Als am 15. Juli 2016 in der Türkei Militärs gegen den mittlerweile auch von westlichen Politikern mitunter als Diktator bezeichneten türkischen Präsidenten Erdogan putschten, hatte Mehmet O. (Name von der Redaktion auf Wunsch des betroffenen geändert) als Mitarbeiter von Turkish Airlines auf dem Flughafen Wien Dienst.
Am nächsten Tag warf ihm sein Arbeitgeber vor, versucht zu haben, eine "Maschine zu stoppen" und die Piloten "in Stress versetzt" zu haben. Das berichtet die Tageszeitung "Kurier". Zunächst sei er suspendiert und kurz darauf gekündigt worden - nach 20 Jahren bei Turkish Airlines.
Sein Anwalt Jakob Hütthaler-Brandauer ist der Überzeugung, dass sein Mandant gekündigt worden sei, weil er "kein gläubiger Moslem" sei.
Zudem seien von den 22 Turkish-Mitarbeitern in Österreich in den vergangenen zwei Jahren 17 ausgetauscht worden, wobei einige "freiwillig" gegangen seien, nachdem sie "nach Russland oder Afrika versetzt" werden sollten, wie O. dem Blatt erzählt.
Die neuen Mitarbeiter seien auf "Erdogans Linie" gewesen. In der Türkei selbst verloren nach dem Putsch mehr als 200 Turkish Airlines Mitarbeiter mutmaßlich aus politischen Gründen ihre Posten.
O. klagte, doch vor dem Gericht bestritten Turkish Airlines Österreich Chef Yusuf Kurt und sein Anwalt Mehmet Saim Akagündüz die Vorwürfe. Der Jurist unterbrach zudem die Richterin mehrfach, sodass diese in Richtung des Anwaltes erklärte: "Das ist sehr unhöflich. Ich bin nicht Ihre Sekretärin."
Der Anwalt von Turkish Airlines erklärte vor Gericht: "Es gibt sonst keinen Mitarbeiter, der eine religiöse oder politische Diskriminierung behauptet hat." Laut "Kurier" ist dieses Behauptung allerdings nicht zutreffend. Denn aktuell gebe es ein diesbezügliches Verfahren vor der Gleichbehandlungskommission.
Turkish Airlines bot dem Kläger einen Vergleich an - dieser lehnte ab.
Besagter Turkish Airlines Rechtsanwalt, Mehmet Saim Akagündüz, ist Austrian Wings Lesern übrigens kein Unbekannter: Nach dem <link tuerkische-boeing-747-400-stuerzt-in-haeuser-zahlreiche-tote _blank>Absturz von Turkish Airlines Flug TK 6491 in Bishkek Anfang dieses Jahres, erhielt unsere Redaktion ein präpotentes "Drohschreiben" von dem Juristen, in dem er behauptete, es sei unrichtig, dass die 747 von MyCargo Airlines im Auftrag von Turkish Airlines unterwegs war und eine "Korrektur" unseres Berichtes forderte. Alle <link in-eigener-sache-turkish-airlines-will-nach-absturz-von-frachter-bericht-zensurieren-lassen _blank>Details dazu können hier nachgelesen werden.
(red CZ, HP, CvD)