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Turkish Airlines 6491 Absturz in Bishkek: Menschliches Versagen als Ursache

Der Absturz einer im Wetlease für Turkish Airlines fliegenden Boeing 747-400F der MyCargo Airlines Anfang des Jahres in Bishkek war gemäß dem nun verspätet veröffentlichten Zwischenbericht offenbar auf menschliches Versagen zurückzuführen. Bei dem Crash starben die vierköpfige Besatzung des Jumbos sowie 35 Menschen am Boden.

Die als Kurs TK6491 aus Hongkong kommende Maschine führte bei Dunkelheit und schlechtem Wetter einen Anflug auf Bishkek durch, wo ein technischer Zwischenstopp erfolgen sollte. Nun veröffentlichte das für die Unfalluntersuchung zuständige "Interstate Aviation Committee" den Zwischenbericht - später als erwartet, da die Türkei entgegen internationalen Gepflogenheiten den Zwischenbericht vorab einsehen wollte. Eine solche Vorgehensweise ist lediglich vor Veröffentlichung des Abschlussberichtes üblich.

Aus dem Dokument geht hervor, dass die beiden von der Flugstundenanzahl her sehr erfahrenen ehemaligen Militärpiloten bereits während des ILS-Anfluges (CAT II) bemerkt haben mussten, dass sie sich deutlich oberhalb des Gleitpfades befanden, den Anflug dennoch fortsetzten anstatt durchzustarten.

Der „Glideslope Deviation Indicator“ machte die große Abweichung vom Gleitstrahl weiterhin durch seinen Vollausschlag für die Piloten sichtbar. Die Besatzung reagierte weder auf die Darstellung des Anzeigers noch auf den zunehmenden Höhenverlust. Zudem erkannte sie offenbar nicht, dass wegen ihrer Position und der damit zu kurzen Restdistanz zur Bahn eine Landung nicht mehr möglich war.

In einer Höhe von 100 Fuß - der Jumbo hatte mittlerweile fast die gesamte Pistenlänge überflogen - rief der Erste Offizier den Hinweis "Minimums" aus - besteht in dieser Höhe kein Sichtkontakt zur Piste um die Position des Flugzeuges exakt visuell verifizieren zu können, muss verpflichtend ein Durchstarmanöver geflogen werden.

Doch anstatt ein solches von sich aus einzuleiten, wartete der Erste Offizier auf eine Reaktion seines Kommandanten. Die erfolgte allerdings erst drei Sekunden später, als der Kapitän "Go around" anordnete. Und wiederum erst eine halbe Sekunde später wurde die TOGA (Take Off / Go around) Funktion an den Schubhebeln dann tatsächlich aktiviert, in einer Höhe von nur noch 58 Fuß.

Kurz darauf stürzte die Boeing 747 unkontrolliert in eine nahe der Piste befindliche Siedlung. Alle vier Crewmitglieder und 35 Menschen, darunter zahlreiche Kinder, am Boden starben.

"Auch, wenn man über Tote nichts Schlechtes sagen soll - diese Piloten haben in meinen Augen völlig versagt und der Unfall reiht sich nahtlos ein in eine Serie von ernsten Zwischen- und Unfällen mit türkischen Crews. Ich denke, man kann sagen, dass die türkische Zivilluftfahrt ein gewisses Sicherheitsproblem hat, zumal auch auffällig ist, dass die Türkei als eines der wenigen Länder keine Berichte zu Zwischen- und Unfällen öffentlich publiziert", meinte dazu ein von Austrian Wings konsultierter Ausbildungskapitän einer großen deutschen Fluggesellschaft.

Auch in diversen Fachforen von Berufspiloten ist angesichts der Veröffentlichung dieses Berichtes von "gravierenden Fehlern" der Besatzung und "poor Airmanship" die Rede.

(red / Titelbild: Twitter)