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Ryanair: Der wahre Preis des Billigfliegers

Symbolbild Ryanair - Foto: GF / Austrian Wings Media Crew

Wird der wahre Preis für die günstigen Tickets des Billigfliegers Ryanair von dessen Angestellten und von der Allgemeinheit bezahlt?

Die Vereinigung Cockpit e.V. (VC) kritisiert schon seit Jahren Ryanairs Beschäftigungsmodell, in dem Piloten und Kabinenbesatzung über Personaldienstleister angestellt werden, um Kosten zu senken. Die Angestellten arbeiten auf angeblich selbständiger Basis und tragen damit viele Kosten und Risiken selbst, wie z. B. im Krankheitsfall, wo die Ausfallquote für den Arbeitgeber verringert wird, der Arbeitnehmer beziehungsweise „Dienstleister“ jedoch kein Einkommen bezieht.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland und in diversen anderen europäischen Ländern vermuten dahinter Steuer- und Sozialbetrug, im letzten Jahr gab es zahlreiche Durchsuchungen an Ryanair-Basen; die Ermittlungen richten sich jedoch noch immer nicht gegen Ryanair selbst.

Der Druck auf die Angestellten wächst jedoch und die Unsicherheit unter den Besatzungsmitgliedern ist groß. Da drängt sich die Frage auf, warum die Kosten für die sogenannten Dienstleister so viel niedriger sind. „Der deutsche Markt ist einer der attraktivsten in Europa – und bietet viele Schlupflöcher für ausländische Fluggesellschaften z. B. bei günstigen Landegebühren auf Regionalflughäfen oder geringen beziehungsweise keinen Sozialabgaben aufgrund atypischer Beschäftigungsmodelle“, so Markus Wahl, Sprecher der Vereinigung Cockpit.

„Das macht die billigen Ticketpreise möglich, allerdings zulasten der Steuerzahler. Die Unternehmensgewinne hingegen werden in diesem Fall in Irland versteuert, die Piloten zahlen ihre Einkommenssteuer ebenfalls in Irland, während in Deutschland aufstockende Sozialhilfe für Kabinenbesatzungsmitglieder gezahlt wird.“ Im vergangenen Dezember haben deutsche Piloten der Ryanair eine Tarifkommission unter dem Dach der VC gegründet, um dem fragwürdigen Umgang der Fluggesellschaft mit ihren Angestellten entgegen zu treten.

Ryanair Chief People Officer Eddie Wilson reagierte umgehend auf die von der Vereinigung Cockpit erhobenen Vorwürfe und erklärte: "Ryanair verhält sich ganz und gar sowohl mit dem europäischen als auch dem irischen Arbeitsrecht konform und verlangt von allen Piloten und Crew-Mitgliedern, dass diese sich stets entsprechend ihrer steuerlichen Pflichten verhalten. Ryanair nutzt eine Mischung aus fest angestellten Mitarbeitern und Vertragspiloten, genauso wie es viele andere Fluggesellschaften auch tun. Dies ist einer der Gründe, warum Ryanair eine Warteliste von über 3.000 qualifizierten Piloten hat, die auf Arbeitsplätze warten. Bei Ryanair können Piloten bis zu 170.000 Euro pro Jahr verdienen, bei Flugzeiten von unter 18 Stunden pro Woche und mit Dienstplänen, die nach fünf Arbeitstagen vier freie Tage vorsehen. Sie genießen außerdem jährliche Lohnerhöhungen und unübertroffene Arbeitsplatzsicherheit. Kein Ryanair-Pilot wird ,unter Druck gesetzt' zu arbeiten, wenn er krank ist; die Krankheitsquote unter den Vertragspiloten ist etwas höher als bei den direkt angestellten Piloten und jeder Krankheitstag kann einfach mit einem anderen Flugtag innerhalb eines Zeitraums von 365 Tagen ersetzt werden."

(red / Vereinigung Cockpit)