig Kostenentlastungen ermöglichen.
Das Angebot sieht vor, durch eine Anpassung der manteltarifvertraglichen Regelungen die benötigten strukturellen Kostensenkungen im Gesamtsystem zusätzlich zu unterstützen. So soll unter anderem eine Anhebung der Mehrflugstundenauslösegrenze oder eine Flexibilisierung der arbeitsfreien Tage zur Steigerung der Produktivität beitragen.
Gleichzeitig wird den Cockpit-Mitarbeitern von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings angesichts der seit 2012 offenen Vergütungstarifverträge eine Einmalzahlung in Höhe von 1,8 Monatsgehältern angeboten. Zudem umfasst das Angebot eine Vergütungserhöhung von 4,4 Prozent in zwei Stufen. 2016 würde eine Vergütungserhöhung um 2,4 Prozent erfolgen und für 2017 um weitere 2,0 Prozent. Die neuen Vergütungstarifverträge sollen von Mai 2012 bis Mitte 2018 gelten und damit eine Laufzeit von mehr als sechs Jahren haben.
Übergangsversorgung
Das Angebot sieht vor, das heutige Übergangsversorgungssystem grundsätzlich beizubehalten, auch für neu einzustellende Cockpit-Mitarbeiter. Dabei würde lediglich das zu erreichende durchschnittliche Ausscheidealter der Piloten von Lufthansa Passage bis 2018 stufenweise auf 60 Jahre erhöht. Das tatsächliche Ausscheidealter lag zuletzt bei über 59 Jahren. Für Lufthansa Cargo und Germanwings gilt das Ausscheidealter 60 schon heute. Auch die bisherige Absicherung gegen dauerhafte Flugdienstuntauglichkeit soll weiterhin gelten.
Altersversorgung
Die Altersversorgung soll gemäß dem Angebot für Cockpit-Mitarbeiter von einem System garantierter Auszahlungen (Defined Benefit) auf ein System garantierter Beiträge (Defined Contribution) umgestellt werden, wie es bereits für Boden- und Kabinenmitarbeiter vereinbart wurde. Durch die Umstellung könnte eine erhebliche einmalige Entlastung der Pensionsverpflichtung sowie eine nachhaltige Reduktion der jährlichen Kosten für die Alters- und Übergangsversorgung erreicht werden. „Dies wäre ein wichtiger Schritt, um die Zukunftsfähigkeit der Lufthansa Group zu verbessern“, sagt Volkens.
Den Cockpit-Mitarbeitern wird auch in Zukunft eine attraktive Altersversorgung angeboten, bei der durch eine freiwillige Eigenbeteiligung das bisherige Niveau der Altersbezüge weiter erreicht werden kann. Die Altersversorgung würde generell mit einem Beitrag von 5,2 Prozent des versorgungsfähigen Gehalts dotiert.
Wechselmöglichkeiten für Pilotinnen und Piloten
Hinsichtlich der Wechselmöglichkeiten von Pilotinnen und Piloten sieht das Angebot vor, dass die Besetzung freier Stellen grundsätzlich innerhalb des jeweiligen Unternehmens erfolgt. Ein Wechsel zwischen den Gesellschaften soll im Karriereverlauf mindestens einmal möglich sein.
„Wir sind mit dem Modell einer Gesamtlösung bereits im September auf die Vereinigung Cockpit zugegangen und wollen diesen Schritt in Richtung der Gewerkschaft noch einmal erneuern. Ich möchte dies mit dem Vorschlag einer umfassenden Mediation zu allen offenen Tarifverträgen verbinden. Da eine Schlichtung seitens der VC bedauerlicherweise bislang kategorisch ausgeschlossen wird, würde ich gerne mit der VC diese Chance ergreifen, um die bestehenden Gräben zu überwinden“, sagt Bettina Volkens.
Lufthansa ist jederzeit bereit, die Einzelheiten zu diesem Angebot zu verhandeln – selbstverständlich auch am bevor stehenden Wochenende. Für Dienstag, den 29. November 2016 wurde bereits ein Termin zwischen Lufthansa und VC vorgeschlagen. Dieser Termin könnte zum Einstieg in neue Gespräche genutzt werden.
Unabhängig davon hält Lufthansa das Angebot zu einer Schlichtung des Vergütungstarifvertrages aufrecht.
(red / Lufthansa)