Österreich

AUA-Vorfall in Lugano: Haarscharf am Berg vorbei

Cockpit einer Q400

Der Zwischenfall mit einer Q400 der AUA in Lugano am 13. Oktober 2015 war offenbar brisanter als bisher öffentlich bekannt.

Die aus Zürich im Auftrag der SWISS kommende Q400 der AUA befand sich im Landeanflug auf Lugano als sie einem Berg gefährlich nahe kam und die Piloten in buchstäblich letzter Sekunde ein Durchstartmanöver einleiteten, Austrian Wings berichtete. An Bord befanden sich 2 Piloten, 2 Flugbegleiter und 55 Passagiere. Die AUA selbst meldete den Vorfall den Behörden offenbar erst mit Verzögerung.

Zwar sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen, aber der Unfallbericht wird noch für heuer wartet, wie ein Sprecher der zuständigen Flugunfalluntersuchungsbehörde Mitte vergangener Woche gegenüber Austrian Wings bestätigte.

So viel scheint jedoch bereits jetzt gesichert: Aufgrund eines Flugfehlers der Crew wäre die Maschine mit der Kennung OE-LGL beinahe mit dem Berg Collina d’Oro kurz vor der Piste des Flughafens kollidiert. Als sich das Bodenannäherungswarngerät (GPWS) aktivierte, leiteten der damals 39-jährige Kapitän und seine 38-jährige Co-Pilotin ein Durchstartmanöver ein und konnten so die Katastrophe verhindern.

Wenn Piloten die optisch und akustische Warnung Pull up erhalten, müssen sie sofort reagieren, Symbolbild

Die AUA informierte die Austro Control jedoch erst Anfang November von dem kritischen Vorfall vom 13 Oktober, wie unter anderem auch die Tageszeitung "Kurier" berichtet.

Bekannt wurde die Brisanz des Zwischenfalls demzufolge eben auch nicht durch die Crew selbst sondern durch einen als Passagier außerdienstlich mitfliegenden Flugzeugführer in der Kabine. "Dieser Herr saß relativ weit vorne und hörte, ebenso wie die dort sitzende Flugbegleiterin, durch die geschlossene Cockpittüre die eindringliche Warnung "Pull up Terrain"", schilderte ein AUA-Mitarbeiter am Wochenende im vertraulichen Gespräch mit Austrian Wings. Ähnlich äußerte sich auch ein anderer Zeuge gegenüber dem "Kurier".

Während sich der Kapitän laut Pilotenkollegen zerknirscht und einsichtig zeigte, beharrte seine Kollegin dem Vernehmen nachh darauf, keinen Fehler gemacht zu haben. Nach einer intensiven Nachschulung durfte der Kapitän wieder fliegen, der Erste Offizier dagegen verlor seinen Job. Offiziell kommentierte die AUA Nachfragen zu der Causa in der Vergangenheit nicht, sondern verwies darauf, dass man den offiziellen Abschlussbericht abwarten müsse.

(red TM, TuG / Fotos: Austrian Wings Media Crew)