Während viele Flugplätze mit massiven Anrainerbeschwerden zu kämpfen haben, ist der Flugplatz Krems Gneixendorf erfreulicherweise ein fester und unbestrittener Bestandteil der Stadt Krems, der auch nicht in Frage gestellt wird. Neben dem Stützpunkt von Christophorus 2 befinden sich dort zahlreiche weitere Arbeitsplätze schaffende Betriebe sowie die Kremser Hagelabwehr, deren Piloten alljährlich die Ernten der Winzer vor Unwettern schützt. Zudem sind Flugschulen für Flächenflugzeuge und Drehflügler auf dem Platz ansässig. Eine Airshow gab es dort allerdings schon lange nicht mehr - bis zum vergangenen Wochenende.
Da in Österreich heuer keine Airpower stattfand, hatten es sich die Veranstalter zum Ziel gesetzt, die größte Airshow des Landes in Krems über die Bühne gehen zu lassen. Die Palette der Fluggeräte, die im static oder flight display zu bestaunen waren, ließ auch kaum Wünsche offen, wie ein Auszug aus der Liste zeigt:
- Boeing Stearman
- Bücker Jungmann (bzw. CASA-Lizenzbauten)
- Pilatus P3
- Piaggio P149
- L-19 Bird Dog
- L-29
- L-39 Albatros Baltic Bees Jetteam
- EC135 Flugpolizei
- EC135 ÖAMTC-Flugrettung
- Ryan PT-22
- Diverse Tragschrauber
- Follow me Team aus Tschechien mit historischen Zlins
- EC120 Rundflüge
- Antonov AN-2 Rundflüge
- Yak-3
- Yak-52
- Yak-55
- Spitfire
- Fallschirmspringervorführungen
- Cessna Caravan
- AT-6 Texan
- Cessna 152
- Cessna 182 Skylane
- Katana
- Kremser Hagelflieger
- Team Blanix
- Team Kerosin Modellflugvorführung
- Bell 206 Jet Ranger
- Sport Star der Sky Flight Academy
- T-28 Trojan der Flying Bulls
- Alouette II
- Bücker Jungmeister
- Pilatus PC-7
- Pitts Special
- Alpha Jets der Flying Bulls
Insgesamt waren an die 100 Flugzeuge vor Ort.
Ergänzt wurde das Programm der Airshow durch eine Ausstellung historischer Zivil- und Militärfahrzeuge. Der Eintritt war mit 15 Euro zuzüglich Kosten für Parkplatz und Shuttlebus zum Veranstaltungsgelände eher hoch angesetzt, wäre aber bei perfekter Organisation noch vertretbar gewesen. Positiv sei an dieser Stelle jedoch ausdrücklich das Angebot von Familientickets erwähnt.
Mängel bei der Organisation
Unglücklicherweise war genau die Organisation der sprichwörtliche Knackpunkt, da sie - zumindest am Samstag - völlig chaotisch war. Zunächst verschwand das Detailprogramm wenige Tage vor Beginn der Airshow von der Homepage der Veranstalter - die für den 7. September angekündigte aktualisierte Fassung wurde erst am Morgen des 9. September (dem Beginn der Veranstaltung) online gestellt, mit dem Hinweis, dass es eigentlich gar nicht möglich sei, ein Programm zu präsentieren aufgrund verschiedener Umstände. Mit dem ebenfalls kurz vor Veranstaltungsbeginn angekündigten neuen Sicherheitskonzept, wonach unter anderem keine Behälter mit mehr als 0,2 Liter Fassungsvermögen beziehungsweise generell keine Gegenstände mit mehr als 0,5 Kilogramm Gewicht mitgenommen werden dürfen (das hätte de facto jeden Fotografen mit Spiegelreflexkamera betroffen), verärgerte und vergraulte man noch in letzter Minute zahlreiche potentielle Besucher - vor allem Familien mit Kindern. Die Hinweisschilder für die Zufahrt zu den Parkplätzen wurden ebenfalls erst in letzter Minute - am Samstag um 8 Uhr - aufgestellt.
