Die Pegasus H3 ist das erste in Österreich gebaute Experimentalflugzeug mit einem Aluminium Fachwerksrahmen. Planung und Bau des Experimentalflugzeuges mit dem Kennzeichen OE-VVK war ein langfristiges Schülerprojekt der Polytechnischen Schule (PTS) aus Völkermarkt in Kärnten und dauerte rund acht Jahre.
Die Idee und Umsetzung des ehrgeizigen Projektes lag in den Händen vom technischen Fachlehrer des Polytechnikums in Völkermarkt, Ing. Hartmut Rainer(43) der selbst begeisterter Pilot und Techniker ist. Im Rahmen der metalltechnischen Ausbildung der nur einjährig geführten Schule, wurden die Schüler von Ing. Rainer mit diesem Projekt betraut und so arbeitete jeder Lehrgang - nach einem Jahr kamen ja immer wieder neue Schüler - an diesem Projekt begeistert mit.
Auch das Lehrpersonal und der Direktor der polytechnischen Schule unterstützten die Arbeit vom Hartmut Rainer mit Rat und Tat. Rainer, Konstrukteur und Pilot der PTS H3, erhielt seine flugtechnische und fliegerische Ausbildung seinerzeit beim Bundesheer am Militärflughafen in Zeltweg. Verpflichten auf längere Zeit wollte sich Rainer beim Bundesheer aber nicht, Stichwort: "Draken" und wie geht es weiter, sondern kehrte als PPL-Inhaber ins Zivilleben zurück. Die Begeisterung für die Fliegerei ist ihm aber selbstverständlich geblieben. So war es nur logisch, dass Rainer in weiterer Folge auch die IFR-Lizenz anstrebte und diese heute besitzt.
Vom Piloten zum Konstrukteur
So hineingerutscht sei er, meinte Hartmut Rainer, warum er das Flugzeug erbaut hat. Als Fertigungstechniker im Metallbau hat sich dieses Experiment, was es ja nach wie vor ist, einfach ergeben. So nach und nach hat er auch die österreichische Experimentalszene kennengelernt und konnte sich daher vorstellen, so ein Experiment, eben ein Flugzeug im Eigenbau zu errichten. Ab dem Jahre 2009 wurde dieses "Planspiel" Wirklichkeit. Ziel des Projektes war die Förderung der individuellen Stärken von angehenden Lehrlingen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Die Kosten von rund 30.000 Euro trug Rainer selbst. Ein ganz kleiner Teil davon wurde durch Projektpreise und Fördergelder unterstützt.
Die Baubewilligung durch die Austro Control wurde Anfang September 2008 erteilt. Die Polytechnische Schule in Völkermarkt (PTS) wurde sozusagen zur Fabrikhalle, wo in knapp sieben bis achtjähriger Bauzeit das Flugzeug hergestellt wurde.
Ab August 2016 fand der Testlauf des Motors statt, der übrigens von der Firma Hirth aus Stuttgart stammt. Anschließend erfolgte eine fast einjährige Test- und Bewilligungsphase. Besonders spannend war der Fahrwerkstest, bei dem das höchstzulässige Gesamtgewicht von 280 Kilogramm noch mit zusätzlich 460 Kilogramm belastet wurde.
Leistungsmerkmale
Das Experimentalflugzeug wiegt rund 180 Kilogramm und wird von einem 22 Kilogramm schweren Zweizylinder Hirth-Motor mit 50 PS Leistung angetrieben. Betankt wird der Motor mit einem Gemisch aus Superbenzin 95-98 Oktan (90 Prozent) und Öl. Eine "superstarke Motorsäge" wie Pilot Rainer zu sagen pflegt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 130 km/h, die Dienstgipfelhöhe so zwischen 3.000 und 4.000 Metern. Das Flugzeug hat eine Steigleistung von mehr als 250 Meter pro Minute und hält einer Belastung von +3,8 G bis -1,9 G stand. Die Reichweite mit vollem Tank (Inhalt: 30 Liter) schätzt Pilot Rainer auf maximal 150 Kilometer, abhängig von den Wind- und Wetterbedingungen.
Erstlandung am Flughafen Graz
Nachdem das Projekt bekannt wurde, hat Flughafen GF Gerhard Widmann gleich Kontakt mit der PTS in Völkermarkt aufgenommen und sich um das Projekt bemüht. Zum einen hat Widmann die Idee des selbstgebauten Flugzeuges imponiert, zum anderen fand er es einfach unterstützenswert, wenn Schüler so praxisnah arbeiten und daher hat er die Schule und den Konstrukteur des Experimentalflugzeuges zum Erstflug nach Graz eingeladen. Graz Holding Vorstand Dipl. Ing. Malik, selbst ein ausgezeichneter Privatpilot mit jahrzehntelanger Erfahrung, fand die Idee ganz faszinierend, ein Flugzeug nicht nur zu planen, sondern auch selbst so zu bauen, dass es fliegbar ist.
Text & Fotos: Franz Zussner