Der angekündigte freiwillige Sozialplan des Managements soll die Anstellungsgarantie – die man nun nicht mehr einhalten will – durch eine "Prämie" ersetzen, welche eine Einmalzahlung in Höhe von sechs Monatslöhnen vorsieht. Neben der Tatsache, dass Garantien eines Managers heute nichts mehr wert sind, wird nun auch noch eine perfide Verknüpfung des Gesundheitszustandes der Mitarbeiter mit den auszuzahlenden Gehältern hergestellt.
Wenn die Belegschaft im Vergleich zu den jeweiligen Monaten im Jahr 2016 häufiger krank ist, gibt es keine "Prämie" durch die Belair und zwar für niemanden!
„Die Mitarbeiter werden massiv gezwungen auch krank arbeiten zu gehen,“ sagt Henning M. Hoffmann, Geschäftsführer des Pilotenverbandes AEROPERS. „Die Kollegen stehen unter einem enormen Druck, der eine klare Gefährdung der Flugsicherheit darstellt. Kein Mitarbeiter will die Schuld daran tragen, dass der freiwillige Sozialplan platzt, weil er eventuell krank war,“ so Hoffmann weiter. „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, ist eine sichere Operation nicht mehr möglich, was dem Management augenscheinlich gleichgültig zu sein scheint“. Auch wenn eine Airline abgewickelt würde, bliebe es bis zum letzten Tag die Pflicht des Managements die Flugsicherheit zu gewährleisten.
Viele Mitarbeiter legen ihre Hoffnung in die sogenannte „Strohhalmlösung“, die einen Verkauf des Unternehmens als letzte Rettung vorsieht. Erste Wahl für diese Anschlusslösung soll die österreichische Niki sein, die seit wenigen Wochen auch aus der Schweiz aktiv ist – eine Airline mit massiv schlechteren Arbeitsbedingungen. Wer einen solchen Arbeitsplatz ablehne (so denn überhaupt welche angeboten werden), verliere seinen Anspruch auf die noch ausstehende Prämie. Auch dies sei eine mehr als unzulässige Verknüpfung durch das Management.
Der Arbeitgeber habe in einer solch schwierigen Situation eines Unternehmens eine gesteigerte Fürsorgepflicht dem Arbeitnehmer gegenüber. Dieser würde er mit solchen Methoden in keiner Form nachkommen. Es zeige sich wieder einmal das klassische Bild heutigen Führungs- und Managementstils. Hohe Saläre würden mit Entscheidungskompetenz und großer Verantwortung begründet. Nichts davon sei im Fall der Belair zu erkennen. Die Mitarbeiter verlören ihren Arbeitsplatz, die Manager nur den jetzigen Sessel, denn der nächste warte in der Regel schon.
AEROPERS erwarte vom Management der Belair ein klares Bekenntnis zu ihren Arbeitnehmern und die Entkoppelung von der unzulässigen Bedingung aus dem freiwilligen Sozialplan. „Fürsorge und Erpressung schließen sich gegenseitig zwingend aus“, so Hoffmann abschließend.
(red / Aeropers)