In Kolumbien ist - wie berichtet - ein Avro RJ-85 der Gesellschaft LAMIA Bolivia beim Anflug auf den Flughafen der Stadt Medellin abgestürzt. An Bord der aus Santa Cruz Viru kommenden Maschine mit der Kennung CP-2933 befanden sich 68 Fluggäste und 9 Crewmitglieder. 71 von ihnen starben, 6 überlebten - allerdings befinden sich nach wie vor einige von ihnen noch in einem kritischen Zustand.
Südamerikanische Medien veröffentlichten einen Auszug des (auf Spanisch geführten) Funkverkehrs zwischen den Piloten und der Flugsicherung. Daraus ergibt sich zweifelsfrei, dass der Maschine der Treibstoff ausgegangen ist und die gemeldeten elektrischen Probleme erst nach Meldung der "Treibstoffprobleme" auftraten.
Von Piloten wird indes in Fachforen und Diskussionen das hochprofessionelle Verhalten der Flugverkehrsleiterin gelobt, die sich plötzlich mit zwei Notfällen konfrontiert sah und vorbildlich reagiert habe.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich aufgrund mathematischer Berechnungen der Verdacht erhärtet, dass das Flugzeug zur Durchführung eines Nonstopfluges zwischen dem Start- und dem Zielflughafen gar nicht herangezogen werde hätte dürfen.
Tanks laut Berechnungen zum Unglückszeitpunkt leer geflogen
Davon ausgehend, dass die verunglückte Maschine lediglich mit den Standardtanks (Tragflächentanks und ein Rumpftank) ausgerüstet und beim Abflug vollgetankt war, betrug die maximale ausfliegbare Treibstoffkapazität rund 9.300 Kilogramm Kerosin. Der Treibstoffverbrauch eines Avro RJ-85 liegt bei etwa 2.000 Kilogramm Kerosin pro Stunde. Zum Zeitpunkt des Absturzes war der Jet bereits 4 Stunden und 37 Minuten in der Luft, hatte zu diesem Zeitpunkt also etwa 9.000 Kilogramm Treibstoff - de facto den gesamten Tankinhalt - verbraucht.
Zudem hatten die Piloten unmittelbar vor dem Absturz über Funk noch ein "fuel problem" gemeldet und den Fluglotsen bedrängt, ihren Flug zu "priorisieren", allerdings verzichteten beide Piloten darauf, eine Luftnotlage zu erklären, was gesetzlich vorgeschrieben ist, sobald die "final fuel reserve" erreicht ist.
Kapitän war Miteigentümer der Airline
Der 51-jährige Kapitän des Unglücksfluges, Miguel Alejandro Quiroga Murakemi, war Miteigentümer der Fluggesellschaft, die sich in den vergangenen Jahren innerhalb Südamerikas auf Charterflüge für Sportclubs spezialisiert hatte. Etliche Brancheninsider vermuten daher, dass der Pilot den Flug sprichwörtlich "auf Biegen und Brechen" durchführen wollte, zumal die Gesellschaft die Strecke mit dem gleichen Flugzeugtyp bereits einige Male zuvor bedient hatte - ebenfalls nonstop, allerdings ohne Holding.
(red)