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Rhodos – Perle der Ägäis

Der Flughafen Diagoras liegt unmittelbar an der Küste; im Hintergrund ist der alte Flughafen Maritsa zu erkennen.

Die Insel Rhodos ist neben Kos und Kreta für den griechischen Tourismus von enormer Bedeutung. Die An- und Abreise des Großteils der Touristen erfolgt über den Flughafen Diagoras, der gemeinsam mit 13 anderen Airports im Land der Hellenen seit April 2017 von Fraport betrieben wird. Austrian Wings nutzte eine Direktverbindung vom Flughafen Wien Schwechat nach Rhodos, um den Flughafen Diagoras genauer unter die Lupe zu nehmen und beleuchtet, welche Veränderungen das Engagement von Fraport mit sich bringen wird.

Die griechische Insel Rhodos ist rund 1.400 Quadratkilometer groß und liegt nur zehn Kilometer von der türkischen Küste entfernt. Von den rund 125.000 Einheimischen leben etwa 50 Prozent in Rhodos-Stadt,  dessen historischer Kern mit seinem Großmeisterpalast und den imposanten Stadtmauern von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Die Insel ist bei griechischen wie internationalen Urlaubern gleichermaßen beliebt, wobei erstere aufgrund der Krise zunehmend ausbleiben. Dafür freuen sich die Insulaner über eine ungebrochen steigende Nachfrage bei ausländischen Reisenden. Die meisten von ihnen reisen mit dem Flugzeug an.

Rhodos

In den 1950er Jahren diente der 1935 von den italienischen Kolonialherren angelegte Flughafen Maritsa (IATA-Code: RHO, wird heute vom Flughafen Diagoras benutzt, ICAO-Code: LGRD) als aviatischer Nabel der Insel zur Welt. Maritsa verfügt über zwei Piste (08/26 und 14/32) mit 2.400 beziehungsweise 1.200 Metern Länge.

Der alte Flughafen Maritsa wurde 1977 für den Passagierverkehr geschlossen

1965 landete hier der erste Passagierjet, eine Maschine aus Schweden.  Doch schon damals zeichnete sich ab, dass der zwischen Bergen gelegene und deshalb für strahlgetriebene Maschinen schwierig anzufliegende Airport nicht mit dem zu erwartenden Wachstum würde mithalten können. "Ich landete erstmals in den 1960er Jahren  in Maritsa, und das bei Nacht. Wir hatten nur ein NDB als Anflughilfe und angesichts des nahen Berges war das keine angenehme Sache", erinnert sich in ehemaliger Flugingenieur.

Boeing 707 (links) und Boeing 727 der Condor auf dem Flughafen Maritsa im Jahr 1972 - Foto: Buonasera via Wikipedia CC BY-SA 3.0

Deshalb begannen die Überlegungen, einen neuen Flughafen zu errichten. Eine Woche vor der Eröffnung des neuen Flughafens flog noch eine Lockheed TriStar der LTU nach Maritsa - das größte Verkehrsflugzeug, das jemals dort gelandet ist.

Der Anflug auf Rhodos führt über das offene Meer und stimmt die Reisenden bereits auf den bevorstehenden Urlaub ein

Der direkt an der Küste gelegene Airport Diagoras wurde am 28. Juni 1977 eröffnet und verfügt über eine 3.260 Meter lange Landebahn mit der Ausrichtung 07/25, wobei die zumeist genutzte Anflugrichtung 25 mit einem Instrumentenlandesystem (ILS) ausgestattet ist.

Anflug auf die Piste 25 des Diagoras Airport. Zwar steht für diese Pistenrichtung ein ILS zur Verfügung, aufgrund des zumeist ausgezeichneten Wetters führen die meisten Piloten den Anflug jedoch von Hand durch

Der alte Flughafen Maritsa wurde zunächst vom Militär sowie für diverse Veranstaltungen wie Autorennen und von einem örtlichen Fliegerclub genutzt und verfiel dann in einen Dornröschenschlaf. Heute sind ständig ein bis zwei Hubschrauber der griechischen Luftstreitkräfte auf dem Areal stationiert, die zur Brandbekämpfung sowie für Medevac-Aufgaben eingesetzt werden. Der Zustand der Pisten ist allerdings derart desolat, dass selbst Flächenflugzeug der griechischen Luftwaffe mittlerweile nur noch Diagoras ansteuern.

