Der Zwischenfall war nach vier Stunden Flugzeit über dem Atlantik aufgetreten, berichtet eine Mitreisende über das soziale Netzwerk Facebook. Mehrfach sei nach einem Arzt gerufen, medizinisches Equipment herbeigeholt worden. Dazu Condor-Sprecher Johannes Winter gegenüber Austrian Wings: "Die Ansage erfolgte durch unsere Purserette. Da sich kein Arzt gemeldet hat, müssen wir davon ausgehen, dass kein Mediziner an Bord war."
Zum Wohle des Patienten wurde entschieden, den nächstgeeigneten Flughafen anzusteuern, um den akut Erkrankten schnellstmöglich weiterer Behandlung zuführen zu können. Winter: "Unsere Crew hat sich für St. Johns entschieden, weil es dort eine Universitätsklinik gibt."
Nach weiteren 90 Minuten setzte der Condor-Jet schließlich in Neufundland auf, wo bereits Rettungskräfte zur Übernahme bereitstanden.
Während die Maschine für den Weiterflug vorbereitet und betankt wurde, sollen sich an Bord laut Bericht der Augenzeugin beschämende Szenen abgespielt haben. "Mehrere Passagiere greifen die Flugbegleiter verbal an, beschweren sich über die Notlandung, sticheln sich gegenseitig auf. Mehrere Male müssen sich Purser und Kapitän an die Passagiere wenden um die Situation zu entschärfen", macht sie ihrem Ärger über das Verhalten der Mitreisenden Luft. Eine Reisegruppe habe sich zudem entrüstet darüber gezeigt, durch die außerplanmäßige Landung nun "das Abendessen am Urlaubsort zu verpassen".
"Bedauerlicherweise kann ich die Schilderungen aus dem Facebook-Entrag bestätigen, so dass einige Fluggäste bei den Rettungsmaßnahmen als störend empfunden wurden", so Condor-Sprecher Winter zu Austrian Wings.
Das Posting zu diesem Vorfall auf Facebook ruft bei den dazugehörigen Kommentaren pikanterweise auch selbsternannte Luftfahrtrecht-Experten auf den Plan, die etwa zum Besten geben, dass sich die betreffende Reisegruppe "sowieso am Patienten regressieren" könnte. Dies ist natürlich nicht möglich, denn die Entscheidung über eine solche Ausweichlandung obliegt alleine dem verantwortlichen Piloten, und wird im besten Interesse für den betroffenen Passagier, aber auch mit Bedacht auf die übrigen Fluggäste getroffen.
Die Verspätung, mit der die Condor-Maschine ihr Ziel Punta Cana schließlich erreicht hat, lag bei 2 Stunden und 45 Minuten. Mittlerweile konnte auch der erkrankte Passagier das Spital wieder verlassen.
Medizinische Notfälle an Bord von Verkehrsflugzeugen stellen die Crew vor spezielle Herausforderungen und verlangen eine Menge Entscheidungslogistik. Die österreichische Initiative "Doc on Board" bildet seit vielen Jahren Mediziner für derartige Situationen aus.
(red Aig / CP / NE / HP)