Das ORF-Konsumentenmagazin "Help" berichtet über den Fall einer burgenländischen Schulklasse aus Steinberg (Bezirk Oberwart). Ihr Abschlussklassenflug nach Paris sollte dank Air Berlin zum Reisedesaster werden.
Das Flugzeug, welches - zu diesem Zeitpunkt ohnehin bereits mit zweistündiger Verspätung - bereits auf der Rollbahn des Berliner Flughafens gewesen sein soll, wurde plötzlich zum Terminal zurückbeordert, der Flug storniert. Anstatt nach Wien-Schwechat heim zu fliegen, saß die Gruppe daraufhin in der deutschen Hauptstadt fest, berichtet eine betreuende Lehrerin.
Gestrandet um Mitternacht - ohne adäquate Verpflegung und ohne Unterkunft
Anstatt sich um die gestrandeten Reisenden zu kümmern, glänzte der Air Berlin-Konzern, wie in der Vergangenheit bereits häufiger von entnervten Urlaubern berichtet wurde, offensichtlich einmal mehr durch "Vogel-Strauß-Politik". Auch die den Fluggästen im Zuge derartiger Unannehmlichkeiten grundsätzlich zustehende Verpflegung fiel in einer Art und Weise aus, wie sie die katastrophale Finanzlage der Airline widerspiegelt: für 33 Personen wurden gerade einmal 16 Lunchpakete ausgegeben, in Summe also ein Viertelliter Wasser sowie ein halbes Brötchen pro Person, bilanziert das Ö1-Magazin "Help". Eine nach der Fluggastrechteverordnung zu organisierende Unterkunft wurde überhaupt nicht angeboten, Essensgutscheine im Wert von 10 Euro gab es Stunden später - nachdem der Flug kurz vor Mitternacht (!) gecancellt worden war. Die völlig übermüdete Reisegruppe musste auf Bänken oder dem Fußboden notcampieren, so die Lehrerin.
Umbuchung als unlösbares Problem
Nachdem am Folgetag um 5 Uhr morgens endlich eine Umbuchung erfolgen konnte, sollte der Ersatzflug um 21 Uhr stattfinden. Dann die nächste böse Überraschung: auch dieser Flug wurde annulliert. Das wiederum erfuhr die Reisegruppe nicht etwa von Air Berlin, sondern per SMS durch die Mutter einer Schülerin. Die Fluggesellschaft war anschließend nicht mehr imstande, einen Flug zu organisieren, der die gesamte Schulklasse geschlossen nach Wien bringen hätte können. Es wurde angeboten, die Kinder auf unterschiedliche Flüge aufzuteilen, was die begleitenden Lehrer jedoch hinsichtlich ihrer Aufsichtspflicht nicht annehmen durften.
Schließlich musste als einzig greifbare Rückreisealternative eine Fernbusverbindung mit zehn Stunden Fahrzeit gewählt werden.
Barbara Forster, Rechtsexpertin beim Europäischen Verbraucherzentrum EVZ, erklärte gegenüber dem ORF-Magazin, dass "so ziemlich alles schiefgelaufen" sei. Es wurde keine adäquate Verpflegung angeboten, gleichermaßen hielt es Air Berlin offensichtlich auch für nicht nötig, eine Unterkunft für die gestrandeten Reisenden zu organisieren. Weshalb das alles nicht passiert sei, will man sich angeblich bei Air Berlin selbst nicht erklären können, wie die Konzernpressestelle auf Anfrage mitteilte, und spricht von einer "Verkettung operativer Umstände". Es sei "nicht nachvollziehbar", warum die den Reisenden zustehenden Ersatz- beziehungsweise Überbrückungsleistungen unterblieben seien.
Trotz katastrophalem Service sieht Air Berlin sich nicht "billig"
Die Fluglinie, welche gebetsmühlenartig ausrichtet, sich nicht als "Billig-Airline" zu sehen, hat der betroffenen Klasse nun als Entschädigung wahlweise einen Fluggutschein in Höhe von 350 Euro oder alternativ eine Ausgleichszahlung von 250 Euro pro Person angeboten. Service eines Qualitätscarriers sieht in den Augen der meisten Reisenden hingegen wohl anders aus.
(red TUG)