Österreich

Interview: Neuer Geschäftsführer am Kärnten Airport (KLU)

Am 1. September 2017 hat Dipl-Ing. Michael KUNZ (53) die Nachfolge von Mag. Max Schintlmeister angetreten, der seinen Vertrag am Kärnten Airport nicht mehr verlängern wollte. Michael Kunz war davor in führender Position für Fraport als Berater im Flughafenbusiness tätig. Der deutsche Manager ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und ist begeisterter Österreich Fan. Mit Austrian Wings Korrespondent Franz Zussner sprach Kunz über seine Pläne, dem Flughafen Klagenfurt wieder mehr Leben einzuhauchen.

AW: Was hat Sie gereizt, den Job am Kärnten Airport zu übernehmen?

Kunz: Die reizvolle Aufgabe, an einem kleinen Regionalflughafen als Manager alles machen zu können, nicht nur eine vordefinierte bestimmte Aufgabe. Ich habe bei Fraport in meiner Laufbahn alles erreicht, war am Höhepunkt und wollte mich entscheiden so wie bisher weiterzumachen oder eine ganz neue Aufgabe zu übernehmen. Eigentlich hatte ich mich schon vor fünf Jahren für den Job am Kärnten Airport interessiert, aber das Timing passte damals noch nicht. Jetzt hat es exakt gepasst, ich habe mich beworben und bin mit meinen Vorstellungen als Erster aus dem Hearing hervorgegangen.

AW: Ihr Vorgänger hat ja alles Menschenmögliche unternommen, um KLU vorwärts zu bringen, hat dabei Einiges erreicht, Manches aber nicht. Was können Sie besser machen?

Kunz: Mein Vorgänger Max Schintlmeister hat sehr gute Arbeit für KLU geleistet und eigentlich müsste ich ja nur seine Arbeit fortsetzen. Doch jeder Mensch ist anders und vielleicht gelingt mir der große Wurf in KLU. Grundsätzlich gilt es, den Airport so zu positionieren, dass er wahrgenommen wird, denn die Konkurrenz rundherum ist groß genug. Graz, Ljubljana, Triest(Ronchi), Salzburg sind attraktive Konkurrenten und luftfahrtmäßig sehr nahe an KLU. Trotzdem werde ich mit diesen Airports in Kontakt treten und versuchen, gemeinsame Lösungen zu suchen. Es müssen ja nicht alle diese Airports die gleichen Destinationen anbieten, sondern vielleicht könnte man diese gemeinschaftlich aufteilen, einen Versuch ist es jedenfalls wert. Meine ersten diesbezüglichen Gespräche werde ich noch im Oktober mit dem Flughafen Ljubljana führen.

AW: Ab KLU wird derzeit nur der Hub Wien von der AUA angeflogen. Die Wirtschaft in Kärnten fordert aber immer wieder auch eine Anbindung an den Hub Frankfurt/Main. Eine Möglichkeit?

Kunz: Ein Ziel ja, aber FRA ist wie Wien auch ein Star Alliance Hub und das ist deshalb für AUA bzw. LH nicht interessant. Für mich wäre die Anbindung an einen zweiten Hub schon sehr interessant, der sollte aber ein Skyteam bzw. oneworld Hub sein. Hier wäre Amsterdam ein erstrebenswertes Ziel ab KLU anzufliegen, Paris ebenso. Das geht aber natürlich nicht von heute auf morgen.

AW: Sehen Sie den Kärnten Airport eher als touristischen Flughafen mit eher geringen Linienverkehr oder halten sich beide Segmente die Waage?

Kunz: Ja schon, aber der touristische Verkehr überwiegt. Die Kärnten Werbung bzw. die ganze Tourismus-Wirtschaft sollte Kärnten dort bekannt machen, wo Incoming Verkehr zu erwarten ist. Das trifft vor allem auf UK, Skandinavien die Benelux-Länder und Norddeutschland zu. Dort steigt man ins Flugzeug und fliegt nach Kärnten. Vorausgesetzt, die Infrastruktur nach der Landung in KLU passt. Also Transfer, Mietwagen usw. sind, wie es der Fluggast erwartet, ein fixer Bestandteil seiner Pauschalreise. Nicht zu vergessen wäre der sehr große Markt Russland, wo viele wohlhabende Touristen nach Kärnten fliegen würden.