Ankommende Passagiere auf dem Flughafen Diagoras

Dieser wiederum wurde im Laufe der Jahre wiederholt modernisiert und ausgebaut, um mit der stetig gestiegenen Anzahl der Flugbewegungen mithalten zu können. Im Jahr 2005 stieß der Airport mit zwei Millionen Reisenden an seine Kapazitätsgrenzen, zwei Jahre später wurde ein zweites Terminalgebäude eröffnet. Nur vier Jahre später wurden bereits 4,15 Millionen Passagiere gezählt.

In der Hochsaison ...
... geht es in der Abflughalle ...
... mitunter gedrängt zu

Ganzjährig wird der Flughafen Rhodos von Aegean/Olympic sowie Sky Express aus Kreta im Linienverkehr bedient. Zwischen April und Oktober kommen Dutzende Fluggesellschaften aus ganz Europa, Russland und dem Nahen Osten dazu, was dazu führt, dass das Vorfeld von Donnerstag bis Sonntag zumeist vollständig belegt ist.

Boeing 767-300ER der TUIfly Nordic aus Schweden
Aegean bedient Rhodos regelmäßig im Linienverkehr
Jedes Jahr verunfallen leider auch zahlreiche Urlauber und müssen mit dem Ambulanzjet - hier ein Learjet 35 - repatriiert werden

Neben bekannten Namen wie Austrian Airlines, NIKI/Air Berlin, Ryanair, Transavia, Thomas Cook / Condor, S7 Airlines, Rossiya (bis 2015 auch Transaero), Tarom, Transavia, sämtliche Ableger von TUIfly finden sich auch eher exotische Airlines wie Air Bucharest (verfügt nur über eine einzelne betagte 737-300) oder Middle East Airlines (MEA) auf dem Flugplan.

Olympic kommt mit Dash 8-100 (Bild) und Bombardier Q400 nach Rhodos
Die Skandinavier lieben Rhodos
Ebenso wie die Israelis
Sky Express ist eine Regionalfluggesellschaft aus Kreta, die Rhodos im Linienverkehr ansteuert
Thomas Cook Scandinavia

Äußerst beliebt ist Rhodos auch bei israelischen Touristen. Neben EL AL. beziehungsweise ihrer Billigflugtochter UP, steuern auch Arkia (mit ATR 42 und Boeing 757-300) sowie Israir (mit A320) das griechische Urlaubsparadies an. Zusätzlich ist auch die ganz in weiß gehaltene Short 360 4X-AVP der israelischen AIT Aviation regelmäßig auf Rhodos zu Gast.

Boeing 757-300 der Arkia beim Start auf der Piste 25 in Rhodos
Short 360 der AIT Aviation
Seit Jahren ist diese Jetstream von Sky Express in einer westlichen Ecke des Flughafens abgestellt

Im vorigen Jahr wurden dann auch bereits mehr als fünf Millionen Reisende gezählt.

Über fünf Millionen Reisende nutzten den Flughafen im Jahr 2016

Heuer übernahm - wie eingangs bereits erwähnt - der deutsche Fraport-Konzern den Betrieb von insgesamt 14 griechischen Flughäfen, darunter auch Rhodos. Einmalig bezahlte das Unternehmen eine Konzessionsgebühr von 1,234 Milliarden Euro an Griechenland. Neben diesem Einmalbetrag wird die neu gegründete Tochtergesellschaft Fraport Greece jährlich eine feste Konzessionsabgabe in Höhe von 22,9 Millionen Euro an den griechischen Staat entrichten sowie einen variablen Betrag in Höhe von 28,5 Prozent des jährlich erwirtschafteten operativen Gewinns (EBITDA). Alle 14 Flughäfen bleiben jedoch Eigentum des griechischen Staates, betont man bei Fraport. Fraport Greece beschäftigt in Griechenland derzeit nach eigenen Angaben etwa 500 Mitarbeiter, davon 50 auf dem Flughafen Rhodos.

Dennoch wird der Deal in Griechenland auch durchaus kritisch gesehen. Gewerkschaften, allen voran die Luftverkehrsgewerkschaft OSYPA sehen darin einen "Ausverkauf" ihres Landes und versuchten, den Vertrag zu verhindern - vergeblich: "Sie sind Eroberer, keine Investoren", meinte etwa ein ranghohes Gewerkschaftsmitglied im Vorfeld. Und auch der deutsche Abgeordnete Fabio De Masi, Mitglied des Europäischen Parlaments (Die Linke), meinte dazu, dass es sich nicht um eine gewöhnliche Ausschreibung, sondern um eine "gewöhnliche Erpressung" handle.