Am Veranstaltungstag selbst war dann von den unverhältnismäßig strengen Sicherheitsrichtlinien de facto aber keine Rede mehr, denn es gab überhaupt keine Sicherheitskontrollen, was auch damit zu tun haben könnte, dass das eingesetzte Sicherheitspersonal nach eigenen Angaben bis zur sprichwörtlichen letzten Minute rekrutiert worden war und selbst relativ ahnungslos und überfordert wirkte. Überfordert war scheinbar auch das zur Einweisung der Flugzeuge eingesetzte Personal - dieses lotste gleich zum Auftakt einen Oldtimer direkt in eine Schautafel, die vom Propeller des Flugzeuges zu sprichwörtlichem Kleinholz verarbeitet wurde. Die Maschine musste anschließend am Boden bleiben, herumfliegende Splitter trafen auch ein weiteres Oldtimerflugzeug, das zum Glück unbeschädigt blieb. In einem weiteren Fall wies das Personal den Piloten mehrerer Maschinen Stellplätze unmittelbar vor einem Spotterbereich zu, sodass den zahlenden Fotografen die Sicht auf die startenden und landenden Maschinen verstellt war. Erst nach Protesten der Spotter wurden die Flugzeuge dann umgeparkt.
Eine böse Überraschung erlebten auch jene Besucher, die sich zusätzlich zum Eintrittsticket noch für weitere 25 Euro einen Platz auf der so genannten "Tribüne" (als "Grandstand" bezeichnet und mit Foto beworben) gekauft hatten - eine "Tribüne" war allerdings überhaupt nicht vorhanden, sondern der "Grandstand" bestand lediglich aus ein paar Reihen aufgestellter Sessel. Dieser Umstand führte zu lautstarken Unmutsäußerungen der betroffenen Gäste. Noch unangenehmer war die Situation für die Besitzer von VIP-Tickets. Für stolze 95 Euro hatten sie einen eigenen Bereich, Zutritt zum VIP-Zelt mit Verpflegung. Doch genau die blieb aus. Das angekündigte Buffet entpuppte sich als leere Versprechung, lediglich ab und zu wurden Spätzle in geringer Menge geliefert. Viele Besitzer von VIP-Karten bekamen trotz langen Anstellens überhaupt nichts zu essen oder holten sich die Verpflegung kostenpflichtig von außerhalb des VIP-Bereiches. Lautstarke Diskussionen mit dem völlig überforderten Servicepersonal im VIP-Zelt waren somit vorprogrammiert und nicht zu überhören.
Hier räumten die Veranstalter gegenüber Austrian Wings zerknirscht Defizite ein: "Ja, gerade am Samstag hat es im VIP-Bereich Probleme mit dem Catering gegeben. Wir wollten hier einem regionalen Anbieter die Chance geben, der uns auch versichert hat, dass er die Kapazitäten dafür hat. Leider hat sich herausgestellt, dass das so nicht korrekt war. Daher haben wir hier auch Maßnahmen gesetzt: zum einen wurde dafür Sorge getragen, dass das VIP-Catering am Sonntag so klappt, wie es zu erwarten ist, zum anderen haben wir den VIP-Karten-Käufern vom Samstag eine Entschädigung angeboten. Abgesehen davon wird es natürlich auch entsprechende Nachbesprechungen geben, um alle wichtigen Punkte aufzuarbeiten und Verbesserungsmöglichkeiten zu definieren."
Caterer verwundert über Behauptungen des Veranstalters
Dieser Behauptung des Veranstalters widerspricht das verantwortliche Cateringunternehmen in einer E-Mail an die Austrian Wings Redaktion ebenso entschieden wie verwundert.
"Unser Betrieb produziert seit beinahe 30 Jahren Essen, aktuell haben wir einen Jahresausstoß von 250.000 bis 320.000 Mahlzeiten. Für das Airfest in Krems produzierten wir 25.000 Speisen, die selbstverständlich auch vor Ort waren", betont der Firmenchef. Die Logistik sei "nahezu perfekt" gewesen, das hätten ihm die Kunden "mehrmals mitgeteilt".
