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Weltweit einzigartig: "Fly the Caravelle"

Das Cockpit präsentiert sich in einem Zustand, als wäre die Maschine gestern erst aus dem Werk gerollt

Sie war eine Legende der Luftfahrt und "so elegant, wie es nur eine Französin sein kann", schrieb der verstorbene Journalist, Buchautor und ehemalige Lufthansa-Flugkapitän Rudolf Braunburg einmal. Die Rede ist von der Sud Aviation Caravelle, dem ersten strahlgetriebenen europäischen Kurz- und Mittelstreckenflugzeug. In München kann man jetzt in einem zum Flugsimulator umgebauten Originalcockpit Platz nehmen und so zu einer Zeitreise in die Vergangenheit der Luftfahrt starten.

Kommerzielle Anbieter von mehr oder weniger realistischen Flugsimulatoren gibt es zahlreiche in Deutschland und Österreich. Zumeist können dort die Muster Boeing 737 oder Airbus A320 "geflogen" werden. Zusätzlich bieten auch mehrere Fluglinien selbst die (durchaus sehr kostspielige) Möglichkeit an, einen Full Flight Simulator zu mieten. Hier hat man dann meist die Auswahl zwischen verschiedenen aktuellen Modellen von Airbus, Boeing oder Bombardier. Doch in München gibt es einen Caravelle-Simulator, der seinesgleichen sucht - er ist nämlich weltweit einzigartig. Zu verdanken ist das Nils Alegren.

Auch die AUA setzte die Caravelle ein, hier eine Maschine der Baureihe VI-R, aufgenommen 1968 auf dem Flughafen Stockholm Arlanda - Foto: Lars Söderström / Wikipedia CC BY-SA 3.0

Flugkapitän Nils Alegren entstammt einer Fliegerfamilie, die zusammen etwa 80 Jahre Flugerfahrung hat - der Vater ist selbst Pilot, die Mutter flog einst als Stewardess bei Air France auf der Caravelle durch die Welt, und so ist es kaum verwunderlich, dass auch der Sohn, der heute hauptberuflich auf Airbus-Großraumflugzeugen unterwegs ist, schon früh seine Liebe zu dem eleganten Zweistrahler aus Frankreich entdeckte.

Im Jahr 2012 kaufte Alegren schließlich die vordere Rumpfsektion samt Cockpit einer 1960 gebauten Caravelle, die 1981 verschrottet worden war. Ursprünglich plante er, das Cockpit "nur für mich selbst" zu restaurieren. Allmählich reifte in ihm jedoch die Idee, daraus einen für jedermann zugänglichen Flugsimulator zu machen und so eine Ikone der Luftfahrt in quasi funktionstüchtigem Zustand für die Nachwelt zu bewahren.

Das Flightdeck während der Restaurierung

Vier Jahre, 5.000 Arbeitsstunden und viele tausend Euro an Investitionen später war es schließlich soweit: Seine Caravelle, mit der einst nachweislich die Beatles unterwegs waren ("Bei der Restaurierung habe ich den Boardingpass von John Lennon gefunden"), startete zu ihrem (virtuellen) zweiten Erstflug.

Anflug im FlyCaravelle-Simulator auf die Piste 13 des Flughafens Hong Kong Kai Tak - der mittlerweile geschlossene Airport ist ebenso legendär wie die Caravelle selbst

Heute nehmen laut Alegren Flugbegeisterte aus ganz Europa die Gelegenheit zu dieser aviatischen Zeitreise wahr. Auch Fotografen und Filmcrews sind regelmäßig zu Gast, um die einzigartige Kulisse für ihre Produktionen zu nutzen.

Denn die "echte" Caravelle ist bedauerlicherweise nicht mehr am Himmel anzutreffen. Das weltweit letzte Exemplar im regulären Passagierverkehr wurde bis zur Einstellung des Betriebes im Jahr 2004 von Gabon Express mit Sitz in Libreville genutzt - und war geradezu ein Magnet für Aviatikfans aus aller Welt. Heute existieren nur noch eine Handvoll Exponate in Museen. Ein ausgezeichnet restauriertes Exemplar ist allerdings am Flughafen Stockholm zu sehen, im Besitz des Caravelle Club. Die Maschine ist sogar rollfähig, regelmäßig werden Triebwerkstestläufe durchgeführt. Ob sie jedoch je wieder abheben wird, ist mehr als fraglich, denn die Kosten dafür wären enorm.

Und so bleibt Nils Alegrens Caravelle bis auf Weiteres wohl das einzig "flugfähige" ;-) Exemplar dieses ästhetischen Jets, der vor mehr als einem halben Jahrhundert Luftfahrtgeschichte geschrieben hat. Infos und Buchungen unter www.flycaravelle.com.

(red HP / Fotos & Video, sofern nicht anders angegeben: FlyCaravelle.com)