Mit RNP-1 und Radius-to-fix heben sie die Präzisionsnavigation im Luftverkehr auf eine neue, in Deutschland bisher unerreichte Qualitätsstufe. Das innovative Verfahren, das am 20. Juli beim Start eines Lufthansa Großraumjets vom Typ Boeing 747-8 erstmals zum Einsatz kam, will die DFS perspektivisch auf weiteren Abflugstrecken von Frankfurt aus anwenden. Der Frankfurter Rhein-Main Flughafen ist aktuell der erste in Deutschland überhaupt, der dieses moderne Navigationsabflugverfahren nutzt.
Das Navigationsverfahren RNP (Required Navigation Performance) ermöglicht es entsprechend ausgerüsteten Jets, GPS-basiert sogenannte Radius-to-fix-Kurven (RF-Legs) zu fliegen. Piloten, die dieses Verfahren anwenden, befliegen dabei in hoher Präzision eine Kreisbahn, die von der Flugsicherung anhand eines festgelegten Radius, ausgehend von einem fixen Punkt, definiert ist. Damit können Flugzeuge ihre vorgegebene Ideallinie im Kurvenflug mit kontinuierlich gleichem Abstand zum Referenzpunkt einhalten. Dadurch ergeben sich tendenziell positive Effekte hinsichtlich der Lärmwirkungen für die Bewohner der Region. Wie hoch dieser Effekt sein wird, kann derzeit noch nicht mit hinreichender Sicherheit abgeschätzt werden. Daher soll in den kommenden Monaten ein Probebetrieb mit einem umfangreichen Monitoring für Aufklärung und zuverlässige Messergebnisse sorgen. Das Monitoring erfolgt in Zusammenarbeit von DFS und dem Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH).
Die Einrichtung des Verfahrens zum jetzigen Zeitpunkt geht u. a. auch auf die Initiativer der Lärmschutzbeauftragten des Landes Hessen zurück, die Abweichungen im Bereich der zweiten Kurve identifiziert hatte.
Simulationen haben ergeben, dass Flugzeuge mittels RNP-1 und Radius-to-fix selbst unter schwierigen Wind- und Wetterbedingungen die Flugwege genauer abfliegen können. Die DFS testet dieses neue Verfahren jetzt ein halbes Jahr auf der vorhandenen konventionellen Abflugroute, der sogenannten Südumfliegung, auf seine Genauigkeit. Von der angestrebten höheren Spurgenauigkeit der Abflüge profitieren können beispielsweise südliche Teile Nauheims, die Orte Trebur, Nackenheim und Bodenheim sowie einzelne Mainzer Vororte, die gegenwärtig noch aufgrund erlaubter Abweichungen von der Ideallinie bei der Nutzung der konventionellen Abflugroute überflogen werden.
Damit RF-Legs überhaupt geflogen werden können, müssen Flugzeuge mit moderner und für RNP-1 zugelassener Satellitennavigationstechnik ausgerüstet sein. Gegenwärtig wird nur ein Teil der von Frankfurt abfliegenden Flugzeuge das Verfahren anwenden können. Die Lufthansa hingegen hat bereits nahezu ihre gesamte Flotte mit der speziellen Technik ausgerüstet.
DFS, Fraport und Lufthansa entwickelten und implementierten dieses neue und aufwendige Verfahren mit finanzieller Förderung der Europäischen Kommission und des Programms Connecting Europe Facilities (CEF). Das Verfahren ist Bestandteil der Implementierung von SESAR (Single European Sky ATM Research) und wird durch das Konsortium SESAR Deployment Manager gesteuert.
(red / DFS)