"Seit vielen Jahren gibt es Spezialisten an Bord von Flugzeugen", unterstreicht Pater Jan El-Salád seine Idee, mitreisende Geistliche auf der Passagierliste kenntlich zu machen, damit diese im Bedarsfall angesprochen werden könnten: "Sicherheitsbeamte, Ärzte, Piloten außer Dienst - sie alle können für Crew und Passagiere im Anlassfall wertvolle Dienste leisten. Priester blieben bis jetzt allerdings unerkannt, wenn diese nicht im Habit - der Ordenstracht - unterwegs waren."
Doch der ideenreiche Geistliche setzte sich nunmehr mit seinem Vorstoß durch, christlich-spirituellen Beistand auch an Bord von Flugzeugen anzubieten.
"Priester, aber auch Diakone oder Pastoralassistenten, können sich registrieren lassen, um im Bedarfsfall durch das Kabinenpersonal diskret angesprochen zu werden." Einsatzmöglichkeiten ortet El-Salád ausreichend: vom seelischen Zuspruch, etwa bei großer Flugangst, bis hin zum Wunsch nach dem Bußsakrament sei, abhängig von der Qualifikation des Begleiters, nahezu alles denkbar. Der eigene, unerwartete Praxiseinsatz war auch ausschlaggebend für seine globale Initiative: "Am Heimflug von einer Geschäftsreise aus Bangkok wollte ein Wiener Unternehmer, neben dem ich zufällig saß, die heilige Beichte ablegen, und sein Gewissen rund um einige Fehltritte erleichtern, bevor er zu seiner Familie zurückkehrte", schmunzelt der gebürtige pakistanische Geistliche, der seit vielen Jahren in Österreich lebt und wirkt, und ergänzt: "Wer weiß, vielleicht fühlen sich ja die Menschen gerade im Flugzeug dem Himmel besonders nah..."
Bei diversen Fluglinien wurde das Angebot bereits mit offenen Armen aufgenommen. So wird in mehreren Langstreckenmaschinen die passende Grundausstattung für eventuell mitreisende Seelsorger bereitgehalten: Weihwasser, Aspergill, Gebetbuch und sogar ein mobiles Beichtgitter stehen zur Verfügung. Lediglich eine Stola müsste jeder Priester selbst mitführen, heißt es. Während für das Beichtgitter die nötige IATA-Zertifizierung als größte Herausforderung galt, ist auf Grund geltender Sicherheitsbestimmungen auch die Weihwassermenge an Bord begrenzt: "Mehr als hundert Milliliter dürfen es nicht sein", erklärt Jan El-Salád. Sollte also einmal eine Taufe hoch über den Wolken anstehen, sollten es möglichst keine Zwillinge sein: "Da werden die Ressourcen schon sehr knapp", bilanziert der Priester.
Doch auch schon vor dem Abflug soll die christliche Mission vorangetrieben werden. Jan El-Salád wünscht sich, nach Vorbild des Erzbistums Hamburg, Automaten für Rosenkränze und andere Utensilien für gläubige Passagiere. "Es gibt eine Unzahl an Automaten an Flughäfen, viele davon mit unsinnigem Inhalt. Ich denke da an Zigaretten, und selbst Maultaschen-Automaten habe ich schon gesehen", schüttelt der Geistliche den Kopf. Hingegen könne man sich an einer "Bet-Box" Rosenkränze und Gebete kaufen, "was Körper und Geist guttut, und das nachhaltig", ist der Missionar überzeugt.
Das vorrangig Ziel sei aber vorerst "Priest on Board". Geistliche, die sich der ehrenamtlichen Initiative anschließen möchten, müssen dies derzeit noch über deren administrativen Leiter, Pater Joszef Bisaga, persönlich erledigen, da derzeit über keine Diözese elektronische Qualifikationsnachweise verfügbar sind. Doch schon bald soll auch eine Online-Anmeldung möglich sein: "Über die vatikanische Server-Infrastruktur wird bereits an derartigen Lösungen gearbeitet", bekräftigt Bisaga, der im Sinne der engagierten Seelsorger auf eine möglichst einfache Abwicklung pocht: "Die Frage, 'Fluch oder Segen', soll sich für unsere Priester erst gar nicht stellen!"
"Priest on Board" soll ab Jänner 2018 soweit verbreitet sein, dass bereits ein Drittel aller europäischen Langstreckenflüge versorgt werden kann.
(red AS)