Für das Chaos im VIP-Bereich sei der Catering-Betrieb jedoch nicht verantwortlich zu machen, so der der Geschäftsführer: "Für diesen Bereich war unser Unternehmen anders als vom Veranstalter dargestellt überhaupt nicht verantwortlich. Das hat der Veranstalter selbst organisiert, unsere Firma erhielt lediglich den Auftrag, ein vegetarisches und ein Fleischgericht für 200 bis 250 Personen bereit zu stellen. Das haben wir auch gemacht. Vom angekündigten Großbuffet wussten wir im Vorfeld überhaupt nichts. Es gab auch mit der Leitung des VIP-Bereiches am Morgen keinelei Absprache wie das Ganze ablaufen sollte."
Um 11:30 sei dann wer von den Veranstaltern bei ihm aufgetaucht und habe erklärt, dass nun statt der 200 bis 250 bestellten Portionen plötzlich 450 Mahlzeiten benötigt würden. Außerdem hätte für den VIP-Bereich ein eigenes Kochzelt bereitstehen sollen, das aber nicht vorhanden war. Mit all dem habe der Caterer jedoch nichts zu tun gehabt, das sei einzig und allein Sache des Veranstalters gewesen.
Spotter verärgert
Ebenfalls verstimmt waren die Spotter, die für den Zugang zu eigens eingerichteten Fotobereichen 30 Euro bezahlt hatten. Eigentlich hätte der Sicherheitsdienst darüber wachen sollen, dass tatsächlich nur jene Fotografen mit schwarzem Armband Zutritt zu den Spotter-Areas erhielten, doch das war nicht gegeben. "Jeder ging in diesen Bereichen ein und aus und wir fragten uns, wofür wir extra dafür bezahlt hatten", schilderten verärgerte Spotter noch vor Ort gegenüber Austrian Wings. Erst nachdem Spotter das Sicherheitspersonal nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht hatten, dass diese Bereiche für sie reserviert waren, reagierten die Securities endlich.
Nicht viel besser die Situation für die Piloten. "Wir hatten absolut null Information, es gab zunächst kein Pilotenbriefing, danach wurde es mehrfach verschoben und als es dann endlich stattfand, verabsäumten es die Veranstalter, alle teilnehmenden Piloten rechtzeitig zu informieren", so ein Flugzeugführer resignierend.
Einige Besucher schilderten zudem, dass ihrem Eindruck nach manche Piloten im Bereich des VIP-Zeltes auch direkt über das Publikum flogen - seit dem verheerenden Flugtagunglück von Ramstein 1988 ein absolutes No Go.
Am Sonntag, dem zweiten Tag der Airshow, war die Organisation nach Angaben von Besuchern dann allerdings bereits deutlich besser, es sei alles "ganz gut abgelaufen", so der zu vernehmende wohlwollende Tenor der Luftfahrtfans.
Fazit
Eine grundsätzlich gelungene Airshow, die mit viel Herzblut, Einsatz und Engagement der Veranstalter und ihrer ehrenamtlichen Unterstützer, die eine Menge Arbeit auf sich geladen hatten, zustande kam, die jedoch gleichermaßen durch das angesprochene Organisationschaos bedauerlicherweise stark getrübt wurde. Neben dem nicht ganz so optimalen Wetter war dies sicherlich mit ein Grund dafür, dass die Veranstaltung mit 25.000 Besuchern deutlich hinter dem selbst gesteckten Ziel der Veranstalter von 40.000 Besuchern zurück blieb.
Eine Wiederholung der Veranstaltung erscheint aus Sicht von Luftfahrtfans jedenfalls wünschenswert, gerade in Österreich, wo die Luftfahrt ein Nischendasein fristet und zumeist nur geringe Unterstützung seitens der Politik erfährt - allerdings bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter aus den Fehlern ihres Erstversuchs im heurigen Jahr gelernt haben, beziehungsweise sich beim nächsten Mal entsprechend professionelle Unterstützung holen, damit aus einer "grundsätzlich gelungenen Airshow" auch tatsächlich eine im positivsten Sinn des Wortes "unvergessliche Airshow" wird. Das Potential dazu ist zweifellos gegeben, wie das Airfest 2017 gezeigt hat. Jetzt muss es nur noch genutzt werden.
Weitere Fotoimpressionen:
(HP, CZ, ER, PH / Fotos: Huber / Erenstein / Ranner / Zeilinger / Schmidt / Hollos)