AW: Kärnten ist ja auch ein bekanntes Wintersportland. Könnte man da nicht auch mit partizipieren? Innsbruck und Salzburg wären da große Vorbilder?

Kunz: Ja selbstverständlich. Salzburg und Innsbruck wird man dabei wohl nicht Paroli bieten können, aber mit gutem Willen, sollten auch für Kärnten fixe Wintercharter-Incomingflüge möglich sein. Mit Bad Kleinkirchheim, der Gerlitzen, dem Naßfeld u.v.m. wären da große Skigebiete, die Winter-Charterflüge nach KLU rechtfertigen würden und noch dazu höchst positiv. Auch hier gilt: „Je mehr Werbung und Initiativen von den beteiligten Wirtschaftsbetrieben ausgehen, desto mehr Erfolg werden diese Winter-Incoming-Charter aufzuweisen haben.

AW: Kann man auch den Linienverkehr um die eine oder andere Destination erweitern?

Kunz: Ja, klar. Köln/Bonn mit Germanwings/Eurowings läuft sehr gut. Hamburg ebenfalls mit leider nur zwei wöchentlichen Flügen. Berlin(TXL) wurde von Germanwings leider ausgesetzt, wird aber von Ende November 2017 bis Anfang März 2018 einmal wöchentlich, an Sonntagen, wieder ins Programm genommen mit dem Ausblick, mehr wöchentliche Flüge nach TXL anbieten zu können. Der Bedarf wäre vorhanden. Erstmals wird auch easyJet von Mitte Dezember 2017 bis Ende März 2018 einen wöchentlichen Flug (Sa) nach London Gatwick (LGW) anbieten. LGW ist neben LHR der zweitgrößte Airport in London und bietet auch sehr viele Umsteige-Verbindungen in alle Welt. Weiters wird die niederländische Transavia vom 20. Jänner bis 03. Februar 2018 zwei wöchentliche Flüge (Mi, Sa) von KLU nach Rotterdam anbieten. Beide Airlines und wir in KLU sehen dies als „Probeläufe“, um die Passagierströme hier auszuloten und beide Airlines vom Kärntner Markt zu überzeugen. Wie schon gesagt, Amsterdam als Skyteam-Hub, eventuell Hannover im Norden Deutschlands, natürlich London wären realistische Ziele ab KLU. Manchmal denke ich auch an Destinationen im arabischen Raum. Dort ist die Bevölkerung sehr reisefreudig und liebt österreichische Destinationen ob der optimalen klimatischen Verhältnisse.

AW: Gibt’s Projekte, die auch das Terminal, Stichwort: „non aviation“ betreffen?

Kunz: Ja, die gibt’s. Oberste Priorität hat die Wiedereröffnung des Airport-Restaurants. Ein internationaler Flughafen ohne größeren Gastrobetrieb ist ja eigentlich unvorstellbar. Ferner sollten ein paar interessante Shops ins Terminal kommen und die Security-Bereiche gehören adaptiert.

AW: Wie sehen Sie die Gebührensituation?

Kunz: Für die Airlines sind die Handling-Gebühren immer zu hoch. Gelegentlich ist halt Flughafen-Bashing angesagt. Die Luftverkehrsabgabe, wie sie Österreich und Deutschland haben, ist ein Nachteil und gehört nicht nur reduziert, sondern auch abgeschafft. Auch die Fuel-Preise sind natürlich am kleinen Airport nicht so günstig, wie anderswo, aber nicht so leicht zu ändern. Wir in KLU sind gerade dabei, unseren Gebühren-Dschungel etwas zu durchforsten. Kann für die Kunden nur positiv ausgehen.

AW: Was sagen Sie zu bevorstehenden Privatisierung des Flughafens?

Kunz: Alles in bester Ordnung oder vielleicht noch besser, weil ein Investor doch sehr an dem Um-und Ausbau der bestehenden Infrastruktur usw. interessiert ist und daher sehr viel Geld zur Verfügung stellt, viel mehr als es die politischen Eigentümer je könnten. Deshalb ein ganz klares JA zur Privatisierung des Flughafens.

AW: Lieber Herr Kunz, vielen Dank für das Gespräch

Text & Fotos: Franz Zussner für Austrian Wings