Über die BO 105
Am 16. Februar vor einem halben Jahrhundert hob die BO 105 in Ottobrunnn zu ihrem Erstflug ab. 1970 wurde die erste Serienmaschine ausgeliefert, bis zum Produktionsende 2009 wurden mehr als 1.600 Helikopter dieses Typs gebaut, die im zivilen und militärischen Bereich ebenso eingesetzt wurden und werden wie für Exekutiv und Rettungsaufgaben. Ein Novum waren der gelenklose Rotorkopf und der Umstand dass erstmals im zivilen Hubschrauberbau mit zwei Wellenturbinen ein zweimotoriger Antrieb verwendet wurde. Dank seines speziellen Rotorkopfes ist der BO 105 einer der wenigen Helikopter die kunstflugtautlich sind und etwa von den Flying Bulls für diesen Zweck genutzt werden. Auch bei unserem großen Nachbarn Deutschland wurde der Helikopter intensiv genutzt, wie die nachfolgende Bildreportage zeigt.
Bundesgrenzschutz
Das Bundesministerium des Innern stellte seinen ersten Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) am 21. Dezember 1971 in Dienst. Dabei handelte es sich um den zunächst in Leverkusen-Kurtekotten, später dann am Klinikum in Köln-Merheim stationierten ZSH “Christoph 3“. Am 15. August 1972 folgte der in Frankfurt am Main stationierte ZSH “Christoph 2“ und am 1. November 1972 der an der neu gegründeten Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) stationierte ZSH “Christoph 4“. Bis 1980 wurden vierzehn weitere ZSH-Standorte in Betrieb genommen. Alle 18 ZSH, auch der anfangs vom ADAC in München betriebene und 1974 vom Bund übernommene ZSH “Christoph 1“, wurden von Piloten des Bundesgrenzschutzes geflogen. Die Maschinen waren anfangs cadmiumgelb lackiert, wurden 1978/1979 in das noch heute gültige Orange umlackiert. 1997 wurden alle BO 105 CB durch neue EC BO 105 CBS-5 mit um 50 Zentimeter verlängerter Kabine ersetzt. Rund zehn Jahre später, in den Jahren 2007/2008, wurden diese dann durch moderne EC 135 T2i ersetzt. Museal erhalten sind mindestens zwei orange BO 105 CB: der Hubschrauber mit der Seriennummer 139 befindet sich im Luftfahrtmuseum im sachsen-anhaltinischen Wernigerode, ein weiterer im Technikmuseum Kassel.
ADAC Luftrettung
Dem am 1. November 1970 in Dienst gestellten Rettungshubschrauber “Christoph 1“ folgten erst Anfang der 1980er Jahre weitere BO 105 in Diensten des ADAC. Der Verkehrsclub gründete 1982 die 100-prozentige Tochter ADAC-Luftrettung GmbH gemeinnützige Gesellschaft und richtete eigene Luftrettungszentren, unter anderem in Bayreuth, Fulda, Siegen, Uelzen und Wolfenbüttel ein. Am 1. September 1987 folgte in West-Berlin “Christoph 31“. Aufgrund des Sonderstatus der geteilten Stadt wurde das US-amerikanische Flugunternehmen Omniflight Inc. mit dem Betrieb des einzigartigen Rettungshubschraubers beauftragt. Heute befindet sich diese exotische BO 105 mit hohem Landekufengestell als Blickfang vor dem Feuerwehrmuseum in Berlin-Tegel. Durch die Wiedervereinigung vergrößerte sich zunächst die gelbe Bo-105-Flotte. Am 28. Februar 2007 endete allerdings mit dem Fly-Out des RTH “Christoph 33“ in Senftenberg die Karriere der BO 105 beim ADAC.
Erhalten geblieben sind weitere “gelbe Engel“: Am Kamener Kreuz befindet sich einer – allerdings ohne ADAC-Beschriftung, am Franz-Josef-Strauß-Flughafen in München ein weiterer. Und seit 2006 hängt ein Mock-Up am Dach der neuen Verkehrsabteilung des Deutschen Museums München (DMM). Im Westerwald hat ein Partnerunternehmen des ADAC eine ehemalige Heeresflieger-Maschine in gelb umlackiert und mit dem historischen Kenner D-HILF versehen aufgestellt.
Deutsche Rettungsflugwacht
Die Deutsche Rettungsflugwacht e. V., Vorgängerin der heutigen DRF Luftrettung, stellte ihre erste BO 105 am 18. Juni 1975 in Dienst. Zunächst in der Metropolregion im Einsatz, kam sie später nach Rendsburg und wurde dort als “Christoph 42“ eingesetzt. Weitere Maschinen folgten.
Ab September 1996 wurden die BO 105 sukzessive durch moderne EC 135 ersetzt. Als letztes DRF-Luftrettungszentrum stellte am 17. Juli 2009 Zwickau den Betrieb von BO 105 auf EC 135 um. Damit endete zugleich deutschlandweit der Einsatz der BO 105 in der Luftrettung.
Text und Fotos, sofern nicht anders angegeben: Jörn Fries für RTH.info
Redaktionelle Bearbeitung für Austrian Wings: P. Huber