1974 scheint der Terrorismus in der Bundesrepublik schon fast besiegt: Der harte Kern der Rote Armee Fraktion ist verhaftet. Die Verurteilung der RAF-Mitglieder Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in einem ordentlichen Prozess werde der Bedrohung ein Ende bereiten – glauben viele. Doch dann werden die Jahre 1974 bis 1977 zu den blutigsten in der Geschichte des linken Terrors. Attentate und Geiselnahmen halten die Öffentlichkeit in Atem. Am Ende entsteht mit der Entführung Hanns Martin Schleyers und der Lufthansa-Maschine „Landshut“ der „Deutsche Herbst“, die größte innenpolitische Krise der Bundesrepublik. Seit dem Frühjahr 2017 greift der SWR das krisenhafte Jahr in seinen Programmen auf. Neben den bereits ausgestrahlten Sendungen wird die Entführung der „Landshut“ Thema einer „betrifft“-Reportage sein, der Stuttgarter „Tatort – Der rote Schatten“ erzählt von Auswirkungen des „Deutschen Herbstes“ auf die Gegenwart, SWR2 bringt u. a. eine einstündige Hörfunk-Sondersendung vom 18. Oktober 1977
Die Geiseln von Mogadischu – Das Leben nach der „Landshut“-Entführung
Mit der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ im Jahr 1977 rückten erstmals deutsche „Normalbürger“ ins Visier von Terroristen. Für die Opfer von damals bleibt diese Entführung bis heute ein tiefer Einschnitt in ihrer Biografie. Zwischen dem 13. und 17. Oktober 1977 befindet sich die „Landshut“ mit 86 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern in der Gewalt palästinensischer Terroristen. Nach fünf Tagen wird die Entführung durch die deutsche Spezialeinheit GSG 9 spektakulär beendet. Die Bundesrepublik Deutschland hatte die bis dahin größte terroristische Herausforderung ihrer Geschichte bestanden. Doch für die meisten Geiseln, die 106 Stunden in Todesangst ausharren mussten, war die Entführung ein Erlebnis, das bis heute Spuren hinterlassen hat. Der Film von Martina Treuter und Martin Rupps erzählt die Geschichte der Entführung aus der Perspektive der Opfer. Viele kamen mit den traumatischen Erlebnissen nur schwer zurecht. Wie wäre ihr Leben wohl sonst verlaufen? Und warum kann eine so einschneidende Erfahrung solche Macht über Menschen haben – selbst nach vier Jahrzehnten? Das Erste sendet die Reportage auf dem Sendeplatz „Geschichte im Ersten“ am 9. Oktober ab 23:30 Uhr. Im Rahmen des SWR-Thementages am 18. Oktober wird er um 21 Uhr im SWR Fernsehen erneut zu sehen sein.
Ein Stück deutscher Geschichte kehrt zurück
„Die letzte Reise der ‚Landshut‘ – Eine Flugzeuglegende kommt ins Museum“ begleitet die „Deutschland-Reportage“ am Samstag, 14.10., 16:30 Uhr im Ersten: Seit 2008 stand sie ausgemustert am Rande des Flughafens der nordbrasilianischen Stadt Fortaleza. Im Herbst 2017 kommt die Boeing 737 nach Deutschland zurück. 40 Jahre nach ihrer Entführung durch palästinensische Terroristen soll sie als Stück deutscher Zeitgeschichte im Dornier-Museum in Friedrichshafen als Mahnmal gegen den Terror ausgestellt werden. Der Rückholungsaktion waren lange Verhandlungen und die Zahlung von Überführung und Restaurierung durch die Bundesregierung vorausgegangen. Für den ehemaligen Co-Piloten Jürgen Vietor und Stewardess Gabriele von Lutzau geht damit ein Traum in Erfüllung. Pünktlich zum Jahrestag der Entführung im Oktober 2017 soll das Flugzeug feierlich der Öffentlichkeit präsentiert werden. Der Film von Martina Treuter begleitet die letzte Reise der „Landshut“ zurück nach Deutschland und erzählt auch deren dramatische Entführungsgeschichte noch einmal. Unter dem Titel „betrifft: Die Rückkehr der ‚Landshut‘“ bringt das SWR Fernsehen am Mittwoch, 18. Oktober, ab 20:15 Uhr eine 45-minütige Fassung im Rahmen des SWR-Thementages.
(red / SWR)