Schon Linkes Mutter war passionierte Fliegerin - ihre Pilotenausbildung absolvierte sie hochschwanger. So gelangte der US-Hubschrauberpilot bereits ins Cockpit, bevor er überhaupt auf der Welt war. Doch das ist nicht das einige Karriere-Kuriosum: denn John Linke räumt ein, unter Höhenangst zu leiden. Auf eine Leiter zu steigen oder an das Geländer eines hohen Gebäudes zu treten - undenkbar für den Himmelsstürmer. Dennoch, im Kollegenkreis beschreibt man ihn als einen "geborenen Flieger".
Sofort nach seinem Schubabschluss im Jahr 1966 absolvierte der Amerikaner seine ersten Flugstunden. Drei Jahre später verschlug es ihn nach Vietnam. Dort flog er zwar einige Missionen für das US-Militär, verbrachte jedoch den erheblichen Teil seiner Stationierungszeit in der Helikopterwartung. "Das rettete wahrscheinlich mein Leben", bilanziert der 69jährige heute.
Nach einigen weiteren beruflichen Stationen, teils sogar als selbständiger Flugunternehmer, begann 2001 schließlich seine berufliche Karriere als Rettungspilot bei LifeNet. Ein Traumberuf, wie er resümiert. "Ich hätte das auch gratis gemacht. Aber das verraten wir meinem Arbeitgeber lieber nicht", schmunzelt der erfahrene Hubschrauberführer. Doch nach 13.000 Flugstunden tritt er nun von Pitch und Stick zurück, schiebt seine Bell 407 zum letzten Mal in den Hangar. Jetzt ist Ruhestand angesagt. "Ich habe öfters mit Leuten zum Thema Pensionierung gesprochen, und alle sagten immer: 'Du wirst schon merken, wann es Zeit dafür ist'. Und genau so passierte es auch mir", sagt Linke. Er habe noch ein paar Dinge vor, die er in Angriff nehmen wolle, "denn ich bin gesund und habe noch ein wenig Geld auf der Seite", blickt der Neo-Pensionär auf seinen nun angetretenen Ruhestand. "Sonst müsste ich mein Geld am Ende noch meinen Kindern vererben", lacht er unternehmungslustig.
Seine Kollegen wird Linke jedoch vermissen, wie er betont: "Wir haben viel Spaß in unserem Job und blödeln gern herum, aber wenn es in den Einsatz geht, gibt es kein besseres Team. Alle Leute hier sind absolute Profis."
Rückblickend auf seine Arbeit im Cockpit vergleicht John Linke zwei seiner populärsten Fluggeräte aus Vietnam und Nebraska: "Den 'Huey' flog ich sehr gern. Das ist, als ob man einen Sportwagen fährt. Das Gefühl im LifeNet-Hubschrauber hingegen ist eher wie am Steuer eines Cadillacs."
Und gänzlich aufgeben möchte er das Fliegen auch nach tatsächlichen 50 Jahren mit eigener Pilotenlizenz ohnehin nicht. Fünf Jahre lang hat Linke gemeinsam mit seiner Ehefrau an einem selbst konstruierten Flugzeug geschraubt, das die beiden auch weiterhin regelmäßig starten werden. "Ganz allein um des Fliegens willen", so der Überflieger.
(red Aig)