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"Aviation Herald" zu Lamia-Avro-Absturz: "Zu wenig Treibstoff"

Foto: Telemedellin

Das Portal "Aviation Herald" hat durch einen professionellen Dispatcher verschiedene Berechnungen zum Treibstoffverbrauch des abgestürzten Avro RJ-85 der Lamia durchführen lassen.

Mittlerweile gilt es als gesichert, dass der Avro-Absturz nahe Medellin mit 71 Toten am 28. November durch grobe Fahrlässigkeit des Kapitäns verursacht wurde, weil dieser auf einen Tankstopp verzichtete, obwohl die Reichweite des Avro RJ-85 für einen sicheren Nonstop-Flug von Santa Cruz nach Medellin nicht ausreichend war.

Der "Aviation Herald" bat nun den "Dispatcher einer großen Airline", verschiedene Szenarien durchzurechnen, basierend auf den Wetterbedingungen am Unglückstag, wo ein durchschnittlicher Gegenwind von vier Knoten herrschte.

Die Schlussfolgerung: "Zusammenfassend kann gesagt werden, dass weder der Nonstop-Flug von Santa Cruz nach Medellin noch nach Bogota (letzte Möglichkeit, Treibstoff aufzunehmen) legal geplantwerden konnte, selbst dann nicht, wenn die Maschine mit Zusatztanks ausgerüstet gewesen wäre."

Die detaillierten Berechnungen können hier nachgelesen werden.

Konkret errechnete der Dispatcher folgende Treibstoffmengen:

Santa Cruz-Medellin Alternate Bogota ohne Passagiere und Gepäck: Trip Fuel 8.660kg, Release Fuel 11.838kg

Santa Cruz-Medellin Alternate Bogota für den Treibstoffverbrauch günstige Beladung: Trip Fuel 9.380kg, Release Fuel 12.461kg

Santa Cruz-Bogota Alternate Medellin für den Treibstoffverbrauch günstige Beladung: Trip Fuel 9.260kg, Release Fuel 12,.78kg

Die maximal ausfliegbare Menge an Kraftstoff (inklusive der letzten Reserven) eines Avro RJ-85 mit Standardtanks liegt jedoch bei gerade einmal 9.362 Kilogramm, der Spritverbrauch liegt bei 2.000 bis 2.400 Kilogramm pro Flugstunde.

Grundsätzlich wären folgende Flughäfen für einen Tankstopp in Frage gekommen: Cobija (500 nautische Meilen vom Startflughafen und 1.100 nautische Meilen vom Zielflughafen entfernt), allerdings ist dieser Platz nur bis Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Aufgrund des verspäteten Abfluges von Santa Cruz hätte Cobija nicht mehr bei Tageslicht erreicht werden können. Tabatinga in Brasilien; allerdings erlaubt Brasilien keine Flüge nach Kolumbien, die von bolivianischen Airlines durchgeführt werden. Doch dessen ungeachtet hätte die Crew bei der späten Ankunft selbst im Falle einer Landung hier keinen Treibstoff mehr kaufen können. Leticia in Kolumbien (900 nautische Meilen vom Start und 700 nautische Meilen vom Zielflughafen entfernt), 24/7 geöffnet und Treibstoff wäre vorhanden gewesen. Bogota dagegen wäre bei einer Entfernung von 1500 nautischen Meilen vom Startflughafen nicht mehr legal zu erreichen gewesen.

(red)