Auf dem Vorfeld tummeln sich bereits Fahrzeuge mit Fraport-Aufschrift

Diese Kritik kann man bei Fraport nicht nachvollziehen.

"Die Fraport AG erwirtschaftet derzeit mehr als 20 Prozent ihres Jahresumsatzes über ihr internationales Flughafen- und Beteiligungsportfolio, das der Konzern in einem Geschäftsbereich „External Activities & Services“ gebündelt hat. Das Inkrafttreten der Konzession an den griechischen Flughäfen bedeutet für den Fraport-Konzern eine erhebliche Ausweitung seines weltweiten Beteiligungsgeschäfts. Gleichzeitig stärkt der Konzern damit seine internationale Präsenz und macht sich unabhängiger von Entwicklungen in einzelnen Regionen oder Märkten", erklärte ein Sprecher gegenüber Austrian Wings.

Fraport Greece CEO Alexander Zinell: "Die 14 Festland- und Insel-Flughäfen werden ein Wachstumskatalysator für die griechische Tourismusindustrie und andere Wirtschaftszweige des Landes sein. Die Erfahrung zeigt, dass sich gut gemanagte Flughäfen als wahre Wirtschaftsmotoren in ihren jeweiligen Regionen erweisen können. Ausdrücklich bedanken möchte ich mich für die hervorragende Unterstützung, die wir im ganzen Land erfahren haben. Nun freuen wir uns gemeinsam auf die vor uns liegenden Herausforderungen und Chancen."

Für den Flughafen Rhodos plant Fraport Greece bereits mehrere Großinvestitionen. So sollen die Vorfeldflächen restrukturiert und eine neue Feuerwache gebaut werden.

Die Flughafenfeuerwehr soll eine neue Wache erhalten
Auch in der Nacht herrscht auf Rhodos Hochbetrieb
Olympic beziehungsweise Aegean fliegen Rhodos ganzjährig an und unterhalten ein eigenes Verkaufsbüro am Airport

"Außerdem werden wir die Anzahl der Check-In-Schalter um 25 erhöhen", betont Zinell. Weiters wird der Flughafen fünf neue Sicherheitskontrollschleusen für Reisende und ein neues Gepäckband (somit stehen dann 5 statt wie bisher 4 zur Verfügung) erhalten. Last but not least kommen zwei neue Gates dazu, sodass der Flughafen dann über 18 Flugsteige verfügt.

Langfristig sei auch der Ausbau der Verkaufsflächen auf allen 14 von Fraport Greece betriebenen Airports geplant. "Wir bekennen uns natürlich auch zu unserer sozialen Verantwortung, für die Fraport bekannt ist", unterstreicht Zinell - gerade im Krisenland Griechenland sind Arbeitsplätze, von denen die Menschen auch leben können, Mangelware und der Flughafen Rhodos galt schon bisher als verhältnismäßig guter Arbeitgeber mit sicheren Jobs.

"Das gesamte Team von Fraport Greece ist hochmotiviert und freut sich auf die Herausforderungen der kommenden Jahre", sagt Fraport-Sprecher Robert Payne gegenüber unserer Redaktion.

Und derer gibt es einige, wie CEO Zinell erläutert: "Aktuell kann der Flughafen nicht mit der Entwicklung der Passagierzahlen mithalten, die ausgesprochen erfreulich sind. Unser Ziel ist es, mittelfristig eine moderne Infrastruktur und entsprechende Dienstleistungen für Airlines und Reisende zu implementieren."

In den kommenden Jahren wird auf dem Flughafen Rhodos viel gebaut - auch das schafft und sichert Arbeitsplätze in Griechenland

Für die Menschen auf Rhodos jedenfalls kann der Ausbau des Flughafens und die Professionalisierung seines Betriebes unter Ägide von Fraport jedenfalls eine wirtschaftliche Chance sein, die es gerade in Zeiten der Krise zu nutzen gilt.

Es bleibt allerdings zu hoffen, dass der touristische Aufschwung auch tatsächlich bei den einfachen Arbeitern und Angestellten ankommt, denn viele Griechen leben trotz des Tourismusbooms in bitterer Armut, wie nicht zuletzt auch eine aktuelle Reportage des WDR zeigt. Deshalb möchte der Autor dieses Berichtes an dieser Stelle die Leser von Austrian Wings auf das Projekt Griechenlandhilfe hinweisen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Notleidende in diesem auch bei Österreichern beliebten Urlaubsland mit dem Notwendigsten zu versorgen.

Text & Fotos: P. Huber