Österreich

Erster Nachteinsatz für Christophorus 2

Die Mannschaft schiebt C2 aus dem Hangar

Am dritten Bereitschaftstag seines per 1. Jänner neu aufgenommenen 24-Stunden-Betriebes flog der Kremser ÖAMTC-Notarzthubschrauber Christophorus 2 seinen ersten Primärrettungseinsatz bei Dunkelheit.

Am Abend des 3. Januar, bereits bei vollständiger Dunkelheit, kam es in der Gemeinde Schönberg am Kamp (Bezirk Krems-Land) zu einem internistischen Notfall. Die Rettungsleitstelle disponierte daraufhin einen Krankenwagen sowie das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) aus Horn. Nach der Erstversorgung des Patienten entschied der diensthabende Mediziner, den Notarzthubschrauber (NAH) Christophorus 2 für den Transport des Patienten anzufordern, da der Verdacht auf Herzinfarkt bestand, wie Austrian Wings Recherchen ergaben.

Die Alarmierung erreichte die Crew des Helikopters unmittelbar beim Schichtwechsel gegen 19:30 Uhr, sodass der Flug noch unter Verantwortung des Tagdienstpiloten durchgeführt wurde. Cpt. Günter Grassinger überprüfte nach der Anforderung zunächst das Flugwetter auf der Strecke sowie am Zielort und holte auch eine Vorhersage für den Flugplatz Krems-Gneixendorf ein, um vor unerwünschten Überraschungen beim Rückflug gefeit zu sein. Zusätzlich nahm Cpt. Max Seidl, einer der beiden Nachtdienstpiloten, im Cockpit Platz, da in der Anfangsphase des 24-Stunden-Betriebes aus Sicherheitsgründen mit zwei Piloten geflogen wird - siehe dazu auch unser Interview mit ÖAMTC-Flugrettungschef Reinhard Kraxner.

Stützpunktleiter Cpt. Günter Grassinger (Foto) flog gemeinsam mit seinem Kollegen Cpt. Max Seidl den ersten nächtlichen Primärrettungseinsatz von Christophorus 2 seit Aufnahme des 24-Stunden-Betriebes - sowohl Grassinger als auch Seidl sind ehemalige Bundesheer-Piloten mit mehreren tausend Flugstunden Erfahrung.

Nach diesen für den Nachtdienst intensivierten Vorbereitungen hob der H135 T3 mit der Kennung OE-XVF acht Minuten später vom Stützpunkt ab und erreichte den Notfallort nach zehn Minuten Flugzeit.

"Wir drehten zwei Erkundungsrunden, eine in 500 Fuß Höhe und eine in 300 Fuß Höhe über Grund. Danach entschlossen wir uns zur Landung auf einer kaum befahrenen Straße", schildert Cpt. Günter Grassinger im Gespräch mit Austrian Wings. "Anschließend sicherten wir den Landeplatz mit speziellen Blitzleuchten, die wir für diesen Fall mitführen, ab." Zusätzlich wollte es der Zufall, dass ausgerechnet in diesem Moment ein Feuerwehrmann mit seinem Pkw vorbeikam und die Hubschrauberbesatzung mit einer Signallampe bei der Absicherung des Landeplatzes unterstützte.

Der Notarzthubschrauber an der Einsatzstelle - Foto: Cpt. Günter Grassinger / CFV

In der Zwischenzeit übergaben die bodengebundene Einsatzkräfte den Patienten an die medizinische Crew von Christophorus 2, bestehend aus Notarzt Dr. Herwig Jamek und Flugretter Willi Welser.

Rascher Transport in eine Spezialklinik - eine Kernkompetenz der "Nacht-Rettungsflieger"
Nach etwa 20 Minuten Aufenthalt an der Einsatzstelle nahm die "fliegende Notaufnahme" Kurs auf das Krankenhaus in der 40 Kilometer entfernten niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten. 14 Minuten später konnte der Patient bereits zur Weiterbehandlung an die dortigen Ärzte übergeben wurde. An Bord eines Krankenwagens hätte der Transport selbst unter Optimalbedingungen mindestens doppelt so lange gedauert, bei schlechten Straßenverhältnissen oder der Notwendigkeit eines Schontransportes sogar deutlich länger.

"Durch die Spezialisierung einzelner Kliniken auf besondere Notfallereignisse, wie im vorliegenden Fall etwa ein bereitstehendes Herzkatheterlabor, ergibt sich immer öfter die Notwendigkeit, Patienten an solche Zentren zu transportieren", erklärt Internist und Flugmediziner Dr. Joachim Huber. Dr. David Gabriel, der Geschäftsführer von Austrian Health und Doc on Board, sowie ausgebildeter Pilot ist, ergänzt: "Ein Helikopter kann hierbei große Distanzen in einem Bruchteil der Zeit zurücklegen, als dies bodengebunden möglich wäre. Zudem ist dadurch der regionale Notarzt rasch wieder für seinen Bezirk und mögliche Folgeeinsätze verfügbar, da er den Patienten nicht über einen weiten Weg in eine Spezialklinik begleiten muss."

Um 20:44 Uhr - eine Stunde und 14 Minuten nach der Alarmierung - setzte Christophorus 2 schließlich wieder einsatzbereit auf seinem Heimatstützpunkt, dem Flugplatz Krems-Gneixendorf, auf.

Nach Austrian Wings vorliegenden Informationen befindet sich der Patient bereits auf dem Weg der Besserung und konnte nach der Akutbehandlung in St. Pölten zur weiteren Betreuung in sein Heimatkrankenhaus überstellt werden. Sein Zustand wird als stabil beschrieben.

(red HP, AG, UB / Fotos, sofern nicht anders angegeben: Huber / Austrian Wings Media Crew)