Österreich

Julius Arigi - der österreichische "Ritter der Lüfte" aus dem Norden Böhmens

Julius Arigi

Schon seit der k.u.k-Monarchie hat Österreich eine beeindruckende Luftfahrttradition. Einer der Pioniere, den die österreichische Luftwaffe des Ersten Weltkrieges hervorgebracht hat, war Julius Arigi.

Geboren wurde Julius Arigi am  3. Oktober 1895 in Tetschen (Decin). Die nordböhmische Stadt war seit Jahrhunderten von einer vornehmlich deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt und gehörte zur k.u.k.-Monarchie unter dem österreichischen Kaiser Franz Josef. Zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag meldete sich der ausgebildete Elektrotechniker 1913 freiwillig zur k.u.k. Luftschifferabteilung, wo er sich für drei Jahre verpflichtete. Seine Flugausbildung erhielt der technikbegeisterte junge Mann an der militäraernautischen Anstalt in Fischamend.

Im November 1914 erhielt Arigi das so genannte Feldpilotendiplom, anschließend erfolgte seine Versetzung zur Fliegerkompanie 6 auf dem Balkan. Hier absolvierte der Österreicher in erster Linie Aufklärungs- und Artilleriebeobachtungsflüge.

Wegen eines Motorschadens musste Arigi im Oktober 1915 in Montenegro notlanden und geriet in Kriegsgefangenschaft. Fünfmal versuchte der 20-Jährige auszubrechen und scheiterte. Bei einem Arbeitseinsatz in einer Kaserne in Podgorica gelangt es ihm, die Limousine von König Nikola I. zu stehlen und sich zu den eigenen Linien durchzuschlagen. Ende Jänner 1916 war Arigi wieder bei der Fliegerkompanie 6 im Einsatz.

Nach einer Verlegung der Einheit errang der Flieger am 22. August 1916 schließlich seine ersten fünf Luftsiege, als er es alleine mit sechs gegnerischen Maschinen aufnahm. Mit diesem Husarenstück wurde Arigi mit einem Schlag zum Fliegerass.

Wenige Monate später erfolgte eine erneute Verlegung, was zur Folge hatte, dass der erfahrene Frontflieger fortan Bomber bei ihren Missionen als Jagdschutz eskortierte. Im Frühjahr 1917 wurde Arigi dem Kommando von Godwin Brumowski, dem erfolgreichsten Jagdflieger der k.u.k-Monarchie, unterstellt, doch zwischen den beiden Männer bestanden erhebliche Differenzen, weswegen Arigi wenig später zur bei Pergine Valsugana stationierten Jagdfliegerkompanie 55J wechselte. Er beendete den Ersten Weltkrieg mit 32 bestätigten Luftsiegen, womit Arigi nach Godwin Brumowski der zweiterfolgreichste Jagdflieger der Monarchie und dementsprechend hoch dekoriert war. Unter anderem war ihm gleich viermal die goldene Tapferkeitsmedaille verliehen worden.

Nach Kriegsende
Mit Ende des Ersten Weltkrieges wurden die seit Jahrhunderten fast ausschließlich von Deutschsprachigen besiedelten Gebiete Böhmens und Mährens gegen den Willen der dort lebenden Bevölkerung von den Alliierten der neu gegründeten Tschechoslowakei zugesprochen. Arigi kehrte dennoch in seine Heimat zurück und rief 1919 zunächst das Flugunternehmen Ikarus und 1921 in Marienbad den Weltbäderflugverkehr ins Leben. Letzterer war eine Regionalfluggesellschaft, die auf der Strecke Prag-Karlsbad-Marienbad-Franzensbad operierte.

Da sich die Lebenssituation der deutschsprachigen Alt-Österreicher - sie stellten rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Staates - auf dem Gebiet der Tschechoslowakei durch massiven Druck der nationalistischen Regierung aus Prag sowie durch die Weltwirtschaftskrise stets verschlechterte, was zu nicht weniger als 20.000 Selbstmorden allein im Jahr 1931 und zu einer der höchsten Kindersterblichkeitsraten in Europa führte, entschloss sich der hochdekorierte Pilot im Jahr 1934 zum Umzug nach Berlin, wo es ihn allerdings nicht lange hielt. Bald darauf siedelte Arigi nach Wien über und nahm 1936 erneut die österreichische Staatsbürgerschaft an. Gemeinsam mit mit Benno Fiala von Fernbrugg gründete er die Flugzeugfabrik Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH.

"Anschluss" und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Einmarsch deutscher Truppen und dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde Arigi zunächst festgenommen, kam jedoch kurz darauf wieder frei und erhielt das Angebot, als Hauptmann in die Luftwaffe einzutreten. Hier wurde er Fluglehrer an der Jagdfliegerschule 5 in Schwechat. Zu den von ihm ausgebildeten Flugschülern gehörten spätere Asse wie Walter Nowotny und Hans-Joachim Marseille. Darüber hinaus unterwies er angehende Piloten in Ungarn, auf dem Balkan sowie in Nordafrika. Das Kriegsende erlebte der Offizier in Marienbad. Gemeinsam mit rund drei Millionen Alt-Östereichern, die auf dem Gebiet der Tschechoslowakei lebten, wurden Arigi auf Grundlage der Benes-Dekrete aus seiner ursprünglichen Heimat vertrieben.

Zivilleben
Zunächst in Wien gestrandet, übersiedelte Arigi später nach Seewalchen, wo er als Handelsvertreter tätig war und ab 1957 als Privatpilot wieder in die Lüfte ging. Hier verstarb er am 1. August 1981 im Alter von 85 Jahren. Julius Arigi war seit 1930 mit Franziska Hammerschmidt, einer Hotelierstochter aus Marienbad, verheiratet. Aus der Verbindung stammten zwei Söhne. Einer von ihnen, Peter Arigi, verschwand 1994. Seitdem der hochverschuldete Erfinder am 7. November 1994 seine Schwiegermutter von Seewalchen nach Bad Ischl chauffiert hatte, fehlt von ihm jede Spur. Sein BMW samt Reisepass wurden beim Linzer Bahnhof entdeckt. Bis heute ist unklar, ob Peter Arigi "untergetaucht" oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.

Kontroverse
Während die fliegerischen Leistungen Julius Arigis unbestritten sind, so ist seine politische Agitation durchaus kritisch zu betrachten. Einerseits trat er bereits 1928 der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei bei, andererseits wurde Arigi 1938 von den Nationalsozialisten kurzfristig verhaftet. Sein Antrag auf Aufnahme in die NSDAP wiederum wurde 1939 zwar abgelehnt, dennoch erfolgte seine Ernennung zum "Gauamtsleiter" der "Gauleitung für Niederdonau".

(red)