Das Flugzeug mit der Kennung TC-MCL gehörte der türkischen Frachtfluggesellschaft MyCargo Airlines (früher ACT Airlines), die den Flug im Auftrag von Turkish Airlines Cargo durchführte. Die Maschine kam als Kurs TK6491 aus Hong Kong und sollte mit einem technischen Zwischenstopp zum Auftanken in Bishkek, Kirgistan, weiter nach Istanbul fliegen.
Der Jumbo befand sich nach rund sechs Stunden Flugzeit bei schlechtem Wetter im Anflug auf die Piste 26 des Flughafens, der jedoch misslang. Rund 1.000 Meter nach der Piste kollidierte die 747 mit den Häusern eines Dorfes, zerbrach in mehrere Teile und ging - ebenso wie etliche der Gebäude - in Flammen auf.
Neben der vierköpfigen Besatzung kamen dabei 35 weitere Menschen am Boden ums Leben, darunter viele Kinder. Etwa 30 der 45 Häuser des Dorfes wurden zerstört oder beschädigt. Acht Verletzte, darunter einige Kinder, wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Seitens der Fluggesellschaft MyCargo Airlines wurde der Absturz bestätigt: "Wir bedauern, den Tod unserer Mitarbeiter Kapitän Ibrahim Gürcan DIRANCI, First Officer Kazim Öndul, Lademeister Melih Aslan und Techniker Ihsan Koca bekannt geben zu müssen. Unsere Gedanken sind auch bei den Hinterbliebenen der Opfer am Boden. Wir drücken ihnen allen unser tiefstes Mitgefühl aus."
Beide Piloten hätten ihre Ausbildung beim Militär erhalten, heißt es.
Die Unglücksursache ist noch unklar, allerdings deutet der Zeitpunkt des Absturzes in Verbindung mit schlechtem Wetter und dem Fehlen eines Notrufes durch die Besatzung für Experten in Richtung menschliches Versagen.
Die Betreibergesellschaft der 747 kündigte an, zwei erfahrene Kapitäne sowie technische Mitarbeiter nach Bishkek zu entsenden, um die Unfallermittlungen zu unterstützen.
Zum Unglückszeitpunkt herrschten, nach Auskunft eines von Austrian Wings konsultierten Verkehrspiloten, der die veröffentlichten METAR-Daten ausgewertet hat, am Flughafen Bishkek veröffentlichte Wetterbedingungen, die hart an der Grenze ILS-CAT II / CAT III waren. Bishkek ist lediglich für Anflüge bis zur CAT II zugelassen.
Türkische Airlines auffällig oft in Unfälle verwickelt
Generell ist die Sicherheitsbilanz einiger türkischer Fluglinien schlecht, darunter auch jene von Turkish Airlines, unter deren Flugnummer die verunglückte MyCargo-Airlines-Maschine unterwegs war.
Ein deutsch-türkischer Kapitän, der seine Ausbildung schon vor über 20 Jahren bei der Lufthansa Verkehrsfliegerschule absolviert hat, gegenüber Austrian Wings: "Wir haben in der Türkei natürlich auch sehr gute Leute aber meiner Meinung nach ein nicht zu unterschätzendes Problem mit mangelnder Qualität in vielen Cockpits, unabhängig von der Airline. Zahlreiche Piloten kommen aus dem Militär, CRM ist ein Fremdwort für sie, sie halten sich für Könige der Lüfte. Darüber hinaus werden in unserer Kultur Fehler gerne tabuisiert, und es gibt noch immer starre Hierarchien. Das hat sich etwa 1996 beim Birgenair Absturz oder 2009 beim Turkish Airlines Absturz in Amsterdam auf erschreckende Art und Weise gezeigt. Das ist einfach gefährlich und muss sich endlich ändern, wobei wir natürlich nicht wissen, ob derartige Faktoren im konkreten Fall eine Rolle gespielt haben."
Die verunglückte 747 wurde Anfang 2003 als Frachtmaschine an Singapore Airlines ausgeliefert und 2015 von MyCargo Airlines (ACT Airlines) übernommen. MyCargo Airlines betreibt (inklusive der heute abgestürzte Maschine) acht Boeing 747-400 Frachter.
(red CvD, HP, CP, AG / Fotos: Twitter)