Im Jahr 1923 gründete der belgische Staat die Fluggesellschaft Société Anonyme Belge d'Exploitation de la Navigation Aérienne, kurz SABENA als Nachfolgerin des 1919 ins Leben gerufenen Vorgängers SNETA. Das Unternehmen bot zunächst Frachtflüge an und ab 1924 wurden auch Passagiere befördert.
Im Flugplan standen europäische Hauptstädte sowie Verbindungen in den Kongo, der damals eine belgische Kolonie war. In den Folgejahren baute die Airline ihr Streckennetz stetig aus und sogar während des Zweiten Weltkrieges konnten zumindest die wichtigen Afrika-Verbindungen aufrecht erhalten werden.
Nach Ende des WK 2 wurde der reguläre Betrieb mit DC-3 wieder aufgenommen und der Name auf SABENA – Belgian World Airlines geändert. Am 4. Juni 1947 überquerte eine Maschine der Sabena dann erstmals den Nordatlantik und landete sicher in New York. 1949 stieg SABENA bei SOBELAIR ein und baute ihre Tochter zur Charterfluggesellschaft aus.
Mit der Unabhängigkeit des Kongo fielen zahlreiche innerafrikanische Strecken weg, doch die Verbindungen zwischen Europa und der ehemaligen Kolonie blieben weiterhin ein wichtiger Geschäftszweig.
In den 1960er Jahren begann für SABENA mit der Caravelle und der Boeing 707 das Jet-Zeitalter, wodurch die Flugzeiten bei gleichzeitig gestiegenem Passagierverkehr massiv verkürzt wurden. In weiterer Folge wurden auch die Boeing 727 sowie die Boeing 747 beschafft.
1990 benannte sich die Airline in SABENA World Airlines um und gönnte sich ein neues Design. Doch die (wirtschaftlichen) Zeiten hatten sich geändert und SABENA war auf Geldgeber angewiesen - Swissair und Air France beteiligten sich an dem Unternehmen.
Bis Anfang der 2000er Jahre wurde die Flotte weitgehend auf Airbus vereinheitlicht, allerdings stürzten die Anschläge vom 11. September 2001 die Luftfahrt allgemein in eine tiefe Krise, von der auch SABENA nicht verschont blieb. Swissair hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 84 Millionen Dollar Schulden bei SABENA, ging aber am 2. Oktober selbst pleite. Ein weiterer schwerer Schlag für SABENA. Am 3. Oktober musste SABENA schließlich Gläubigerschutz beantragen, die Maschinen blieben am Boden. Intensiv bemühte sich das Management um neue Investoren - vergeblich. Am 6. November war der Stolz der belgischen Luftfahrt endgültig zahlungsunfähig.
Der Flugbetrieb wurde über die Delta Air Transport interimistisch weitergeführt. Anfang 2002 erfolgte der Neustart als SN Brussels Airlines.
Der Neubeginn
SN Brussels Airlines (SN war der Zweiletter-Code von SABENA) ging im Februar 2002 aus der insolventen SABENA hervor. Deren Tochter Delta Air Transport (DAT) wurde aus dem Firmenkonstrukt herausgelöst und flog fortan unter dem Namen SN Brussels Airlines. Die Flugzeuge trugen eine an SABENA erinnernde Lackierung mit einem stilisierten S am Seitenleitwerk. Der Neubeginn erfolgte mit gerade einmal 1.400 Mitarbeitern. Zunächst standen ausschließlich 29 europäische Destinationen im Flugplan der "neuen alten" Airline, die mit 32 Regionalflugzeugen unterwegs war.
Der Erstflug von SN Brussels Airlines fand am 15. Februar 2002 von Brüssel nach Genf statt und wurde dem Avro Jet mit der Kennung OO-DJS durchgeführt.
Doch schon im April 2002 wurde in Kooperation mit (der später von SN Brussels übernommenen) Birdy Airlines Afrika wieder in den Flugplan aufgenommen. Vier Jahre später fusionierte SN Brussels mit Virgin Express und firmierte fortan unter Brussels Airlines, die Livery wurde ebenfalls adaptiert.
Heute, 15 Jahre später, bedient Brussels Airlins 73 europäische und 21 interkontinentale Ziele. Nach wie vor ist Afrika ein bedeutender Markt für Brussels Airlines. Die Flotte besteht aus 45 Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen sowie 10 Langstreckenmaschinen. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile 3.500 Mitarbeiter und sichert nach eigenen Angaben indirekt 11.000 weitere Arbeitsplätze.
Kürzlich gab Lufthansa (Austrian Wings berichtete) bekannt, Brussels Airlines zu übernehmen. Der belgische Flagcarrier soll künftig unter dem Dach von Eurowings im Lufthansa-Konzern fliegen. Die Zukunft der Airline mit dem blau-roten Leitwerk scheint damit jedenfalls weiter gesichert.
(red)