Wie am Dienstag der Geschäftsführer der Flughafen Friedrichshafen GmbH (FFG), Claus-Dieter Wehr, im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab, sei ein Restrukturierungskonzept mit den Gesellschaftern erarbeitet worden, das in den kommenden Wochen Gegenstand der Gremien der Stadt Friedrichshafen und des Bodenseekreises sein wird. Die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis sind die beiden Hauptgesellschafter des Flughafens. „Ich bin überzeugt, dass wir mit einem soliden Plan und gut durchdachten Maßnahmenpaket den Flughafen Friedrichshafen aus den Turbulenzen navigieren und auf ein stabiles wirtschaftliches Fundament stellen können“, so Wehr.
Die wirtschaftliche Ausgangslage sei zwar nicht einfach (in den Jahren 2015 und 2016 wurde jeweils ein Jahresverlust von 1,5 Mio. Euro ausgewiesen, für 2017 ist ein Verlust von rund 2 Mio. Euro zu erwarten) und auch die Insolvenzen der in Friedrichshafen beheimateten „Home Carrier“-Airlines (Hamburg Airways, InterSky, VLM) der letzten Jahre seien Rückschläge gewesen, räumte Wehr ein. Aber trotz dieser Schwierigkeiten habe man im operativen Geschäft gut gewirtschaftet. „Wir haben bewiesen, dass wir, wenn man Zins-, Tilgungs- und Abschreibungslasten außen vor lässt, aus eigener Kraft ein positives Betriebsergebnis erzielen können. Und das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit bei Regionalflughäfen“, so der Geschäftsführer. Seit 2012 lag das operative Ergebnis der FFG zwischen +1,7 Mio. Euro und +2,7 Mio. Euro. Auch aktuell erwirtschaftet die FFG trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im laufenden Geschäft ein positives Betriebsergebnis (EBITDA = Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen). Erreicht werden konnte dies durch erhebliche Sparanstrengungen und konsequente Organisationsoptimierungen.
„Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir eine solide wirtschaftliche Basis für die kommenden Jahre legen müssen. Auch bisher zurückgestellte und neue, insbesondere sicherheitsrelevante Investitionen sind in diesem Zeitraum umzusetzen. Eine finanzielle Neuausrichtung ist unumgänglich“, so Wehr. Die Restrukturierung sieht nach Planungen des Flughafens für die kommenden drei Jahre seitens der Gesellschafter neue Darlehen in Höhe von jährlich rund 4,5 Mio. Euro, d. h. insgesamt 13,6 Mio. Euro, vor. Ein Teil davon, 6,9 Mio. Euro, wolle man für die Tilgung von Darlehen verwenden, um die Zinslast zu senken. Mit den verbleibenden 6,7 Mio. Euro solle ein Teil der anstehenden Investitionskosten (insgesamt rund 13,2 Mio. Euro bis 2022) gedeckt werden. Den Rest der aufzubringenden Investitionskosten könne man aus dem laufenden Geschäft finanzieren. Auch sei man für etwaige Investitionszuschüsse mit dem Land Baden-Württemberg im Gespräch.
Das Restrukturierungskonzept sieht darüber hinaus vor, dass die bis dahin gewährten Darlehen im Jahr 2021 in Eigenkapital gewandelt werden. „Damit wird in die Substanz des Flughafens investiert und die Eigenkapitalbasis nachhaltig gestärkt“, so Wehr. Die Fremdfinanzierung der Banken würde nach Umsetzung der Maßnahmen von rund 17 Mio. Euro auf rund 12 Mio. Euro sinken. Eine Eigenkapitalquote von 51 Prozent könnte so erreicht werden.
Für die Zukunft setze man auf die strategische Weiterentwicklung aller für die Bodenseeregion wichtigen Verkehrssegmente. Dies sind die Drehkreuzverbindungen, die Direktflüge zu innerdeutschen Städten, der Touristikbereich, das Low Cost Segment und die allgemeine Luftfahrt. Aufgrund der vorhandenen Nachfrage zeigt sich der Flughafen überzeugt, dass sich in all diesen Segmenten die Verkehre positiv entwickeln werden.
Das finanzielle Restrukturierungskonzept ist vorbehaltlich der Zustimmung der jeweiligen Gremien seitens der Gesellschafter beschlossen worden. Nun steht das Konzept zur Beratung und Beschlussfassung in den weiteren politischen Gremien an. Wehr hofft auf eine breite Unterstützung, um damit den Flughafen für die Zukunft wirtschaftlich gut aufstellen zu können. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Weg gehen können, denn der Flughafen Friedrichshafen ist ein traditionsreicher, wichtiger Pfeiler der regionalen Verkehrsinfrastruktur und unser Tor zur Welt. Und nicht zuletzt die rund 700 Arbeitsplätze, die direkt mit dem Flughafen Friedrichshafen verbunden sind, sind jede Anstrengung wert“, so Wehr.
(red / FDH)