Eigentlich sollten die neuen Bestimmungen der Verbesserung der Flugsicherheit dienen, indem sie Übermüdung im Cockpit vorbeugen und gleichzeitig den Airlines genug Flexibilität gewähren, um effizient operieren zu können.
Stattdessen zeigt sich, dass Airlines und Aufsichtsbehörden Schwierigkeiten mit der Interpretation und Umsetzung der neuen Regularien haben. Diese werden regelmäßig zu Gunsten der Airlines so ausgelegt, dass sie den laufenden Flugbetrieb nicht stören und wirtschaftliche Ziele nicht gefährden ungeachtet der Konsequenzen, die dies für die Ermüdung der Crews hat.
Erst vor zwei Monaten veröffentlichte die London School of Economics eine Studie, die zusammen mit EUROCONTROL erhoben wurde.
„Die Studie zeigt, dass die Hälfte der Airline-Piloten von Übermüdung im Cockpit betroffen ist. Das gefährdet die Sicherheit der Passagiere. Übermüdung ist eine Realität, auch in Deutschlands Cockpits.“, so Markus Wahl, Sprecher der Vereinigung Cockpit.
Die Studie betont außerdem, dass Ermüdung zwar 6 von 10 europäischen Piloten betrifft, aber nur 2 von 10 der Meinung sind, dass dieses Problem von ihrer Airline ausreichend ernst genommen wird. Dies mag kaum verwundern, erlauben einzelne individualisierte Regeln doch heute, den früheren Standard von 10 Stunden Ruhezeit auf bis zu 7,5 Stunden zu kürzen.
„Das Problem ist, dass die Aufsichtsbehörden unzureichende Ressourcen und Fachwissen haben, um die neuen Regelungen korrekt zu überwachen und anzuwenden. Deshalb muss die EASA hier eine größere Rolle spielen. Aufgabe dieser Behörde muss es sein, eine genaue Anleitung zu einer einheitlichen Interpretation und Anwendung der Regeln zu geben. Wir rufen die EASA dazu auf, hier aktiver zu werden und für klare Richtlinien für Behörden, Airlines sowie Besatzungen zu sorgen. Nur so kann die EASA ihrer Aufgabe nachkommen und für mehr Sicherheit in der Luftfahrt sorgen.“, so Wahl. Die Einführung eines Round Table unter Beteiligung aller Betroffenen würde ebenfalls eine übergreifende europäische Anwendung wesentlich zügiger vorantreiben.
Aber es gibt Hoffnung: Im März wird eine Arbeitsgemeinschaft verschiedener Forschungsinstitute unter der Führung der EASA damit beginnen, wenigstens in Teilen die Flugdienstzeiten wissenschaftlich zu überprüfen. Ihr Abschlussbericht wird im Februar 2019 erwartet.
„Wir hoffen, dass das Ergebnis dieser Untersuchung helfen wird, potentielle Sicherheitslücken der heutigen Regularien zu schließen und Fliegen noch sicherer zu machen.“, so Wahl weiter.
(red / VC)