Elektroautos sind derzeit in aller Munde. Leise, abgasfrei, umweltschonend und wenn möglich auch noch preisgünstig sollen sie sein. Dass vor einigen Jahrzehnten auch ein Flugzeug mit E-Motor am Flugplatz Wels in die Lüfte stieg, blieb in der öffentlichen Berichterstattung und Wahrnehmung bisher nahezu unerwähnt und ist schon (fast ) vergessen. Doch ein glücklicher Zufall wollte es, dass dieses weltweit allererste Flugzeug mit Elektro-Antrieb, wenn schon nicht mehr fliegen, so doch fast im Original, einen zweiten “Rollout” am Luftfahrt-Museum Graz-Thalerhof erfuhr.
Die Idee, ein Flugzeug mit Batteriestrom-Antrieb in die Lüfte zu erheben, hatte ursprünglich Heinrich Brditschka, der als gelernter Schmuckwarendesigner auch ein ein begeisterter Hobby-Flugzeug-Bauer war. Sein deutscher Freund, Fred Militky, ein begeisterter Modellflugzeugbauer, stattete um Lärm zu vermeiden, seine Modellflieger nicht mit Verbrennungsmotoren, sondern mit Batterien aus. Dabei kam eben Heinrich Brditschka die Idee, nicht nur Modellflieger, sondern auch bemannte Flugzeuge mit einem batteriebetriebenen Elektromotor auszustatten. Gesagt, getan. Die Firmen VARTA (Batterien) und BOSCH (Motor) konnten für das Projekt E-Flugzeug gewonnen werden und nach kurzer Bauzeit fand am 21. Oktober 1973 am Flugplatz Wels, der weltweit allererste bemannte Flug mit Batterie-Antrieb statt. Pilot war damals Ing. Heino Briditschka, der Sohn von Heinrich Brditschka. Nach einer Startstrecke von rund 70 Metern hob die OE-3029 "Militky-Brditschka (MB E1)" zum rund 14 Minuten dauernden Erstflug ab. Die MB E1 erreichte eine Höhe zwischen 300 und 360 Metern und eine Geschwindigkeit von 139 km/h. Die Batterien lieferten rund 15KW und waren zusammen mit dem Motor genau im Schwerpunkt gelagert, so dass kein Trimmen erforderlich war. Das MTOW betrug 440 Kilogramm. Auch die Antriebs-Leitungen konnten sehr kurz gehalten werden. Mit diesem Erstflug kam Ing. Heino Brdlitschka ins Buch der Rekorde.
Leider geriet dieser innovative Erstflug rasch in Vergessenheit – die Energiekrise war bald vorüber – und so machte sich kaum jemand Gedanken über eine zukünftige elektrisch angetriebene Luftfahrt. Erst jetzt aufgrund des aufkommenden Booms der E-Mobility im Autoverkehr, erinnert man sich wieder an diesen Erstflug. Die Zelle der MB E1 kam, nicht mehr nachvollziehbar, ins Luftfahrt-Museum nach Graz und staubte da rund zwanzig Jahre in einer verborgenen Ecke dahin.
Dipl.-Ing. Heimo Stadlbauer, ein aktives Mitglied des Luftfahrt-Museums, ist vor rund anderthalb Jahren, bei einem Checkrundgang im Museum auf den Rumpfteil der MB-E1 gestoßen und ging der Sache auf den Grund. Durch seine Bekanntschaft mit Dr. Reinhard Lernbeiss, einen AUA-Flugkapitän. sowie Förderer und Promotor solch innovativer Ideen und Projekte in der Luftfahrt, wurde der Kontakt zu Ing. Heino Brditschka hergestellt und so nahm das Projekt “MB E1” Rollout “zwei” Fahrt auf. Die fehlenden Flugzeugteile wurden nach Graz gebracht und dann von einem Studententeam der FH Joanneum-Aviation in Graz als Projektarbeit in gut einem Monat zur MB-E1 zusammengebaut. Der Rumpf ist noch im Original erhalten, während die anderen Flugzeugteile neu errichtet werden mussten. Am gestrigen Nationalfeiertag konnte dann die restaurierte MB-E1 (nicht flugfähig) den Museumsbesuchern präsentiert werden.
Ing. Heino Brditschka (67) hat die HTL für Flugtechnik in Wien absolviert, ist Gesellschafte²r der HB Flugtechnik GmbH in Haid/OÖ sowie Flugplatzhalter und Betriebsleiter des Werksflugplatzes Hofkirchen(LOLH) in Oberösterreich. HB Aircraft entwickelte den Motorsegler HB-21 und HB-23. Im Auftrag von ORF und AK OÖ startet täglich vom Flugplatz Hofkirchen eine HB-23/Scanliner,um die Verkehrssituation um Großraum Linz zu beobachten. Ferner gehören Fotoflüge, Bannerschlepp, Beobachtungs- und Rundflüge zum Repertoire von HB. Heute ist HB ein EASA zertifizierter Wartungsbetrieb für Flugzeuge bis 1000 Kilogramm.
Als ehrgeiziges Projekt verfolgt HB Flugzeugtechnik das bewährte Flugzeug HB-23 zu überarbeiten und anstelle des Verbrennungsmotors es mit einem CO² neutralen Elektromotor auszustatten. Elektrische Antriebe haben einzigartige Vorteile und verändern dabei den Charakter des Fliegens völlig, so Brditschka. Hohe Effizienz, verbesserte Umweltverträglichkeit, flüsterleiser Betrieb, Verlässlichkeit, einfacher Aufbau, vibrationsloser Lauf usw. sind einige der Vorteile des E-Motors. Innovative Firmen, die dabei mitmachen, sollen forschen und Förderungen dafür erhalten, so Dr. Lernbeiss. Die Firma Magna in Graz zeigt schon großes Interesse. Innovative Standortpolitik ist wichtig und gehört unterstützt, so Promotor Dr. R. Lernbeiss.
Text & Fotos: Franz Zussner, Austrian Wings