„Es ist schon bezeichnend, wenn Eurowings derzeit Zeitungsannoncen in Osteuropa schaltet, um Personal für seinen Standort in Wien zu bekommen. Das Unternehmen schafft es ganz offensichtlich nicht, Arbeitskräfte in Österreich zu rekrutieren", so Johannes Schwarcz, Vorsitzender des Fachbereichs Luftfahrt in der Gewerkschaft vida. „Wenn Eurowings Europe Dumpinglöhne in der Kabine zahlt, braucht sich die Chefetage nicht wundern, dass bei Bewerbungsterminen in Österreich offenbar gähnende Leere herrscht", so der Gewerkschafter.
Billigkurs zahlen die Beschäftigten
„Billigfliegen hat seinen Preis. Nur zahlen den vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", bringt es Schwarcz auf den Punkt. Für ihn steht außer Zweifel, dass Eurowings gezielt auf eine Zwei-Klassen-Gesellschaft setzt, was das Gehaltsniveau anbelangt: „Beschäftigte, die in Deutschland stationiert sind, haben deutlich mehr auf ihren Lohn- und Gehaltsabrechnungen als ihre Kolleginnen und Kollegen in Österreich. Das entbehrt jeder Logik." Beschäftigte in Österreich werden mit Hungerlöhnen abgespeist, und da Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich ihr Leben damit schlicht und einfach nicht bestreiten können, muss Eurowings „seine Netze mittlerweile in Osteuropa auswerfen, um abheben zu können. Nur wer für faire und ordentliche Arbeitsbedingungen sorgt, hat keine Personalsorgen", ist der Gewerkschafter überzeugt.
Management setzt Rotstift an falschen Stellen an
Der Mutterkonzern Lufthansa fährt in Wien einen beinharten Sparkurs und zeigt keinerlei Interesse, die Abwärtsspirale für Löhne und Gehälter zu stoppen. „Der Wettbewerb mit anderen Airlines wird einzig und allein über die Personalkosten betrieben. Die Kolleginnen und Kollegen müssen es ausbaden, dass es aufgeblähte Führungsetagen gibt, in die Millionen fließen. Ausbeuterei wird bei Eurowings offenbar fürstlich be- und entlohnt. Geschäftsführer Dieter Watzak-Helmer und seine Managerkollegen gönnen sich Boni in schwindelerregenden Höhen und leisten noch nicht einmal gute Arbeit. Nicht umsonst haben wir die aktuellen Verhandlungen über einen Kollektivvertrag vorläufig unterbrochen", ärgert sich Schwarcz. „Wir sind die Einzigen, die für den Schutz des Personals einstehen und endlich für gute Arbeitsbedingungen sorgen wollen. Für Kabinenchefin Nicole Jung sind diese Punkte offenbar nur Nebenschauplätze, auch eingehaltene Zusagen gegenüber ihren Kabinenmitarbeitern sieht sie eher als nicht bindend an", ergänzt der Gewerkschafter.
Branchen-KV muss her
Die Lösung des Problems liegt für den vida-Fachbereich Luftfahrt auf der Hand: Damit Lohn- und Sozialdumping in Zukunft keine Chance haben, muss ein Branchen-Kollektivvertrag her, wie er auch in so gut wie allen anderen Branchen in Österreich üblich ist. „Es ist unerträglich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Eurowings Europe im kollektivvertragslosen Zustand und im sozialen Leerraum stehen. Sie sind nichts anderes als Leibeigene, solange sich das Unternehmen weder an nationale noch an internationale Regeln hält, etwa bei Arbeitszeit- oder Pausenregelungen", kritisiert der vida-Gewerkschafter. In bunten Anzeigen lockt das Unternehmen Bewerberinnen und Bewerber mit den Worten „Bringen Sie einfach ihre Dokumente, etwas Zeit und ein Lächeln" zu ihren Vorstellungsgesprächen. „Was sie vergessen haben dazuzuschreiben, ist, dass die Menschen bereit sein müssen, sich massiv ausbeuten zu lassen", schließt Schwarcz.
(red / vida via APA-OTS)